Dopingfall Contador:"Nicht als positiven Dopingfall betrachten"

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Dies soll nun ganz offenbar trotz der Indiskretion geschehen. Grundlage der dreist anmutenden Strategie ist wohl, dass es sich laut Wada-Regularien zwar um einen mit zwei Jahren Sperre zu belegenden Dopingfall handeln mag, Contador und die UCI aber ihre eigene Wahrheit bevorzugen wollen. "Man muss einen positiven Fall von einem anderen unterscheiden", sagte Contador in einem ARD-Interview für Sportschau und Sport-inside (WDR, Montag, 22.45 Uhr). "Wie die UCI unterstrich, handelt es sich bei mir um ein anormales Resultat, und solange keine endgültige Entscheidung getroffen ist, kann es nicht als positiver Fall betrachtet werden."

Nur anormal, nicht gedopt - dieses Urteil soll die UCI angeblich schon bald verkünden. Tendenz: Im Zweifel für den Champion. Und vom spanischen Verband ist keine Verfahrenseröffnung zu erwarten, obwohl internationale Experten eine mit Clenbuterol-Rückständen verseuchte Re-Infusion von Eigenblut für weitaus wahrscheinlicher halten als die Version vom baskischen Fleisch, das am Abend des 20.Juli im Teambus zubereitet worden sei. Der RFEC weigerte sich ja schon beim überführten Fuentes-Kunden Alejandro Valverde, den Landsmann zu bestrafen.

Fans von Contador

Gegen diese Untätigkeit klagten damals noch UCI und Wada (erfolgreich) vor dem Sportgerichtshof Cas, und auch nun bedürfte es wohl eines Klägers (das IOC?), um die nächste Problementsorgung nach spanischem Muster zu verhindern. Doch die Wada ist ja bereits als Helfer einer geplanten Vertuschung ertappt - und in ihrem Exekutiv-Komitee sitzt als Vertreter der europäischen Regierungen Spaniens Sportminister Jaime Lissavetzky. Er stand bis zuletzt zum Blutdoper Valverde und ist auch ein glühender Fan von Alberto Contador.

Und die UCI? Deren Richterspruch verkündete am Samstag McQuaid indirekt vorab, als er wegen des nächsten iberischen Dopingfalls (Cross-Weltmeisterin Margarita Fullana) über "ein Dopingproblem in Spanien" klagte und die dortige Regierung zu Maßnahmen aufforderte. Als Beleg zählte der Ire die Sünderliste des vergangenen Sommers auf, "mit Sevilla, zuletzt Mosquera, David Garcia und nun Fullana". Der Name Alberto Contador fehlte.

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