Doping im Radsport:"Riis hat versäumt, zu intervenieren"

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Teamchef Bjarne Riis feiert mit dem Spanier Carlos Sastre den Gewinn der Tour de France 2008 mit einem Getränk. (Foto: dpa)
  • Unter Verdacht steht der frühere Tour-de-France-Gewinner Bjarne Riis schon lange, nun belastet ihn ein dänischer Report enorm: Als Teamchef bei CSC habe er nichts gegen Doping unternommen.
  • Sanktionen sind nicht zu erwarten, da die Verjährungsfrist von acht Jahren abgelaufen ist.

Der frühere Radsport-Manager Bjarne Riis ist in einem neuen Doping-Bericht schwer belastet worden. Die dänische Anti-Doping-Agentur ADD sowie Dänemarks Sportverband DIF kamen nach knapp dreijähriger Arbeit zu dem Schluss, dass Riis entgegen bisheriger Beteuerungen von Dopingvergehen in seinem Team gewusst, diese stillschweigend geduldet und zum Teil angeordnet hat. "Riis hat nicht eingegriffen. Das ist inakzeptabel", sagte ADD-Chef Michael Ask. Für den 97-seitigen Bericht, der sich mit dem Zeitraum von 1998 bis 2015 befasst, waren 50 Personen mit Verbindung zum dänischen Radsport befragt worden, darunter elf aktive Fahrer. Im Zentrum der Untersuchungen stehen die Verfehlungen im Team CSC, aus dem der heutige Rennstall Tinkoff-Saxo hervorgegangen ist.

Demnach habe es bei CSC einen flächendeckenden Gebrauch von Kortison ohne medizinische Begründung gegeben. Riis soll zudem den Dänen Bo Hamburger aufgefordert haben, den als Zeugen gehörten deutschen Ex-Profi Jörg Jaksche mit Epo zu versorgen. Auch sei Riis bekannt gewesen, dass neben dem Amerikaner Tyler Hamilton weitere Fahrer mit unerlaubten Substanzen arbeiteten. Zudem hätten die Teamärzte, darunter der heutige Mediziner des Skandal-Teams Astana, Joost de Maeseneer, von den Machenschaften gewusst.

Im Fadenkreuz der Kritik stehen neben Riis auch die früheren Verantwortlichen Johnny Weltz und Alex Pedersen. Weltz, heutiger Sportdirektor beim Team Cannondale-Garmin, soll im Jahr 2000 unter anderem für ein "Doping-Apartment" in Luxemburg verantwortlich gewesen sein, in dem sich dänische Top-Fahrer aus einem Kühlschrank mit Dopingmitteln wie Epo oder Wachstumshormonen versorgen konnten. Alle Beschuldigten, darunter auch mehrere dänische Fahrer, bleiben aufgrund von verstrichenen Verjährungsfristen allerdings von Disziplinarverfahren verschont.

Riis, Tour-de-France-Gewinner 1996 und beim Team Telekom einst Kollege von Jan Ullrich, hatte 2007 ein umfangreiches Dopinggeständnis abgelegt. Nach seiner aktiven Karriere baute er den Rennstall CSC auf, den er 2013 an Oleg Tinkow verkaufte.

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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