Doppel:Blindes Verständnis

07.03.2020, GER, Davis Cup, Deutschland vs Weißrussland / 07.03.2020, GER, Davis Cup, Deutschland vs Weißrussland , CAST

Zwei, die nicht viele Worte brauchen: Kevin Krawietz und Andreas Mies (re.) beim Davis Cup im März.

(Foto: imago)

Das deutsche Duo Kevin Krawitz/Andreas Mies fühlt sich auch unter scharfen Corona-Bedingungen wohl in New York - das soll sich nicht nur bei der Freizeitgestaltung, sondern auch im Turnier möglichst lange bemerkbar machen.

Von Jürgen Schmieder, New York/Los Angeles

Es war Kevin Krawitz dann doch wichtig, ein paar Dinge klarzustellen über das Leben in der Bubble bei den US Open. "Beim Minigolf ist es ziemlich ausgeglichen", sagte er über die Duelle mit Doppelpartner Andreas Mies, der sich kurz davor zum Führenden ausgerufen hatte. Beim Shuffleboard wiederum, einer Art Curling-Variante, suchen man sich gerne "zwei Opfer - man will die Chemie ja auch außerhalb des Platzes nutzen." Die French-Open-Sieger von 2019 sind also prächtig gelaunt, das war auch bei ihrer ersten Partie zu sehen, die sie nach zweieinhalb Stunden 7:6 (4), 6:7 (5), 6:4 gegen das australische Duo Max Purcell/Luke Saville gewannen. "Spielerisch ist da noch ordentlich Luft nach oben, aber man hat in entscheidenden Momenten gesehen, dass wir uns blind verstehen", sagte Mies. Das ist ja eine der entscheidenden Fragen bei der Doppelkonkurrenz, in der das deutsche Duo auf Platz sechs gesetzt ist: Angesichts der Pause wegen der Coronavirus-Pandemie konnten Tennisprofis zwar trainieren - aber wie würde sich das auf Partner auswirken, die nicht in der gleichen Stadt wohnten? "Wir haben uns lange nicht gesehen, aber wir haben oft telefoniert und besprochen, woran wir arbeiten wollen", sagt Mies: "Wir haben uns dann vor dem Abflug nach New York eine Woche lang in Oberhaching vorbereitet und sofort gemerkt: Das Verständnis ist noch da. Das war beruhigend."

Seit zweieinhalb Jahren spielen die beiden miteinander; sie haben schnell gemerkt, dass sie sich beinahe perfekt ergänzen. Beide haben ein erstaunliches Gespür für die im Doppel so wichtigen Winkel, ihre Reaktionen am Netz sind erstaunlich. Beide Aufschläge sind präzise, was ihnen auf den in diesem Jahr extrem schnellen Plätzen hilft. All das führt dazu, dass die beiden fast permanent attackieren, ihre Partien sind Spektakel, und wer am Samstag Zeit hat, sollte sich ihr Achtelfinalspiel gegen Denis Shapovalov und Rohan Bopanna ansehen.

Im vergangenen Jahr, als sie in New York das Halbfinale erreichten, mieteten die beiden Wohnungen in Laufweite zur Anlage, sie brachten ihre Familien mit (Mies: "Meine Mutter macht Frühstück für alle") und freuten sich über Fans bei den Partien. Das ist in diesem Jahr nicht möglich, und auch wenn die beiden die lange Fahrt ins Bubble-Hotel in Long Island ("Das dauert jedes Mal locker eine Stunde") nervt, so haben sie sich mit den extremen Bedingungen arrangiert: "Man muss schon schauen, dass man sich nicht irgendwann auf den Sack geht", sagt Mies: "Aber wir haben uns gesagt, dass wir zwar nicht zum Spaß hier sind, aber doch Spaß haben wollen."

Sie meckern also nicht, sondern nutzen lieber alle Angebote, die es so gibt, um sich abzulenken - damit es dann auf dem Platz klappt. "Dieses erste Match war wichtig für uns, weil wir gesehen haben: Wir können besser spielen, aber mental sind wir voll da, keiner verliert die Nerven." Das sei angesichts der erschwerten Bedingungen womöglich wichtiger als Aufschlag oder Reaktion am Netz: "Wir spüren, dass wir den Rhythmus gefunden haben." Sie wollen also noch lange in dieser Bubble bleiben - auch, um letztlich einen klaren Sieger im Minigolf zu ermitteln.

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