FC Augsburg - Borussia Dortmund 2:1 (1:1), Tore: 0:1 Donyell Malen (4.), 1:1 und 2:1 Alexis Claude-Maurice (25., 50.)
Die Ausgangslage war für den BVB so klar, sie war eigentlich schon zu klar. Nach dem 2:5 von Madrid, als Real in Halbzeit zwei wie eine königliche Lawine über die Borussia rauschte, schicken sie die Götter beziehungsweise die Spielplan-Architekten der DFL ausgerechnet nach Augsburg. Auswärts in Augsburg ist mittlerweile nicht nur unter BVB-Fans ein Pars pro toto für die chronische Schwäche des Klubs, unangenehme Liga-Pflichtaufgaben in der Fremde zu lösen. Von den vergangenen fünf Spielen am Lech hatte Dortmund nur eins gewonnen. Obwohl die Warnleuchten also so hell blinkten, wie selten zuvor – es nützte nichts. Dortmunds trübe Woche ist perfekt, die Herbstkrise ist da.
Dabei startete das Spiel aus Borussia-Sicht optimal. Stürmer Serhou Guirassy, schon im Bernabéu mit genialen Momenten, bereitete elegant vor, Donyell Malen sagte Danke. Doch trotz hoher Ballbesitzzahlen bekam Dortmund keinen echten Druck aufs gegnerische Tor, der FCA nutzte dafür seinen ersten Konter, weil Nico Schlotterbeck gegen Alexis Claude-Maurice zu oft und zu leicht die Orientierung verlor.
Nach der Pause brachte Trainer Sahin Pascal Groß ins Spiel und Emre Can, er ersetzte den offenbar angeschlagenen Waldemar Anton. Und Can, seit langer Zeit Ziel harscher Kritik einzelner Dortmunder Anhänger, unterlief ein grober Fehler. Elvis Rexhbecajs Flanke wehrte der Kapitän unglücklich vor die Füße von Claude-Maurice ab, der frei ins lange Eck zum Doppelpack traf. Von da an war Sahins Team von der Rolle, Julian Ryerson musste verletzt vom Platz, der 18-jährige Liganeuling Almugera Kabar kam und flog auch noch kurz vor Schlusspfiff mit Gelb-Rot vom Platz. Jamie Gittens hatte noch eine gute Chance, es gab unglaubliche zehn Minuten Nachspielzeit, aber dem BVB gelang nichts mehr.
Von vier Liga-Auswärtsspielen hat Dortmund damit keines gewonnen und drei verloren. Für Trainer Sahin wird es von nun an ungemütlich – und das Pokalspiel in Wolfsburg am Dienstag bekommt eine besondere Brisanz.
RB Leipzig - SC Freiburg 3:1 (0:1), Tore: 0:1 Ritsu Doan (15.), 1:1 Willi Orban (47.), 2:1 Lutsharel Geertruida (58.), 3:1 Lois Openda (78.)

Wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die mit einem Sieg jeweils (zumindest vorübergehend) die Tabellenspitze übernehmen können, heißt das Spitzenspiel – und diesem Anspruch wurden beide Teams gerecht. Zunächst waren es die Freiburger, die Ambitionen auf den Spitzenplatz anmeldeten. In der ersten halben Stunde gelang ihnen viel, besonders ihren formstarken Flügelspielern Vincenzo Grifo und Ritsu Doan. Grifo flankte von links auf den entfernten Pfosten, wo Doan per Kopfball traf – Assist Nummer fünf in dieser Saison für den Italiener, Tor Nummer vier für den Japaner – und in der 15. Minute schon das überfällige Führungstor für den Sport-Club.
RB musste Verletzungsprobleme kompensieren, nach Nationalspieler David Raum (Sprunggelenk) ist Xavi Simons der zweite Langzeitausfall, nachdem er sich unter der Woche in der Champions League gegen Liverpool eine schwerwiegende Knöchelverletzung zugezogen hatte. Zur zweiten Hälfte blieb außerdem Torwart Peter Gulacsi draußen. Aber die Leipziger kämpften sich ins Spiel zurück.
Nachdem vor der Pause Benjamin Sesko noch bei zwei Großchancen an Freiburgs Torwart Noah Atubolu gescheitert war, traf Verteidiger Willi Orban kurz nach der Pause zum Ausgleich. Dann war es der starke Simons-Ersatz Christoph Baumgartner, der den von Lois Openda vorgelegten Führungstreffer durch Lutsharel Geertruida einleitete. Beim Jubeln hielten die Leipziger Raum- und Simons-Trikots hoch.
Danach verwalteten die sie die Führung – und konterten zum 3:1 durch Openda, bei dem Atubolu in seinem Stellungsspiel nicht die glücklichste Figur machte. Vorerst ist wohl nur Leipzig ein Bundesliga-Spitzenteam. Freiburg kann noch eins werden.
VfB Stuttgart - Holstein Kiel 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Deniz Undav (19.), 2:0 El Bilal Touré (61.), 2:1 Armin Gigovic (84.)

