Domen Prevc:Geschlingert

FIS Ski Jumping World Cup in Engelberg

Der Slowene Domen Prevc.

(Foto: Urs Flueeler/dpa)

Domen Prevc, Bruder von Tourneefavorit Peter Prevc, galt vor der Tournee als Geheimtipp. In Oberstdorf attackiert er beim Absprung - und patzt.

Von Volker Kreisl

Große Brüder sind oft eine schwere Last. Sie waren schon immer in allem besser: konnten besser malen, besser rechnen und schneller laufen, da half nichts, da konnte sich der Jüngere noch so viel Mühe geben. In der Familie Prevc aus Dolenje va Selca in Slowenien ist das allerdings nicht zwingend so. Peter, der Älteste, ist zwar der nach Resultaten bessere Skispringer in der Familie, kein Wunder, er ist ja auch derzeit der nach Resultaten beste Skispringer weltweit. Doch seine jungen Brüder, Cene und Domen, so wird geraunt, sind womöglich schon bald besser. Wie ein Jugendwunder wirkt das, und wie es ist mit vorschnellen Jugendwundern, sie werden dem Betreffenden auch wieder zur Last.

Domen Prevc ist erst 16 Jahre alt, aber er wurde im Sog von Peter und nach einem vielversprechenden Debüt im Weltcup zum Geheimfavoriten erklärt, was diese Tournee sicherlich noch interessanter gemacht hätte. Doch Domen Prevc riss diese Latte schon im ersten Springen deutlich und wurde damit auch zum Sinnbild derer, die trotz ihrer Möglichkeiten verkrampfen und scheitern. Der Pole Kamil Stoch, in Sotschi noch Doppel-Olympiasieger, kam in Oberstdorf nur auf Rang 23, der Tscheche Roman Koudelka, im vergangenen Jahr noch unter den Mitfavoriten, auf Rang 24. Auch dem Slowenen Anze Lanisek traute man mehr zu als einen 16. Platz.

Domen Prevc aber wird weniger zu rätseln haben. Dass er nur 27. wurde, lag wohl an seiner Motivation, womöglich dem Übereifer, es Peter zu zeigen. Nach einer Klassevorführung in der Qualifikation übertrieb er im ersten Durchgang die Attacke beim Absprung und geriet in der Luft ins Schlingern, im Finale landete er nur noch bei 108,5 Metern. Der große Bruder kann eben doch noch vieles besser.

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