Doping:Staffelgold aberkannt

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Das IOC hat der russischen 4x-100-Meter-Staffel der Frauen die Goldmedaille von den Olympischen Spielen 2008 in Peking aberkannt. Bei Nachtests wurde die Sprinterin Julia Tschermoschanskaja positiv auf Anabolika getestet.

Der russischen 4x100-Meter-Staffel der Frauen ist die Goldmedaille von den Leichtathletik-Wettbewerben 2008 in Peking aberkannt worden. Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Rio de Janeiro mitteilte, wurde Julia Tschermoschanskaja bei Nachtests positiv auf Anabolika getestet. Zur Staffel gehörten zudem Jewgenia Poljakowa, Alexandra Fedoriwa und Julia Guschtschina, die alle ihre Goldmedaillen zurückgeben müssen. Neuer Olympiasieger ist die Staffel aus Belgien, Silber geht an Nigeria, Bronze an Brasilien. Deutschland rückt von Platz fünf auf vier vor. Das IOC hatte von den Sommerspielen in Peking und London 2012 insgesamt 1243 Proben nachgetestet. Dabei waren bislang 98 Proben nachträglich positiv.

Nach Angaben des IOC schrieb Tschermoschanskaja zu ihrer Verteidigung, dass sie damals nicht gewusst habe, was sie vom Teamarzt verschrieben bekommen hatte. "Sie argumentierte, immer an Fairness im Sport geglaubt zu haben", hieß es weiter: "Sie erklärte mehrmals, vor den Olympischen Spielen 2008 Dopingkontrollen gemacht zu haben, im Training und nach den Wettkämpfen, keine habe etwas Falsches ergeben." Im Mai 2008 habe sie sich verletzt und während der Behandlung Spritzen bekommen, so dass sie sich noch für die Peking-Spiele qualifizieren konnte.

Die bei Tschermoschanskaja nachgewiesenen Anabolika Turinabol und Stanozolol waren verbreitet - auch in der DDR. Prominentester Fall mit Stanozolol-Missbrauch ist bis heute der des Sprinters Ben Johnson. Der Kanadier hatte 1988 in Seoul das Finale über 100 Meter in der Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden gewonnen. Wenige Stunden später wurde ihm die Goldmedaille wegen Dopings aberkannt. Lebenslang gesperrt worden war er 1993, als ihm zum zweiten Mal Doping nachgewiesen wurde.

In Rio darf in der Leichtathletik aus Russland nur die in Florida lebende Weitspringerin Darja Klischina antreten. Sie musste sich die kurzfristig vom Weltverband IAAF aberkannte Starterlaubnis vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) wieder einklagen.

Russlands Sportminister Witali Mutko hat die Aberkennung des Staffel-Goldes als Teil einer Kampagne kritisiert. "Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet jetzt während der Spiele die Namen russischer Sportler veröffentlicht werden", sagte Mutko der Agentur Tass: "Da läuft eine sehr ernsthafte Informationsattacke."

© SZ vom 18.08.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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