Doping:Das spezielle Thema Asthma

Der slowenische Eishockeyspieler Jeglic ist der dritte Positivbefund der Winterspiele.

Von Johannes Aumüller

Vor ein paar Tagen war Ziga Jeglic der umjubelte Mann des slowenischen Eishockey-Teams. Das letzte Gruppenspiel seiner Mannschaft gegen die Slowakei stand an, nach der regulären Spielzeit hieß es 2:2, und dann folgte das Penaltyschießen, in dem der frühere Spieler des ERC Ingolstadt aus der Deutschen Eishockey Liga das entscheidende Tor erzielte. Doch nun erzeugt Jeglic, 29, aus anderen Gründen Aufregung: Am Dienstag teilte die Doping-Kammer des Sportgerichtshofes Cas kurz vor dem K.o.-Spiel der Slowenen mit, dass nach dem Spiel in seiner Urinprobe eine verbotene Substanz gefunden worden sei - und zwar das Asthmamittel Fenoterol.

Jeglic muss die Spiele sofort verlassen und erklärte den Verstoß gegenüber heimischen Medien mit einem Versehen. Aufgrund des Ergebnisses von Atemtests im vergangenen Jahr seien ihm Asthmamittel verschrieben worden. Er habe leider keine Ausnahmegenehmigung dafür beantragt - und er habe leider übersehen, welche vergleichbaren Asthmamittel erlaubt seien und welche nicht.

Die norwegische Delegation hat die ungeheure Menge von 6000 Asthma-Dosen mitgenommen

Nach dem japanischen Shorttracker Kei Saito (Maskierungsmittel) sowie dem sportpolitisch so brisanten Positivtest beim russischen Curler und Bronzemedaillen-Gewinner Alexander Kruschelnizki, der noch vor dem Sportgerichtshof anhängig ist, ist Jeglic schon der dritte Dopingfall der Spiele. Und er ist aus gleich zwei Gründen interessant. Zum einen, weil nur wegen Jeglics Tor die Slowenen in der K.o.-Runde den recht leichten Gegner Norwegen erhielten - dennoch verloren sie 1:2 -, während die Slowakei gegen die USA ran musste und beim 1:5 chancenlos war. Aber gemäß den Regeln des Eishockey-Weltverbandes hat, ähnlich wie beim Fußball, ein Positivtest eines einzelnen Spielers keine Folgen für das Ergebnis.

Doch zum anderen lenkt Jeglics Fall den Blick auch auf ein spezielles Thema aus der Betrugsabteilung: den unerlaubten Gebrauch von Asthmamitteln zur Leistungssteigerung. Die Mittel erweitern die Atemwege und verbessern die Sauerstoffaufnahme, das macht sie im Spitzensport so beliebt. Es gibt traditionell eine unglaubliche Asthmatiker-Quote unter Spitzensportlern, angefangen beim Fußball und noch viel stärker bei den Ausdauersportarten. Zwar verweisen Sportmediziner darauf, dass Leistungssport insbesondere bei Kälte verstärkt zu Belastungsasthma führen kann. Und natürlich gibt es auch tatsächlich Asthmakranke im Sport. Aber viele nehmen es auch einfach nur, um besser Luft zu bekommen.

Bis 2012 brauchte es stets Ausnahmegenehmigungen (TUEs), um Asthmasprays inhalieren zu dürfen, und mit diesen TUEs wurde munter getrickst. Seitdem ist es für manche Mittel etwas lockerer gehandhabt: Salbutamol, Formoterol und Salmeterol sind bis zu gewissen Tageshöchstdosen erlaubt. Dafür braucht es auch keine extra Genehmigung; diese ist nur für die Einnahme anderer Asthmamittel oder größerer Mengen nötig.

Zu Beginn der Spiele von Pyeongchang fand der norwegische Sender NRK heraus, dass die Delegation Norwegens die ungeheure Menge von 6000 Asthma-Dosen mitgenommen habe - obwohl sie nur aus 121 Athleten und ebenso vielen Betreuern besteht. "Wir stehen zu diesen Mengen", wurde die norwegische Teamärztin Mona Kjeldsberg zitiert. Man habe sich bei der Ration an den Erfahrungen der vergangenen Spiele orientiert.

Zu den prominenteren Kranken zählt der Schweizer Langlauf- Olympiasieger Dario Cologna

In Norwegen ist das Asthma-Thema generell besonders virulent. Der damalige Vorzeige-Läufer Martin Johnsrud Sundby wurde vor zwei Jahren wegen einer zu hohen Dosis Salbutamol gesperrt. In diesem Zusammenhang enthüllte ein Fernsehsender, dass die norwegische Teamleitung den Weltcup-Athleten den Gebrauch dieses Mittels flächendeckend empfohlen habe. Auch gesunde Sportler sollten Salbutamol prophylaktisch inhalieren; norwegische Verantwortliche nannten den Schutz der Gesundheit als Argument dafür. Der Chefmediziner der deutschen Olympia-Mannschaft, Bernd Wolfarth, sagt dazu, nicht an Asthma erkrankten Sportlern Asthmamittel zu verabreichen, sei ein "Kunstfehler".

Aber es sind längst nicht nur die Norweger, die das Asthma-Thema betrifft. Zu den prominenteren Erkrankten zählt auch Dario Cologna, der Schweizer Olympiasieger über 15 Kilometer Langlauf. Er bekam seine Asthma-Erkrankung mit Cortison in Griff. Auch verschiedene deutsche Sportler nutzen es. Wie viele genau es sind, konnte Teamarzt Wolfarth bei einer Pressekonferenz in der ersten Woche der Spiele nicht mitteilen. Er verwies darauf, dass zu den Zeiten, als die Asthmasprays anmeldepflichtig gewesen seien, dies zirka acht Prozent der Mannschaft betroffen habe - und er vermutete, dass es sich auch aktuell in dieser Größenordnung bewege. Es habe auch niemand eine Ausnahmegenehmigung, erklärte Wolfarth. Wie viele Asthma-Dosen er dabei habe, könne er jedoch nicht mitteilen: "Ich fange nicht an, die Packungen zu zählen", sagte er. "Ich mache hier Medizin."

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