Doping:Fall Scharapowa: Kranke Sportler

File picture of Maria Sharapova of Russia during her women's singles match at the French Open tennis tournament in Paris

Maria Scharapowa

(Foto: REUTERS)

Wie viele andere rechtfertigt Maria Scharapowa die Einnahme leistungssteigernder Mittel mit ihrer schwachen Gesundheit.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Erlaubt ist, was nicht verboten ist. Nach dieser Prämisse regelt der Weltsport oft seine medizinische Versorgung. Wer nicht dopen, aber trotzdem Höchstleistung bringen will, balanciert deshalb eine schmale Grenze entlang. Und wenn diese Grenze verschoben wird, sitzt der Athlet in einer selbstgestellten Falle. So auch, nach allen vorliegenden Erkenntnissen, die gestürzte Tennis-Queen Maria Scharapowa.

Hätte Scharapowa der Befund auf das Mittel Meldonium bereits bei ihrem letzten Grand-Slam-Turnier 2015 in Wimbledon ereilt (für die späteren US Open in New York hatte sie abgesagt), wäre es kein Dopingfall gewesen. Scharapowa aber wurde im Januar 2016 bei den Australian Open in Melbourne erwischt, deshalb ist es jetzt einer, ohne Wenn und Aber - obwohl Meldonium erst zum Jahreswechsel auf die Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur gehoben wurde. Ein Sportler hat das Recht, seinen eigenen Körper auszubeuten, er hat aber vor allem anderen die Pflicht, sich gewissenhaft zu informieren, was er ihm zuführen darf. Und was nicht.

Und da ist es natürlich schon eine drängende Frage, weshalb ein Mittel, das "bei Herzerkrankungen, Infarkten und Diabetes" gereicht wird, nicht schon früher als illegal gebrandmarkt wurde. Zumal es unter Athleten, die sich im osteuropäischen Milieu nähren, seit Jahren als ein Top-Beschleuniger galt.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie krank diese Leute sind

Scharapowa erklärte, dass sie dieses Präparat bereits seit 2006 genommen habe. Sie tat es angeblich auf ärztliche Anordnung. Dennoch hat sie sich nun nicht auf die Dr. Mabuses dieser Welt herausgeredet, sondern übernahm selbst die Verantwortung für das, was sich in ihrem Körper fand. Dies war der eine Teil ihrer Inszenierung in Los Angeles, der andere Teil war jener für die Tränendrüse.

Scharapowa erklärte, der jahrelange Konsum von Meldonium sei notwendig gewesen, weil es in ihrer Familie einige Diabetes-Fälle gebe, hinzu käme ihre eigene chronische Grippe-Anfälligkeit. Damit rundet sich auch hier das Bild so vieler Sport-Karrieren nach dem Sündenfall: Es ist immer wieder erstaunlich, wie krank diese Leute eigentlich sind, sobald es an die Beichte geht.

Die Pressekonferenz war der Versuch, von dieser glamourösen Laufbahn zu retten, was zu retten ist. Handelt es sich doch nicht um irgendwen, sondern um die bislang bestbezahlte Sportlerin der Erde. Bei der sich Image und Verdienst längst von der Tennis-Weltrangliste (derzeit Platz sieben) entkoppelt hatten.

Scharapowa ist 28, nach der zu erwartenden Zwei-Jahres-Sperre wird sie kaum mehr auf den Center Court zurückkehren, aber immer noch für den roten Teppich präsentabel sein wollen. Die Lady in Schwarz, geboren in Sibirien, die da in Los Angeles am Mikrofon stand, präsentierte sich in Büßerpose, so wie es PR-Strategen empfehlen, weil die Amerikaner diese Haltung lieben. Das Zeug, das sie im Sport konsumierte, kam noch aus Osteuropa, aus der alten Heimat. Beim Versuch, die alte und die neue Welt maximal zu kombinieren, ist gegen Ende dann doch noch etwas schief gelaufen.

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