Süddeutsche Zeitung

Doping-Affäre:Deutsche Kunden in Erfurt

  • Laut einem Beitrag der ARD soll auch ein Sportler aus Deutschland Kunde beim Dopingarzt Mark Schmidt gewesen sein.
  • Offenbar hat ein Eisschnellläufer in Erfurt Blutdoping betrieben - es handelt sich um einen Athleten des National-Kaders.

Nach den Razzien in Erfurt und Seefeld Ende Februar kommt nun offenbar eine neue Dimension des mutmaßlichen Doping-Netzwerks um den Sportmediziner Mark Schmidt ans Licht: Wie die ARD-Dopingredaktion berichtet, steht nun auch ein deutscher Athlet konkret unter Verdacht, in Erfurt Blutdoping betrieben zu haben. Es soll sich um einen Eisschnellläufer handeln, der laut ARD "ein Mitglied des Nationalteams" und auch "bei Olympia" am Start war. Verschiedene Quellen lieferten dazu konkrete Hinweise. Und er soll laut ARD nicht der einzige Schmidt-Kunde aus Deutschland sein.

Seit den Razzien am 27. Februar sind neun mutmaßliche Sportler des Doping-Netzwerks bekannt: Langläufer aus Österreich, Estland und Kasachstan sowie österreichische Radprofis. Am vergangenen Mittwoch teilte Kai Gräber, der Leiter der Schwerpunktstaatsanwaltschaft in München für Dopingkriminalität, dann mit, dass man inzwischen 21 Athleten als mutmaßliche Schmidt-Kunden ermittelt habe. Neben dem Langlauf seien zwei weitere Wintersportarten betroffen. Laut ARD ist eine davon: Eisschnelllauf.

Die Staatsanwaltschaft München erklärte auf ARD-Anfrage, sie wolle den Fall noch nicht kommentieren, und verwies auf laufende Ermittlungen. Nach Informationen des Senders ist der Name des beschuldigten deutschen Eisschnellläufers auch der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) bekannt. Auch diese wollte das zunächst weder bestätigen noch dementieren. Man könne dazu noch keine Stellungnahme abgeben, hieß es. Der Eisschnellläufer selbst wollte zu dem Vorwurf laut ARD ebenfalls nichts sagen.

Dafür zeigte sich die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft bestürzt und geschockt. "Dem medial erhobenen Verdacht gegen eine/n deutschen Eisschnellläufer/Eisschnellläuferin muss mit allen Mitteln nachgegangen werden", hieß es in der Mitteilung des Verbandes. Darin betonte die DESG: "Nach unserem Wissensstand war kein Athlet/-in unseres Verbandes mit dem beschuldigten Arzt in Kontakt." Man müsse aber die weiteren Ermittlungsergebnisse abwarten.

Ob Schmidt, der seit seiner Verhaftung in München mehrmals vernommen wurde, den Namen selbst genannt hat oder ob er aus beschlagnahmten Unterlagen hervorgeht, ist unklar. Klar ist: Die etwa 40 konfiszierten Blutbeutel sind bislang noch nicht ihren Besitzern zugeordnet. Hier drohen weitere Enthüllungen.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2019/jbe
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