Doping im Biathlon:"So einen Fall hatten wir noch nie"

Nach einer positiven B-Probe droht der finnischen Biathletin Kaisa Varis eine lebenslange Sperre. Kurios: Sie ist schon zum zweiten Mal des Epo-Dopings überführt worden - in zwei verschiedenen Sportarten.

Das Ergebnis der B-Probe teilte die Internationale Biathlon-Union (IBU) in Ruhpolding mit. Über das Strafmaß will die IBU-Exekutive innerhalb von 14 Tagen nach Anhörung aller Beteiligten entscheiden.

Biathlon Doping Kaisa Varis

Zum zweiten Mal in ihrer Karriere des Dopings überführt: die Finnin Kaisa Varis.

(Foto: Foto: dpa)

Die Finnin war nur zwei Wochen nach ihrem ersten Weltcup-Sieg im Biathlon mit einer positiven A-Probe von ihrer Doping-Vergangenheit eingeholt worden. Der finnische Biathlon-Verband hatte bereits nach der A-Probe am 21. Januar auf eine Nominierung der 32-Jährigen für die am 9. Februar beginnenden Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund verzichtet.

Nach ihrem Sprint-Sieg am 11. Januar in Ruhpolding hatte sie erneute Doping-Verstrickungen zurückgewiesen und um Vergebung für ihre früheren Fehltritte gebeten. "Ich will nichts verleugnen, aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und will nur über 2008 reden", sagte Varis.

2001 war Kaisa Varis in den Langlaufskandal bei der nordischen Ski-WM in Lahti verwickelt gewesen. Dort hatte sie Bronze im 15 Kilometer-Einzelrennen gewonnen. Der Sieg mit der finnischen Staffel wurde wieder aberkannt, da ihre Teamkollegin Virpi Kuitunen gedopt war.

Bei der WM 2003 in Val di Fiemme wurden bei Varis auffällige Blutwerte festgestellt. Für das Einzel-Rennen wurde sie daher mit einer Schutzsperre belegt. Am Staffel-Rennen nahm sie teil und errang Silber. Doch auch diese Medaille wurde später aberkannt, da Varis ein Epo-Missbrauch nachgewiesen und sie daraufhin für zwei Jahre gesperrt wurde.

Für die IBU war der Wechsel der dopingbelasteten Finnin zu den Skijägern bereits länger ein ungelöstes Problem. "So einen Fall hatten wir noch nie. Deshalb haben wir dafür auch noch keine Regel", hatte bereits in Ruhpolding der norwegische IBU-Präsident Anders Besseberg gesagt. Inzwischen denkt man über Vorkehrungen nach, damit künftig keine dopingbelasteten Athleten aus anderen Fachverbänden in den Biathlon-Sport wechseln können.

Der deutsche Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang kritisierte Varis hart: "Ich finde es richtig dreist, mit welcher Unverfrorenheit erneut betrogen wurde. Es ist wirklich an der Zeit, einen Schluss-Strich unter die Karriere von Varis zu ziehen", erklärte er. "Andererseits bin ich auch ein wenig beruhigt zu sehen, dass die Kontrollmechanismen im Biathlon greifen."

Müssiggang stellte sich erneut vor seine zuletzt selbst in Verdacht geratenen Weltklasseläuferinnen. "Ich wiederhole mich, aber ich kenne meine Truppe und weiß, dass meine Mädels sauberen Sport betreiben. Sie erarbeiten sich ihre Leistungen sehr hart und sauber."

Finnlands Biathlon-Verband steht nach dem von Varis verursachten Skandal vor dem finanziellen Kollaps, weil wichtige Sponsoren umgehend ihren Rücktritt erklärten. Bereits zu den letzten Saisonrennen wurden wegen finanzieller Sorgen nur noch vier statt zuvor acht Athleten gemeldet. Verbands-Generalsekretär Janne Hakala stellte Kaisa Varis als Einzeltäterin dar. "Kaisa hat nur in der Weltcup-Phase mit der Mannschaft trainiert, ansonsten hat sie sich selbst vorbereitet", sagte Hakala.

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