Doping:Pferde von Beerbaum und Hoy positiv getestet

Die deutsche Reiterei steht vor dem größten Dopingfall ihrer Geschichte. Bei den Olympischen Spielen in Athen wurden bei den Pferden von Ludger Beerbaum und Regina Hoy verbotene Substanzen entdeckt.

Dem nationalen Verband (FN) wurden von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) vier positive A-Proben mitgeteilt, darunter bei Ludger Beerbaums (Riesenbeck) Pferd Goldfever und bei Bettina Hoys (Gatcombe/Rheine) Ringwood Cockatoo während der Olympischen Spiele in Athen.

Doping: Regina Hoy jubelt in Athen über die Gold-Medaille, die ihr später wegen einer Verletzung der Zeitregeln aberkannt worden war

Regina Hoy jubelt in Athen über die Gold-Medaille, die ihr später wegen einer Verletzung der Zeitregeln aberkannt worden war

(Foto: Foto: ddp)

Dem deutschen Springreiterteam droht der Verlust der Goldmedaille. Zudem soll es eine positive Kontrolle beim irischen Einzel-Olympiasieger Cian O'Connor gegeben haben.

"Ich war erschüttert, als ich das gestern erfahren habe, denn das ist durch eine Behandlung zum Wohle des Pferdes entstanden", sagte Beerbaum am Freitag zum Nachweis der verbotenen Substanz Betamethason.

Während der Olympischen Spiele sei das Pferd wegen einer Scheuerstelle im Fesselbereich mit einer Salbe behandelt worden, die die Substanz Betamethason enthält. Mannschaftstierarzt Björn Nolting (Weilerswist) war informiert.

"Ich wusste, dass eine Scheuerstelle in der Fesselbeuge von Goldfever mit Salbe behandelt wurde. Da ich aber wusste, dass unser Mannschaftstierarzt diese Behandlung zugelassen hat, war ich unbesorgt", sagte Beerbaum. "Wie ich erst jetzt erfahren habe, enthielt die Salbe die besagte Substanz.

Hätten wir die Behandlung in Athen dem offiziellen Tierärztegremium der FEI angemeldet, wäre diese Behandlung möglicherweise zugelassen worden und wir hätten heute keinen Fall."

Sollte die B-Probe das gleiche Ergebnis haben, würden die deutschen Springreiter Gold verlieren und Bronze erhalten. Anders als in Ballsportarten werden nicht die kompletten Teamergebnisse geändert, sondern nur die des betroffenen Sportlers. Wenn auch die B-Probe von O'Connor positive wäre, würde der Ire Gold verlieren und Rodrigo Pessoa (Brasilien) Einzel-Gold erhalten.

Bronze ginge an den bisherigen Vierten Marco Kutscher (Hörstel), den Angestellten von Ludger Beerbaum. Die FEI teilte am Freitag lediglich mit, dass es in Athen vier positive Fälle gegeben habe, ohne Namen zu nennen.

Neben Beerbaum, Hoy und O'Connor soll ein österreichischer Reiter betroffen sein.

"Ich bin erschüttert. Jeder einzelne Fall ist eine Katastrophe", sagte Reinhard Wendt, Geschäftsführer des Deutsche Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) und für den Turniersport zuständiges Vorstandsmitglied der FN. "Für das Zusammentreffen dieser vier Fälle fehlen mir die Worte. Vor Schuldzuweisungen müssen aber gründliche Recherchen und die Analysen der B-Proben liegen."

"Das war kein Vorsatz, sondern Dummheit", meinte FN-Chef Hanfried Haring. "Wir waren doch nicht auf einem Dorfturnier." Der für den 16. Oktober geplante "Olympia-Ball" des DOKR, bei dem die deutschen Medaillengewinner der diesjährigen internationalen Championate geehrt werden sollten, wurde abgesagt.

Bei Hoys Pferd wurde die Substanz Hydroxy-Diphenhydramin, ein Abbaustoff der verbotenen Substanz Diphenhydramin festgestellt. Das Pferd wurde wegen einer Schwellung in der Sattellage mehrfach mit einer Benadryl-Lotion eingerieben.

Bettina Hoy sagte dazu: "Ich habe mich dabei auf die Erlaubnis unseres Mannschaftierarztes Dr. Carsten Weitkamp verlassen, der sich vorher extra bei einem der zuständigen Tierärzte der FEI erkundigt hat, ob diese Behandlung erlaubt sei."

Weitere positive A-Proben gab es bei dem Pferd Picasso des Kölner Voltigierers Kai Vorberg (Betamethason) und bei Mary von Vierspännerfahrer Michael Freund (Dreieich), bei dem Valeriansäure festgestellt wurde.

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