Doppelsieg bei Olympia-Abfahrt:Geteiltes Gold, doppelte Freude

Sikrennfahrerinnen Dominique Gisin und Tina Maze

Zweimal Gold, einmal Bronze (v.li.): Dominique Gisin, Tina Maze, Lara Gut

(Foto: dpa)

Das gab es noch nie bei Olympia: Die Schweizerin Dominique Gisin und die Slowenin Tina Maze brauchen exakt gleich lang für die Abfahrt. Im Zielraum kommt es zu unbändigen Jubelszenen. Weit abgeschlagen ist Maria Höfl-Riesch - wie viele andere Favoritinnen.

Von Carsten Eberts, Krasnaja Poljana

Tina Maze biss in den Schnee, Dominique Gisin heulte in ihr Handy. Dann griff Maze in den Schnee und rieb ihrer Kollegin das weiße Pulver zur Abkühlung ins Gesicht. Beide lachten, umarmten sich. Als Gisin sich wegdrehte, haute ihr Maze von hinten kräftig auf den Helm.

1,41,57 Minuten hat die Slowenin Maze für die Olympia-Abfahrt von Sotschi benötigt. 1,41,57 Minuten dauerte die Fahrt der Schweizerin Gisin. Zweimal Gold, zwei Fahrerinnen auf die Hundertstelsekunde zeitgleich - das gab es bei Olympia noch nie.

"Die Hundertstel waren heute auf meiner Seite", sagte Gisin.

"Mir fehlen die Worte. Ein perfekter Tag", sagte Maze.

Die Olympia-Abfahrt über den Dächern von Krasnaja Poljana nahm damit ein überraschendes Ende. Überraschend, weil Gisin und Maze auf kaum einer Favoritenliste auftauchten. Maze hatte bislang einen miesen Winter erlebt, mit nur einem Saisonsieg in Cortina d'Ampezzo und vielen Zweifeln. Gisin hat ebenfalls keine einfachen, weil verletzungsreiche Zeiten hinter sich. Ihre letzten Erfolge in der Abfahrt liegen mehr als fünf Jahre zurück.

Maze hätte den Sieg im Schlussabschnitt fast noch vergeben. "Ich habe unten einen großen Fehler gemacht", sagte die Slowenin, "und habe gedacht, das ist nicht gut genug." Es hat dennoch gereicht, wenn auch nur mit einem geteilten ersten Platz. Doch Tina Maze teilte gerne an diesem Morgen.

Gisin und Maze haben Erfahrungen mit einer derartigen Situation. Gisin teilte ihren ersten Weltcup-Sieg im Januar 2009 in Altenmark mit der Schwedin Anja Pärson. Maze musste Platz eins sogar schon dritteln: 2002 in Sölden, im Riesenslalom, als sie nach zwei Durchgängen zeitgleich mit Nicole Hosp und Andrine Flemmen ins Ziel kam.

Überraschend auch, wie viele Favoriten mit der Medaillenvergabe am Mittwoch nichts zu tun hatten. Julia Mancuso landete auf Rang acht, Abfahrts-Weltmeisterin Elisabeth Görgl auf Platz 16. Die Österreicherin Anna Fenninger schied nach einem Fahrfehler früh aus. Die Schweizerin Lara Gut, zuvor hoch gewettet, wurde mit einer Zehntelsekunde Rückstand immerhin Dritte.

Riesch sehnt sich nach Ruhetag

Maria Höfl-Riesch, die am Montag in der Super-Kombination triumphiert hatte, blieb weit zurück. Sie ist nominell die beste Abfahrerin der Saison, schaffte drei Weltcupsiege, führt den Gesamtweltcup an. Diesmal ging nichts. Platz 13, mit 1,17 Sekunden Rückstand. Eine kleine Welt.

"Ich bin von Anfang an hier nicht zurechtgekommen", gab Höfl-Riesch im Zielraum enttäuscht zu Protokoll. Auf ihre hohe Startnummer und die minimal aufgeweichte Piste wollte es niemand schieben. Weit nach Höfl-Riesch, mit Startnummer 25, ging die Ungarin Edit Miklós an den Start. Ihr gelang eine unerwartet gute Fahrt, sie wurde Siebte.

Auch Höfl-Riesch suchte nicht nach Ausreden. "Ich bin einfach nicht gut genug gefahren", gab sie zu. In der Kombinationsabfahrt war ihr noch die langgezogene Linkskurve im oberen Streckenabschnitt gehörig missglückt. Diesmal fuhr sie hier besser, dafür machte sie die Fehler an anderen Stellen.

Ihr Kommentar zum Doppel-Gold: "Unglaublich, dass das passiert ist."

Sie will nun einen Ruhetag einlegen, bevor sie am Samstag im Super-G antritt. Die Siegesfeierlichkeiten am Montag hätten ihr viele Kräfte geraubt, auch ein kleiner Grund für den mäßigen Rang 13. "Es gibt einfach gute Tage und schlechte Tage", sagte Höfl-Riesch. Diesmal war es ein schlechter.

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