Dopingsperre für Alex Rodriguez:"Ich kämpfe um mein Leben"

Alex Rodriguez

Alex Rodriguez während einer Partie in Baltimore im Jahr 2012

(Foto: AFP)

Für 211 Spiele ist einer der prominentesten Baseballer Amerikas gesperrt worden - doch Alex Rodriguez will im Gegensatz zu den anderen zwölf suspendierten Spielern seine Strafe nicht akzeptieren. Bei dem Fall geht nicht nur um Doping, sondern auch um viel Geld und die Glaubwürdigkeit einer ganzen Sportart.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gab einmal eine Zeit, da war Alex Rodriguez einer der beliebtesten Menschen der Vereinigten Staaten. Er war ein herausragender Baseballspieler, er verdiente Millionen, er ging mit berühmten Frauen wie Madonna, Kate Hudson oder Cameron Diaz aus, er setzte sich aktiv gegen Doping ein. Einen wie ihn hätten die Menschen gerne einmal als Gast auf ihrer Party gehabt.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Die Major League Baseball (MLB) suspendierte Rodriguez am Montag für 211 Spiele, das ist die komplette verbleibende Spielzeit und die kommende Saison. Die Strafe soll am Donnerstag in Kraft treten. "Wir haben eine gründliche und auf Fakten basierende Untersuchung durchgeführt, damit wir unsere Regeln gerecht umsetzen konnten", sagte MLB-Chef Bud Selig.

Rodriguez war wie 13 weitere Akteure mit der inzwischen geschlossenen Dopingklinik Biogenesis in Verbindung gebracht worden. Bereits in der vergangenen Woche war Ryan Braun von den Milwaukee Brewers mit einer Strafe von 65 Spielen belegt worden, nun wurden zwölf Akteure für 50 Spiele gesperrt. "Diese Spieler, die unser Anti-Doping-Programm verletzt haben, sorgen dafür, dass auch jene kritisch beäugt werden, die ehrlich spielen", sagte Selig.

Zu den gesperrten Akteuren gehören Nelson Cruz (Texas Rangers), Jhonny Peralta (Detroit Tigers) und Everth Cabrera (San Diego Padres) - allesamt Teilnehmer am diesjährigen All-Star-Game, bei dem sich die besten Spieler der beiden Ligen, aus denen sich die MLB zusammensetzt, in New York um das Heimrecht in der Finalserie im Oktober duellierten.

Diese Spieler akzeptierten ihre Sperre allesamt. Cruz etwa sagte, er habe die Mittel während einer Verletzungspause genommen, um schneller wieder spielen zu können: "Ich habe eine Entscheidung getroffen, die ich zutiefst bereue", sagte er. "Ich hätte mit der Situation anders umgehen sollen, meine Verletzung gilt nicht als Ausrede."

Der Prominenteste unter den Prominenten ist allerdings Alex Rodriguez. Er erhielt die höchste Strafe, die jemals ein Baseballspieler bekommen hat, ohne lebenslang gesperrt zu werden. Die Liga will offensichtlich, dass der Third Baseman der New York Yankees die Party endlich verlässt. Nur: Er will einfach nicht gehen. "Ich kämpfe um mein Leben", sagte der 38-Jährige am Montag, "ich muss mich verteidigen. Wenn ich mich nicht verteidige, dann macht es auch sonst keiner. Ich bin enttäuscht darüber, gesperrt zu sein - und ich werde dagegen vorgehen."

Der Fall Rodriguez ist längst kein reiner Dopingskandal mehr. Es geht um sein Vermächtnis, seine Glaubwürdigkeit - und nicht zuletzt um sehr viel Geld. Rodriguez wird nämlich nicht nur vorgeworfen, leistungsfördernde Mittel genommen zu haben wie zwischen 2001 und 2003, als er noch für die Texas Rangers spielte und überführt wurde. Diesmal soll er soll nach Bekanntwerden des Skandals versucht haben, Beweismittel zu kaufen und zu vernichten.

"Die Untersuchung behindert"

In einem Statement der Liga heißt es, dass Rodriguez mehrere Jahre lang "leistungsfördernde Mittel besessen und benutzt habe, darunter Testosteron und Wachstumshormone". Die Strafe sei auch deshalb so hoch ist, weil er "seine Verstöße zu vertuschen versuchte und die Untersuchung behinderte."

Bis Donnerstag hat Rodriguez Zeit, Einspruch gegen die Sperre einzulegen. Bis dieser verhandelt wird, darf er auflaufen und weiterhin an der Party teilnehmen. Das macht die Situation noch kniffliger, weil nicht nur die Liga möchte, dass Rodriguez nicht mehr spielt, sondern offensichtlich auch die New York Yankees. Seit Wochen streiten Verein und Spieler um den Gesundheitszustand von Rodriguez, der sich einer Hüftoperation unterzogen hatte und in dieser Saison bislang lediglich bei unterklassigen Nachwuchsmannschaften der Yankees auflief.

Es geht bei diesem Disput um viel Geld. Rodriguez besitzt einen gültigen Vertrag, durch den er bis bis zum Jahr 2017 noch mindestens 86 Millionen US-Dollar verdient. Durch Prämien - er bekommt etwa sechs Millionen Dollar, wenn er in seiner Karriere noch 13 Homeruns schafft - könnte er mehr als 100 Millionen Dollar bekommen.

Sollte Rodriguez tatsächlich für 211 Spiele gesperrt werden, dann dürfte er zu Beginn der Spielzeit 2015 wieder auflaufen. Wenn sich das Verfahren hinzieht, dürfte er die ersten Partien der Saison verpassen, dann aber spielen. Er wäre dann 39 Jahre alt. Sollte er allerdings seine Karriere beenden oder gar lebenslang gesperrt werden, dann könnte der Verein den Vertrag anfechten oder zumindest über eine Versicherung Geld zurückbekommen.

Rodriguez wirft den Yankees vor, seine Verletzung falsch eingeschätzt zu haben. Zudem vermutet er, dass der Verein die Ermittlungen gegen ihn unterstützt habe. "Es gibt mehr als eine Partei, die davon profitieren würde, wenn ich nie wieder auf dem Feld stehen würde - und das sind nicht meine Teamkameraden und nicht die Fans der Yankees", sagt er vor ein paar Tagen.

Am Montag flog Rodriguez nach Chicago. An dem Tag, an dem die Sperre gegen ihn ausgesprochen wurde, lief er zum ersten Mal in dieser Saison für die Yankees auf. Der ungebetene Gast ist also immer noch da.

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