Doping-Sünder bei Erfurt:Sportgericht entscheidet auf Sieg für Haching

Weil ein Spieler in der letzten Partie gedopt war, ist Rot-Weiß Erfurt abgestiegen. Denn die DFB-Richter sprachen Haching den Sieg zu.

Senad Tiganj hat mit seinem "leichtsinnigen" Doping-Vergehen dem Fußball-Zweitligisten Rot-Weiß Erfurt einen Bärendienst erwiesen und für großen Wirbel im Abstiegskampf gesorgt: Nach rund vier Stunden Verhandlung gab das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dem Einspruch der SpVgg Unterhaching gegen die Wertung des 0:2-Pleite in Erfurt vom 6. April statt.

Die Richter wandelten die Partie in einen 2:0-Sieg für die Hachinger um. Tiganj kam mit einer Sperre von nur zehn Wochen bis zum 27. Juni 2005 vergleichsweise milde davon.

"Die Bedenken, dass der Spieler Tiganj durch Doping einen leistungssteigernden Vorteil erreichen wollte, sind durch die Aussagen seiner Frau und denen des Gutachters zerstreut worden", sagte der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Horst Buchterkirche (Drensteinfurt), bei der Urteilsverkündung. Tiganjs Verhalten sei fahrlässig gewesen, aber nicht vorsätzlich.

Entscheidung am "grünen Tisch"

"Aber es liegt ein Dopingvergehen vor, und in der Folge muss die Spielwertung umgedreht werden, wenn ein Verein einen gedopten Spieler eingesetzt hat", begründete Buchterkirche das Urteil.

Da Erfurts Manager Stephan Beutel allerdings den Gang vor das Bundesgericht angekündigt hat, wäre das Urteil erst nach dem zweitinstanzlichen Urteil rechtskräftig.

Das bedeutet, dass der Abstiegskampf der 2. Bundesliga möglicherweise erst nach dem letzten Spieltag am "grünen Tisch" geregelt werden würde. Sollte das Bundesgericht wie erwartet jedoch die Entscheidung des DFB-Sportgerichts bestätigen, wären die Folgen für Erfurt verheerend.

Abstiegsurteil für Erfurt

Denn durch den Abzug der drei Punkte wären die Erfurter mit nur noch 30 Zählern auf den vorletzten Tabellenplatz zurückgefallen, während Unterhaching mit dann 39 Zählern drei Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt bereits fast gesichert hätte.

"Durch dieses Urteil ist Erfurt quasi abgestiegen", meinte RWE-Anwalt Joachim Rain, der in einem flammenden Plädoyer die Hachinger Vereinsführung zum "Fairplay" aufforderte und eine Wiederholung der Partie als Lösung des Problems sah: "Damit wäre im Abstiegskampf die Fairness gewahrt."

Allerdings wollen sich auch die Münchner Vorstädter nicht allein auf das Sportgerichtsurteil verlassen. "Wir wollen die Qualifikation für die 2. Liga auf sportlichem Weg erreichen. Wir gehen davon aus, dass Erfurt Einspruch einlegen wird", sagte Hachings Manager Norbert Hartmann dem Sportinformationsdienst (sid).

Gedopt mit Asthma-Spray

Die Analyse der A-Probe des slowenischen Nationalspielers Tiganj im Anschluss an die Partie gegen Haching hatte geringe Mengen der verbotenen Substanz Fenoterol aufgewiesen. Auch die Untersuchung der B-Probe durch das Dopinglabor in Kreischa hatte einen positiven Befund erbracht.

Der momentan verletzte Tiganj hatte sein Dopingvergehen damit erklärt, dass er seinem an Asthma leidenden sechsjährigen Sohn Erwin ein neues Spray vorführen wollte. Seine Frau Marina, die als Zeugin geladen war, hatte den Ablauf ebenfalls bestätigt.

Der Kontrollausschuss-Vorsitzende Horst Hilpert schenkte in der vierstündigen Verhandlung den Ausführungen Glauben und forderte deshalb nur die Minimal-Strafe.

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