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Doping des Tour-Gewinners:Radsport-Weltverband schützte Armstrong

  • Der Radsport-Weltverband unternahm jahrelang nichts gegen die Dopingpraktiken von Lance Armstrong. Der mehrfache Toursieger wurde von der Organisation geschützt und bevorzugt behandelt.

Zahlreiche Beispiele für Verfehlungen

Ein Untersuchungsbericht hat schwere Versäumnisse des Radsport-Weltverbands UCI im Anti-Doping-Kampf festgestellt und wirft der früheren Führung eine Verzugsbehandlung des überführten Lance Armstrong vor. Es gebe "zahlreiche Beispiele", dass der Amerikaner von der UCI "verteidigt" oder "beschützt" worden sei, heißt es in dem 227-seitigen Report der unabhängigen Untersuchungskommission CIRC am Montag.

Wie der Verband Armstrong protegierte

Diese war von der UCI im Januar 2014 eingesetzt worden. Der Weltverband hatte Armstrong vor gut zwei Jahren wegen Dopingvergehen unter anderem seine sieben zwischen 1999 und 2005 gewonnenen Titel bei der Tour de France aberkannt. "Die UCI befreite Lance Armstrong von Regeln, verpasste es ihn, trotz Verdächtigungen gezielt zu testen und unterstützte ihn öffentlich gegen Dopinganschuldigungen", analysierte die Kommission nun.

Wer die leitenden Figuren waren

Allerdings seien keine Belege gefunden worden, dass der heute 43-Jährige für eine mögliche Vertuschung von positiven Tests an die UCI gezahlt habe. Die umstrittenen Vorgänger des heutigen UCI-Präsidenten Brian Cookson, der Ire Pat McQuaid und der Niederländer Hein Verbruggen, hatten sich bereits zuvor gegen die Vorwürfe verteidigt.

Der Dopingsünder Armstrong äußerte sich nach dem Untersuchungsbericht auf seiner Homepage. Er schreibt: "Ich hoffe, dass die Enthüllung der Wahrheit in eine strahlende und Doping-freie Zeit des Sports führt, den ich liebe."

Auch Contador mit bevorzugter Behandlung

Neben Lance Armstrong hat offenbar auch der zweimalige Tour-de-France-Gewinner Alberto Contador eine bevorzugte Behandlung durch die frühere Führung der UCI erhalten. Demnach wurde der Spanier Contador von dem positiven Dopingtest auf Clenbuterol persönlich in seinem Heimatland bei einem Treffen mit drei UCI-Funktionären informiert. Kontaminiertes Fleisch wurde dabei als mögliche Ursache der positiven Probe erörtert.

Mehrere Befragte hätten die Vorgehensweise der UCI als "seltsam" empfunden. "Die CIRC hat kein Beispiel gefunden, in dem diese Vorgehensweise auch bei anderen Fahrern angewendet wurde", hieß es in dem Bericht. Der Fall Contador sei ein Beispiel für das "schlechte öffentliche Management von Krisensituationen" durch die UCI. Dass der Weltverband die positive Probe vertuschen wollte, konnte durch die Kommission aber nicht nachgewiesen werden.

Bei Contador waren während der Tour 2010 geringe Spuren von Clenbuterol in einer Probe entdeckt worden. Der Spanier wurde von seinem Heimatverband zunächst freigesprochen worden. Dieses Urteil wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS kassiert und in eine zweijährige Sperre umgewandelt.

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