Dopinganschuldigungen:Russland verliert die Biathlon-WM 2021

Biathlon IBU-Kongress

IBU-Präsident Anders Besseberg.

(Foto: dpa)
  • Nach den schwerwiegenden Dopinganschuldigungen greift der Biathlon-Weltverband IBU durch.
  • Die westsibirischen Stadt Tjumen soll das Event selbstständig zurückgeben - andernfalls wird es den Russen entzogen.
  • Künftige Sünder sollen härter bestraft werden, nach den Wünschen mancher Athleten auf bis zu acht Jahre.

Die Biathlon-WM 2021 findet nach den schwerwiegenden Dopinganschuldigungen gegen die russischen Skijäger nicht im westsibirischen Tjumen statt. Wie der Weltverband IBU am Mittwoch nach einem außerordentlichen Kongress im österreichischen Fieberbrunn mitteilte, soll der russische Verband RBU die Veranstaltung bis zum 24. Februar selbstständig zurückgeben, ansonsten entzieht die IBU den Russen das Event. Die WM wird beim ordentlichen Kongress 2018 neu vergeben werden.

"Ich finde es zum derzeitigen Zeitpunkt richtig, dass man diese Konsequenz gezogen hat", sagte Präsident Franz Steinle vom Deutschen Skiverband (DSV): "Es besteht noch die Möglichkeit, dass Tjumen selbst zurückzieht, und anschließend greift der IBU-Vorstandsbeschluss, dass die WM dann weg ist. Darüber wird im September 2018 neu entschieden." Weiterhin wurde einen Tag vor dem Start der Weltmeisterschaften in Hochfilzen beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit den weitreichenden Forderungen der Athleten an die IBU beschäftigt und neue Vorschläge für härtere Sanktionen erarbeitet. Rund 170 Sportler, darunter auch die deutschen Topathleten um Laura Dahlmeier, hatten in einem gemeinsamen Brief drastischere Strafen gegen Dopingsünder und deren nationale Verbände gefordert.

Nach den Wünschen der Biathleten sollen die Sperren unter anderem auf bis zu acht Jahre erhöht werden, zudem sollen die Verbände bei Vergehen Startplätze verlieren und finanziell härter sanktioniert werden. Nicht alles davon ist jedoch umsetzbar, da einige Forderungen nicht mit dem Code der Welt-Anti-Doping-Agebtur (WADA) vereinbar sind. "Es kann nicht jeder Spitzenverband eigene Strafen festlegen, sondern es muss einheitlich sein", sagte Steinle, der als einziger Deutscher selbst Mitglied der sechsköpigen Arbeitsgruppe ist. Ihr gehören unter anderem auch Athletensprecher Lowell Bailey aus den USA sowie Vertreter aus Ungarn und Lettland an.

"Wir können da eine runde Lösung hinbekommen"

Außerdem gab es den Vorschlag an die IBU, die finanzielle Maximalstrafe für Verbände bei Dopingverstößen auf bis zu eine Million Euro zu erhöhen. Auch das könne so nicht sofort umgesetzt werden. "Wir werden jetzt einen Strafenkatalog erarbeiten, der dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Rechnung trägt. Ganz kleine Verbände können keine Million Euro bezahlen", sagte Steinle. Dem Wunsch der Sportler um Martin Fourcade, Nationen künftig Startplätze zu entziehen, steht der deutsche Verbandschef durchaus positiv gegenüber. "Ich finde diesen Vorschlag erwägenswert. Wir können da eine runde Lösung hinbekommen", sagte Steinle.

Die Arbeitsgruppe soll bis Ende Mai an den Vorstand der IBU berichten, dieser entscheidet dann bei der Sitzung im Juni über die Vorschläge. Neue Regeln könnten bereits in der kommenden Saison gelten und sollen beim nächsten IBU-Kongress bestätigt werden.Nachdem Chefermittler Richard McLaren in seinem Bericht festgestellt hatte, dass zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland 31 Biathleten gehören, hatte die IBU zwei Sportler vorläufig gesperrt und von weiteren Untersuchungen gegen die 29 anderen gesprochen. Später wurden Ermittlungen gegen 22 von ihnen aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Der russische Verband RBU hatte zudem im Zuge der Ermittlungen den Weltcup im März in Tjumen und die Junioren-WM in Ostrow im Februar mehr oder weniger freiwillig zurückgegeben. Ob der Weltcup 2018 in Tjumen stattfindet, ist noch offen.

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