Ungarischer Nationalspieler Szoboszlai:Ein Wunderfuß für die große Bühne

SOCCER - BL, RBS vs Hartberg SALZBURG,AUSTRIA,28.JUN.20 - SOCCER - tipico Bundesliga, championship group, Red Bull Salzb; Dominik Szoboszlai

Mit seinem rechten Fuß schickt Dominik Szoboszlai Schüsse meist flatternd und im hohen Bogen Richtung Torwart.

(Foto: imago images/GEPA pictures)

Ungarn könnte im Playoff gegen Island an diesem Abend deutscher EM-Gegner werden. Im Fokus steht vor allem Dominik Szoboszlai, der bald einen ähnlichen Weg einschlagen könnte wie Erling Haaland.

Von Felix Haselsteiner

Fast hätte Dominik Szoboszlai am Donnerstag in Salzburg bleiben müssen. Vielleicht hätte er am Abend auf dem Sofa gelegen, mit Blick auf den Fernseher. Für seinen inzwischen schon berüchtigten rechten Fuß wäre es dann die einzige Belastung gewesen, entrüstet oder freudig aufzuspringen, je nachdem, wie sich die ungarische Nationalelf im entscheidenden Playoff-Spiel zur Europameisterschaft gegen Island geschlagen hätte.

Jedenfalls wäre Dominik Szoboszlai, 20, nicht in den Aktionen zu sehen gewesen, mit denen er sich stets unter Zuhilfenahme seines rechten Fußes in den vergangenen Wochen ins Rampenlicht des europäischen Fußballs gespielt hat: in Strafraumnähe, bei Freistößen, an der Eckfahne, von überall strahlte Szoboszlai derartige Torgefahr aus, dass es für Ungarn ärgerlich gewesen wäre, gegen Island auf den besten Spieler verzichten zu müssen.

Der Weg zur Fußball-EM 2021

Die Playoff-Finals

PFAD A

Ungarn - Island Do. 20.45

PFAD B

Nordirland - Slowakei Do. 20.45

PFAD C

Serbien - Schottland Do. 20.45

PFAD D

Georgien - Nordmazedonien Do. 18.00

Die Vorrundengruppen

GRUPPE A (in Rom und Baku)

Italien, Schweiz, Türkei, Wales

GRUPPE B (in Sankt Petersburg und Kopenhagen)

Belgien, Dänemark, Finnland, Russland

GRUPPE C (in Amsterdam und Bukarest)

Niederlande, Österreich, Ukraine, Sieger Georgien/Nordmazedonien

GRUPPE D (in London und Glasgow)

England, Kroatien, Tschechien, Serbien/Schottland

GRUPPE E (in Bilbao und Dublin)

Spanien, Polen, Schweden, Nordirland/Slowakei

GRUPPE F (in München und Budapest)

Deutschland, Frankreich, Portugal, Ungarn/Island

Gleich sechs Profis von Österreichs Serienmeister RB Salzburg waren am Montag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Für die gesamte Mannschaft wurde umgehend Quarantäne verordnet, die Länderspielreisen der Spieler wurden abgesagt. Am Dienstag dann die Kehrtwende: In einer erneuten Testserie waren alle zuvor positiv getesteten Spieler negativ, also: Kommando zurück. Und weil es von den sonst eher in der Kritik stehenden österreichischen Behörden einen überraschend schnellen Quarantäne-Auflösungsbescheid gab, konnten alle Salzburger doch zu ihren Nationalteams reisen.

Es lockt die Gruppe mit Portugal, Deutschland und Frankreich

Die Ungarn müssen zwar ohne ihren positiv getesteten Trainer Marco Rossi auskommen, aber Szoboszlai hat am Donnerstag in Budapest die Chance, sich mit Eigenbeteiligung für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Die Gruppe F würde warten, hoch attraktiv, mit Deutschland, Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal. Es wäre eine Gruppe, in der sich die Ungarn sicherlich nicht allzu viele Chancen aufs Achtelfinale ausrechnen dürften, aber eines stünde fest: Weiteres Rampenlicht für Dominik Szoboszlai und seinen rechten Fuß wäre gesichert.

