Dortmund baut Tabellenführung aus:Der BVB kann auch Arbeitssieg

1. FSV Mainz 05 v Borussia Dortmund - Bundesliga

Weiter ungeschlagen an der Spitze: Siegtorschütze Lukasz Piszczek lässt die Freude über seinen sehenswerten Treffer raus.

(Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Wer soll die Dortmunder Borussia stoppen, wenn sie sogar Kampfspiele wie in Mainz gewinnt? Die Verantwortlichen werden nach dem 2:1 dennoch nicht müde, auf Teams wie Gladbach und Frankfurt zu verweisen.

Von Tobias Schächter, Mainz

Sofort nach dem Abpfiff skandierten die Dortmunder Fans: "Deutscher Meister wird nur der BVB!" Mit 2:1 hatte Borussia Dortmund gerade in Mainz gewonnen, aber das war es nicht alleine, was die Anhänger der Westfalen in Euphorie versetzte. Kurz zuvor hatten die Dortmunder im ausverkauften Stadion schon einmal innbrünstig gejubelt, der späte 3:3-Ausgleich der Düsseldorfer Fortuna beim alten Rivalen Bayern München wurde fast so gefeiert wie der eigene Sieg. Nach zwölf Spieltagen sind die Dortmunder weiter ungeschlagen und führen die Tabelle mit 30 Punkten souverän an, der notorisch kriselnde Rekordmeister aus München liegt bereits neun Punkte und vier Plätze zurück.

Der Mainzer Verteidiger Daniel Brosinski erklärte hinterher nicht ohne Stolz: "Wir hatten den Topfavorit auf die deutsche Meisterschaft am Rande einer Niederlage." Soweit ist es nun gekommen, die Konkurrenz sieht die Dortmunder als Titelfavorit. Die Spieler der Borussia wurden von ihrem Anhang gefeiert wie nach einem großen Sieg, jeder Profi bekam aus der Kurve einen Schal mit auf den Weg in die Kabine. Verteidiger Dan-Axel Zagadou hatte einen Schal um den Kopf gebunden und kam wie seine Mitspieler tänzelnd in die Katakomben. Fast hätte man meinen können, es sei bereits März und gerade die Entscheidung im Meisterschaftstrennen gefallen. Doch es ist erst Ende November, und es sind erst zwölf Spieltage gespielt, deshalb empfahl BVB-Sportdirektor Michael Zorc den "Blick auf den Kalender". Und: "Man wird natürlich nicht automatisch deutscher Meister, nur weil man neun Punkte vor den Bayern steht, es gibt noch andere Mannschaften."

Nach den Samstagsspielen lag der Tabellenzweite Eintracht Frankfurt sieben Punkte hinter den Dortmundern, Leipzig verlor in Wolfsburg und Hoffenheim verspielte beim 3:3 in Berlin eine 3:1-Führung. Da ist die Frage schon erlaubt. Wer soll diese Dortmunder stoppen, die selbst Spiele wie in Mainz gewinnen, in denen der Gegner fast näher am Sieg zu sein schien? Mönchengladbach vielleicht, das mit einem Sieg am Sonntag gegen Hannover auf vier Punkte an die Dortmunder herankommen kann? Oder Frankfurt - aber wie lang kann die famose Serie der Eintracht halten?

Alcácer trifft zum achten Mal nach seiner Einwechslung

Auch Lucien Favre erklärte, es sei alles noch viel zu früh in der Saison und das nächste Spiel am Mittwoch gegen den FC Brügge in der Champions League sei das wichtigste. Das nächste Spiel sei sowieso immer das wichtigste, betonte Favre. Und dass man nach über einem Drittel der Runde klar vor den Bayern stehe, bedeute auch nichts, meinte der Schweizer, schließlich gebe es ja auch noch ein paar andere starke Mannschaften. Die Bundesliga sei sehr stark in dieser Saison, seine Elf habe gerade einen "Arbeitssieg gegen einen sehr, sehr guten Gegner eingefahren", so Favre. Mehr nicht.

Aber auch dem sonst eher verschlossenen Favre merkte man an, dass dieser Sieg in Mainz und das gleichzeitige Remis der Bayern doch schon eine große Bedeutung haben könnten. Favre scherzte vor und nach den Wirren, die ein Fehlalarm während der Pressekonferenz ausgelöst hatte. Spieler und Journalisten wurden aufgrund eines "besonderen Vorkommnisses" aufgefordert, das Stadion zu verlassen.

Nach zwei Minuten aber gab es Entwarnung, die Pressekonferenz ging nach der bizarren Unterbrechung heiter weiter, und Favre lobte vor allem wieder Paco Alcácer. Den Stürmer hatten die Dortmunder diese Woche für 23 Millionen Euro plus fünf Millionen an möglichen Bonuszahlungen fest vom FC Barcelona bis 2023 verpflichtet. In Mainz zeigte der Spanier erneut, warum der derzeit effizienteste Spieler der Bundesliga und den Dortmundern so viel Geld wert ist. Eingewechselt für den glücklosen Mario Götze, der 66 Minuten lang als eine unbeteiligte Neun agiert hatte, erzielte Alcácer nach nur zwei Minuten Spielzeit das 1:0 nach feiner Vorarbeit von Sancho und Reus. "Er spürt einfach Fußball, er ist so geboren", lobte Favre seinen Stürmer, der sein neuntes Tor im siebten Einsatz erzielt hatte - das achte nach einer Einwechslung.

Mainz fordert dem Tabellenführer alles ab

Aber die starken Mainzer waren an diesem Tag nicht nur "schwer zu destabilisieren", wie Favre bemerkt hatte, sondern auch schwer abzuschütteln. Nur vier Minuten nach dem Rückstand erzielte Robin Quaison den verdienten Ausgleich für die Gastgeber, deren Trainer Sandro Schwarz mit einer neuen Grundordnung (5-3-2 statt 4-4-2) Favre überrascht hatte. Dass die Dortmunder das Spiel am Ende doch noch gewannen, lag an einem großen Moment von Lukasz Piszczek, der im zweiten Versuch aus einer eher ungefährlichen Situation heraus den Ball in den Winkel schlenzte (76.). "Wir haben sehr gut gespielt, aber Dortmund hat gewonnen", haderte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz mit dem Ergebnis.

Es zeichnet Spitzenmannschaften aus, Spiele zu drehen oder Spiele zu gewinnen, die auf der Kippe stehen. Das lässt die Dortmunder Fans nicht ohne Grund von der Meisterschaft träumen. Aber Lucien Favre warnte: "Nur die Arbeit zählt. Wir müssen uns noch verbessern, in vielen taktischen und technischen Details." Klingt wie eine Drohung an die "sehr, sehr starke Bundesliga".

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