Süddeutsche Zeitung

Dopingprozess gegen Arzt:Fuentes gesteht Blutdoping in vielen Sportarten

In Madrid muss der mutmaßliche Dopingarzt Eufemiano Fuentes vor Gericht aussagen. Namen seiner früheren Patienten nennt Fuentes nicht - allerdings gesteht er, Blutdoping bei Profis aus verschiedensten Sportarten betrieben zu haben. Nicht nur im dopingverseuchten Radsport.

Dopingarzt Eufemiano Fuentes hat im mit Spannung erwarteten Prozess um die "Operacion Puerto" wie angekündigt keine Namen seiner Patienten genannt. Doch der spanische Mediziner räumte als Drahtzieher der größten Dopingaffäre im Weltsport vor dem Juzgados de lo Penal de Madrid erstmals offiziell ein, er habe nicht nur bei Radprofis, sondern in diversen Sportarten Blutdoping betrieben.

Ihm werden rund 200 Sportler zugeschrieben, die er behandelt haben soll. "Ich habe gearbeitet mit individuellen Sportlern aller Sparten", erklärte der 57 Jahre alte Gynäkologe, von dem bekannt war, dass er auch in den Bereichen Tennis, Fußball, Leichtathletik und Schwimmen tätig war. Fuentes ist angeklagt wegen "Verstößen gegen die öffentliche Gesundheit." Denn als bei der Razzia 2006 durch die Guardia Civil umfangreiche Beweismittel gesichert wurden, gab es in Spanien noch kein Dopinggesetz.

Die Polizei hatte damals rund 200 Blutbeutel und Utensilien zur Durchführung des Blutdopings bei Fuentes gefunden. Namentlich bekannt wurden bisher nur die Namen von 58 Radsportlern. Sanktioniert wurden sechs. Darunter der frühere Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich, Jörg Jaksche, der Spanier Alejandro Valverde, und die Italiener Ivan Basso, Michele Scarponi und Giampaolo Caruso, der später vom Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne freigesprochen wurde.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada will auf einem anderen Weg Licht ins Dunkel bringen. Sie fordert die Herausgabe der etwa 100 unter staatlicher Aufsicht im Anti-Doping-Labor in Barcelona lagernden Blutbeutel, die im Rahmen der "Operacion Puerto" bei Fuentes beschlagnahmt worden waren. Darüber wird frühestens am Freitag entschieden.

Das Gericht hat es bereits abgelehnt, dass auch der beschlagnahmte Computer von Fuentes ausgewertet wird. Die Begründung der Richterin stieß auf Erstaunen: Hierdurch werde Fuentes Privatsphäre verletzt.

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