Es ist schon der achte Spieltag, aber noch immer fängt sich Holstein Kiel Tore, die Klubs kassieren, die zuvor noch nie erste Liga gespielt haben. Diesmal: ein Konter auswärts beim Favoriten. Nach einem eigenen Einwurf weit in der gegnerischen Hälfte bekam Stuttgarts El Bilal Touré, unter der Woche umjubelter Siegtorschütze beim 1:0 in Turin, den Ball. Und wo eine abgezockte Truppe das taktische Foul gesucht hätte, ließ Kiel den jungen Mann durchlaufen und auf Deniz Undav passen. Der lupfte lässig zur Führung.
Kiel zeigte schon mehrmals Symptome der grundsätzlichen Überforderung in Liga eins, aber die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp ist sich ihrer eigenen Grenzen offenbar sehr bewusst und schafft es trotzdem, irgendwie im Spiel zu bleiben. Trotz kompletter Spieldominanz des VfB ging es nur mit dem 0:1 in die Pause. Aber Touré, 23 Jahre alt, ausgeliehen von Atalanta Bergamo, vollendete kurz danach seine perfekte Woche mit einem präzisen Fernschuss. Nach einem Kieler Ballverlust im Aufbau kam er zentral frei zum Abschluss und traf neben den Pfosten.
Kiel, schon gegen Leverkusen mit einem 2:2 nach 0:2, tat direkt was fürs Image der Unabschreibbaren, als VfB-Torwart Alexander Nübel den Anschlusstreffer verhindern musste. Und dann nahm sich Stuttgarts Jeff Chabot auch noch selbst aus dem Spiel. Nach einem eigentlich harmlosen Foul motzte Chabot, sah Gelb, motzte weiter, und sah Gelb-Rot. In Überzahl war Holstein plötzlich richtig im Spiel und Armin Gigovics Tor war nicht zufällig, sondern das Resultat des Glaubens an die Wende. Erst der Platzverweis gegen Fiete Arp in der 88. Minute beendete den Schwung. Und vor allem Chabot atmete auf.
FC St. Pauli - VfL Wolfsburg 0:0

Die Comeback-Saison des FC St. Pauli in der Bundesliga ist bislang noch mäßig erfolgreich, ein Überraschungs-Auswärtssieg beim SC Freiburg (3:0) ist zumindest gemessen an den Ergebnissen die Ausnahme, einen Heimsieg gab es bislang genauso wenig wie ein Tor im eigenen Stadion. Wer den Aufsteiger allerdings gegen Wolfsburg spielen sah, dachte sich, dass eigentlich endlich mehr herausspringen müsste. Der Außenseiter war die bessere Mannschaft, spielte den Gegner teils schwindlig, das Problem war der Abschluss. Wie in der 42. Minute, als Kapitän Jackson Irvine am Ende einer Zickzack-Direktpasskombination inklusive schönem Hackenpass von Carlo Boukhalfa frei zum Schuss kam, aber zu mittig abschloss.
In der zweiten Hälfte spielten dann auch die bis dahin völlig enttäuschenden Wolfsburger phasenweise ein bisschen mehr mit und hatten Chancen, Sommerzugang Mohamed Amoura stellte seine Klasse unter Beweis. St. Pauli blieb in allen Statistiken die bessere Mannschaft, aber es fehlte auch am Ende noch das wichtigste: ein Tor.