Dopingvorwürfe gegen Lance Armstrong:"Kristin rollt die Joints"

Das Doping-Verfahren gegen Lance Armstrong geht in die entscheidende Phase: Die amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada reicht ihre Unterlagen beim Rad-Verband UCI ein. Die Beweise gegen den früheren Profi erscheinen erdrückend. Armstrong soll zentrale Figur einer Betrugsverschwörung gewesen sein, die auch dessen Ex-Frau einschließt.

Thomas Kistner

Lance Amstrong

Da braut sich was zusammen. Der Doping-Fall Lance Armstrong könnte jetzt auch den Rad-Verband UCI in Schwierigkeiten bringen.

(Foto: dpa)

Nicht nur Lance Armstrong steht eine ungemütliche Woche bevor, wenn Amerikas Anti-Doping-Agentur Usada ihre Beweise dem Rad-Weltverband UCI übermittelt. Auch die UCI selbst könnte tiefer in die Bredouille geraten, sickert aus eingeweihten Kreisen durch. Zugleich berichtete die Sunday Times von drei früheren Teamgefährten, die aussagten, "dass Armstrong selbst eine Spezialbehandlung durch die UCI für sich beanspruchte". Auch sei die UCI nie den konkreten Vorwürfen der früheren Armstrong-Masseurin Emma O'Reilly nachgegangen.

Träfe dies zu, wäre die UCI massiv unter Druck. Zumal sie den früheren Radprofi und Times-Journalisten Paul Kimmage wegen der Andeutung verklagte, Armstrong sei vom Verband geschützt worden. In einem Sammeltopf für Kimmages Verteidigungskosten liegen schon 33.000 Euro. Das Blatt meinte süffisant: "Gemessen an der Entschlossenheit, ihren Ruf vor Gericht zu verteidigen, müsste die UCI nach Lektüre des Usada-Berichts auch Armstrong verklagen."

Die Beweissicherung im Usada-Verfahren dauerte, alle wichtigen Zeugen mussten Eide abgeben. Abgesichert wurden die Anhörungen zudem durch einen Vertreter des Justizministeriums. Der saß mit Protokollen der Aussagen dabei, die die Zeugen bei einer Grand Jury oder vor Bundesbeamten gemacht hatten - in einer Ermittlung, die im Februar fallen gelassen wurde. Jetzt wird geprüft, ob ein Zivilverfahren gegen Armstrong und die früheren Rennstallchefs bei US Postal eröffnet werden soll.

Die UCI hat mit Akteneingang 21 Tage Zeit, die lebenslange Usada-Sperre gegen Armstrong zu übernehmen und dem Texaner die sieben Tour-Titel abzuerkennen. Andernfalls geht die Causa vor den Sportgerichtshof Cas. Die Beweislage erscheint massiv. Laut Times weist die Usada Armstrong den zentralen Part in einer Betrugsverschwörung zu, die sogar dessen Ex-Frau Kristin einschließt. Fahrern zufolge soll Kristin bei der WM 1998 in Alufolie eingewickelte Cortison-Pillen verteilt haben.

"Kristin rollt die Joints", soll gewitzelt worden sein. Auch sollen die Armstrongs den Blutverdicker Epo als "Butter" bezeichnet haben, weil sie das Dopingmittel im Butterfach des Kühlschranks aufbewahrten. Zudem soll George Hincapie einem Kollegen nach einer Rückreise aus Europa gebeichtet haben, der US-Zoll habe Epo in seinem Gepäck gefunden, ihn jedoch ziehen lassen, nachdem er erzählt habe, dies sei ein verschriebenes Medikament.

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