Doping im Radsport:Freispruch für Contador

Der spanische Rennfahrer Alberto Contador bekommt vom heimischen Radsport-Verband einen Freispruch erster Klasse. Rechtzeitig zum Saisonstart. Wird seiner abenteuerlichen Doping-Geschichte tatsächlich Glauben geschenkt?

Der spanische Radsport-Verband hat den dreimaligen Tour-de-France-Sieger Alberto Contador vom Vorwurf des Dopings freigesprochen. Das teilte sein Anwalt nach Medienberichten vom Dienstag in Madrid mit. Der spanische Radsport-Verband RFEC folgte dem Antrag der Verteidigung, die kontaminiertes Fleisch für den positiven Dopingbefund verantwortlich gemacht hatte. Damit darf der 28-Jährige ab sofort wieder Rennen fahren, womöglich wird er bereits ab Mittwoch bei der Algarve-Rundfahrt in der Startlinie stehen.

Alberto Contador

Alberto Contador darf sich freuen, er bekommt einen Freispruch erster Klasse.

(Foto: dpa)

Der Radsport-Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) haben aber noch einen Monat Zeit, gegen das Urteil Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof CAS einzulegen. Bis zu einem endgültigen Urteil bliebe der Spanier aber startberechtigt. Contador war am zweiten Ruhetag der vergangenen Tour in Pau positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden. Er führte den Befund jedoch auf den Genuss eines verunreinigten Steaks zurück und bestritt Doping.

Ein Freund des damaligen Astana-Teamkochs habe ein Stück Rindfleisch in der baskischen Stadt Irun gekauft und zur Tour nach Pau mitgebracht, wo es in der Bordküche des Manschaftsbusses zubereitet worden sei und dem Toursieger sehr gemundet habe. So lautet Contadors Version, die das Wettkampfkomitee des spanischen Verbandes vollauf überzeugt hat.

Sollte der Freispruch weiter Bestand haben, bliebe ihm auch der Toursieg erhalten.

Nun steht dem Radsport wohl ein monatelanger Justizmarathon ins Haus. Rechtzeitig zum Saisonstart bekam der dreimalige Toursieger einen Freispruch erster Klasse serviert, angesichts der fadenscheinigen Begründungen schlagen die Anti-Doping-Experten die Hände vors Gesicht. "Die Spanier machen sich lächerlich. Das ist eine Kabarett-Nummer. Die WADA muss vor den CAS ziehen", sagte Chefankläger Werner Franke und sieht sich in seiner Meinung über die spanische Anti-Doping-Politik bestätigt.

Die RFEC vergleicht die Angelegenheit mit dem Dopingfall des deutschen Tischtennis-Spielers Dimitrij Ovtcharov, der bei einem Turnier in China ebenfalls positiv auf Clenbuterol getestet worden war. Im Gegensatz zu Contador hatte Ovtcharov aber mittels einer Haaranalyse glaubhaft seine Unschuld darstellen können. "China ist total verseucht, in Spanien soll es aber seit Jahren keinen Clenbuterol-Fall mehr gegeben haben. Ausgerechnet der große Rad-Champion soll nun betroffen sein? Wenn Contador so etwas behauptet, hätte es Ermittlungen geben müssen. Wo sind die Ergebnisse?", ergänzt Franke.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: