Dopingkontrollen in der Bundesliga:Im heiligen Fußball ist alles anders

Hannover 96 v FC Schalke 04 - Bundesliga

Ein Spieler von Hannover 96 steht im Mittelpunkt der aktuellen Affäre um einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Regularien.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Folgenlos darf ein Spieler von Hannover 96 gegen das Anti-Doping-Protokoll verstoßen. Das zeigt, wie ernst der Fußball das heikle Thema nimmt.

Kommentar von Johannes Aumüller

Es ist mal wieder ein bemerkenswertes Phänomen zu bestaunen: Das heikle Doping-Thema touchiert die heilige Fußballbranche - und schon kommen die Beteiligten zu merkwürdigen Standpunkten. Es dokumentiert sich ein offenkundiger Verstoß gegen das Anti-Doping-Protokoll, der aber wohl folgenlos bleiben dürfte.

Konkret geht es um den Ablauf einer Dopingkontrolle nach dem Bundesliga-Auftaktspiel zwischen Mainz und Hannover vor knapp drei Wochen (SZ vom 07.09.). Das Reglement des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist eindeutig: Wenn ein Spieler nach einer Partie zur Urinprobe muss und zwischen dem Abpfiff und dem Gang in den Kontrollraum noch einmal in die Kabine möchte, braucht er dafür erstens einen sogenannten Chaperon als ständigen Aufpasser und zweitens die Erlaubnis des Dopingkontrollarztes. Und diese Erlaubnis hatte ein Spieler von Hannover nicht, als er in die Kabine ging. Nur der Chaperon hatte sich einverstanden erklärt.

Natürlich will kein Beteiligter einen Verstoß erkennen

Nun kann man das Reglement blöd finden oder kleinkariert (wobei es gute Gründe gibt, das so handzuhaben). Man muss auch dem Spieler keine böse Absicht unterstellen. Aber unabhängig davon bleibt die klare Erkenntnis: Das Verhalten entsprach nicht den Vorgaben, die in den Anti-Doping-Regularien des DFB formuliert worden sind. Doch verblüffenderweise will darin nun kein Beteiligter einen Verstoß erkennen. Der Verein sowieso nicht, aber auch nicht die Kontrollfirma und die Nationale Anti-Doping-Agentur. Das Argument: Der Spieler habe ja die ganze Zeit unter Beobachtung des Chaperons gestanden. Selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte, hat das nichts damit zu, dass die notwendige Erlaubnis für den Kabinengang eben nicht vorlag. Der DFB bittet den Spieler nun um eine Stellungnahme - danach soll die Anti-Doping-Kommission des Verbandes entscheiden. Es lohnt die Vorstellung, was wohl los wäre, hätte sich ein vergleichbarer Fall in einer anderen Sportart ereignet. Radprofis oder Ruderer bekommen bei Verstößen gegen die Kontrollregularien regelmäßig (und zu Recht) Probleme. Man darf gespannt sein, ob im Fußball mal wieder alles anders ist.

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