Doping:Betrug mit Folgen: Russland bei Olympia vorerst ausgesperrt

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Russlands Olympia-Sperre wegen Doping-Betrugs ist im Berufungsverfahren halbiert worden. Foto: Jae C. Hong/AP/dpa (Foto: dpa)

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Lausanne (dpa) - Die Fälschung von Doping-Daten hat für Russland Konsequenzen. Das Land darf nicht an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio und den Winterspielen 2022 in Peking teilnehmen und wird wohl auch bei der Fußball-WM 2022 in Katar fehlen.

Das geht aus dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes Cas vom Donnerstag hervor. In dem Berufungsverfahren wurde allerdings die von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada empfohlene Vier-Jahres-Sperre gegen Russland vom Cas halbiert.

Wofür muss Russland konkret büßen?

Die Wada und nun auch die Sportrichter sehen es als erwiesen an, dass Doping-Daten aus dem Moskauer Labor vor und während ihrer Übergabe an die Welt-Agentur im Januar 2019 absichtlich verändert wurden. Wada-Präsident Witold Banka sprach am Donnerstag von einem "dreisten und illegalen" Betrug, um systematisches Doping mit staatlicher Unterstützung zu vertuschen. Die Aushändigung korrekter Doping-Daten war eigentlich Bedingung für die Wiedereinsetzung der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada im September 2018. Sie war von der Wada im November 2015 nach Aufdeckung des vom Staat gelenkten Dopings in Russland suspendiert worden.

Wie begründete der Cas sein Urteil?

Die Sportrichter sehen in ihrer Entscheidung die "Natur und den Ernst" der Verstöße Russlands widergespiegelt. Die verhängte Strafe solle "die Integrität des Sports gegen die Geißel des Dopings bewahren", teilte das Cas-Gremium mit. Dass die Sanktionen nicht ganz so scharf ausfallen, wie von der Wada gefordert, solle nicht als "Bestätigung für das Verhalten der Rusada oder der russischen Behörden" verstanden werden. Im Rahmen geltenden Sportrechts sei aber keine härtere Strafe möglich.

Was bedeutet die Entscheidung für Russlands Sportler?

Eine russische Mannschaft wird es bei Olympia in Tokio 2021 und in Peking 2022 und wohl auch bei der Fußball-WM 2022 in Katar nicht geben. Teilnehmen dürften aber russische Sportler, die nicht des Dopings verdächtig sind und als neutrale Athleten starten. Die russische Flagge darf nicht gehisst oder auf Athleten-Kleidung gezeigt werden. Das Abspielen und Singen der russischen Hymne ist bei den Sport-Großereignissen verboten. Bei der Fußball-EM im nächsten Jahr darf Russland aber mitspielen, da das Turnier nicht von den Strafmaßnahmen betroffen ist.

Welche weiteren Sanktionen wurden verhängt?

Russland darf sich in den kommenden zwei Jahren nicht als Gastgeber für Weltmeisterschaften bewerben. Auch eine Kandidatur für die Olympischen Spiele und Paralympics 2032 ist ausgeschlossen. Russische Regierungsvertreter dürfen in dieser Zeit nicht an Sitzungen von Vorständen oder Ausschüssen internationaler Sportorganisationen teilnehmen oder in diese Gremien gewählt werden. Die Rusada wurde zu Strafzahlungen an die Wada in Millionenhöhe verurteilt und muss nun gemeinsam mit den internationalen Dopingjägern Untersuchungen in den Betrugsfällen einleiten. Damit soll sichergestellt werden, dass Sportbetrüger unter den Athleten doch noch identifiziert und bestraft werden können.

Ist das Urteil sofort rechtskräftig?

Sportrechtlich ist der Fall mit dem Cas-Urteil ausverhandelt. Die Sanktionen treten damit ab sofort in Kraft. Möglich ist aber noch eine Berufung vor dem Schweizer Bundesgericht. Dort sind jedoch die Chancen auf einen Erfolg sehr gering, da das Bundesgericht nur bei Verfahrensfehlern und Verstößen gegen die Menschenrechte eingreift und nicht über die Rechtsauslegung des Cas urteilt.

© dpa-infocom, dpa:201217-99-733799/2

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