"Technisch bin ich, glaube ich, nicht so schlecht", hatte Szoboszlai zuletzt im Interview mit dem Kicker gesagt. Er hätte sich das zurückhaltende "glaube ich" sparen können. Am ersten Spieltag der Champions League, im Heimspiel gegen Lokomotive Moskau (2:2), hatte Szoboszlai mit einem Distanzschuss zum zwischenzeitlichen 1:1 auch auf der internationalen Bühne unter Beweis gestellt, dass er dank seiner Schusstechnik zu den spektakulärsten Talenten der Welt gehört. Szoboszlais Schüsse fliegen meist mit hohem Tempo und in hohem Bogen auf die Torhüter zu, flattern dabei auch noch und sind sogar - das war jüngst beim 2:6 gegen den FC Bayern zu beobachten - für einen Torwart wie Manuel Neuer eine Herausforderung.

Erling Haaland als Freund und Vorbild

Seit 2017 arbeitet der 1,86 Meter große Ungar in Salzburg an dieser Schusstechnik. Aus der Jugend des FC Videoton aus Fehervar, 60 Kilometer außerhalb von Budapest gelegen, hatten die Österreicher Szoboszlai geholt, weil der 15-jährige Schlaks bei einem Juniorenländerspiel einem Scout aufgefallen war. Im RB-Ausbildungszentrum in Liefering galt Szoboszlai schnell als eines der größten Talente, doch seine ersten Profieinsätze unter dem damaligen Trainer Marco Rose verliefen unglücklich: Szoboszlai brauchte etwas mehr Zeit, bis er verstanden hatte, dass zwischen Talent und Star noch ein Zwischenschritt kommt.

Das größte Vorbild für diese Lektion war einer seiner besten Freunde in der RB-Elf: Erling Haaland wurde in der Vorsaison zum besten Salzburger Beispiel dafür, wie mächtig ein Durchbruch sein kann und wie schnell Tore in der Champions League aus der österreichischen Liga hinausführen in die Elite der Fußballwelt. Szoboszlai dürfte einem ähnlichen Weg folgen.

Das Salzburger Erfolgsmodell der Talentförderung

Im Sommer noch hatte er die bewusste Entscheidung getroffen, mit Salzburg die Champions-League-Vorrunde zu spielen. Da aber auch in dieser Saison für Jesse Marschs Mannschaft wohl nach der Gruppenphase Schluss sein wird, könnte Szoboszlai, wie schon Haaland im Januar (zum BVB), bereits im Winter wechseln.

Selbstverständlich hat auch der Brausekonzern-verbundene Bundesligist aus Leipzig seinen guten Draht nach Salzburg schon genutzt, um bei Szoboszlai vorzufühlen. Dass nach einer Vielzahl von Transfers aus Österreich ausgerechnet der Ausnahmestürmer Haaland, den man in Leipzig durchaus gut hätte gebrauchen können, nicht innerhalb der RB-Welt wechselte, dürfte die Leipziger mehr wurmen als sie zugeben. Bei Szoboszlai sollte sich diese Geschichte daher wohl möglichst nicht wiederholen. Er wäre der 18. Profi seit 2012, der aus Salzburg nach Leipzig wechselt.

Die Karrieren von Szoboszlai und Haaland, 20, sind sich nicht unähnlich - und erzählen dieselbe Geschichte vom Salzburger Erfolgsmodell der Talentförderung. Doch Unterschiede gibt es auch: Haaland zum Beispiel ist Linksfuß, und man hat zwar vieles von ihm gesehen, aber Flatterbälle noch nicht. Und die Laufbahnen der beiden jungen Spieler, die beide auf der Shortlist für den Nachwuchs-Award der Uefa stehen, könnten sich auch an einem anderen Punkt noch unterscheiden: Sollte Szoboszlai mit Ungarn die Qualifikation gegen Island schaffen, würde er bei der EM die Bühne bekommen, die Haaland mit Norwegen (1:2 im Halbfinale gegen Serbien) verpasst hat.

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