Süddeutsche Zeitung

Wimbledon:Djokovic zieht ins Finale gegen Kyrgios ein

Der Brite Cameron Norrie ist nur kurz ein Hindernis: Nach einem verlorenen ersten Satz agiert der Serbe souverän und steht zum vierten Mal in Serie im Endspiel von London.

Der Weltranglistendritte Novak Djokovic hat zum achten Mal seit 2011 das Finale in Wimbledon erreicht und peilt im All England Club seinen vierten Turniersieg in Folge und den siebten insgesamt an. Der an Nummer eins gesetzte Serbe gewann im Halbfinale gegen den Briten Cameron Norrie mit 2:6, 6:3, 6:2, 6:4. Im 32. Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere trifft Djokovic am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) auf den Australier Nick Kyrgios, aktuell die Nummer 40 der Welt.

Kyrgios war im Halbfinale am Freitag spielfrei, er profitierte von der Absage des an Nummer zwei gesetzten Spaniers Rafael Nadal. Der Gewinner der beiden diesjährigen Grand-Slam-Turniere in Melbourne und Paris konnte wegen einer Bauchmuskelverletzung nicht zum Match gegen Kyrgios antreten.

Djokovic könnte mit seinem 21. Grand-Slam-Titel und dem vierten Wimbledon-Triumph in Serie bis auf einen Erfolg an Nadal herankommen. Für Kyrgios bietet sich dagegen eine unerwartete Chance, die ihn um die Nachtruhe brachte. "Ich hatte einen schockierenden Schlaf, um ehrlich zu sein", berichtete der wegen seiner Eskapaden und Debatten mit den Unparteiischen umstrittene Australier. Er habe nur eine Stunde geschlafen. "Ich hatte so viel Angst, ich habe mich bereits so nervös gefühlt, und normalerweise bin ich nicht nervös."

Mit Djokovic verbinde ihn eine Art "Bromance", eine freundschaftliche Beziehung zwischen Männern, sagte Kyrgios. "Ich denke, jeder weiß, dass es für eine Weile keine Liebe zwischen uns gab. Das war gesund für den Sport. Jedes Mal, wenn wir gegeneinander gespielt haben, gab es einen Hype", erinnerte der streitbare Australier. Sollte Djokovic am Sonntag so wie zu Beginn des Halbfinals spielen, würde alles für einen Überraschungserfolg Kyrgios' sprechen.

Gleich dreimal gab Djokovic im ersten Durchgang den Aufschlag ab, erlaubte sich viele Fehler von der Grundlinie. Mit einer soliden Leistung sicherte sich Norrie per Ass den Auftaktsatz nach nur 32 Minuten. Lautstark trieben die Fans auf dem Centre Court ihren britischen Liebling an. Doch langsam stabilisierte sich auch Djokovic, ohne jedoch zunächst seine Brillanz aufblitzen zu lassen. Nach einem völlig missglückten Volley geriet Norrie aus dem Konzept und musste das Break zum 3:5 und wenig später den Satzverlust hinnehmen.

Djokovic erlaubte sich bei eigenem Service keine Schwächen mehr, bei Norrie lief nicht mehr viel zusammen. Unter dem Druck des Publikums, das nach Andy Murray den zweiten britischen Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Profitennis feiern wollte, schien der 26-Jährige zunehmend überfordert. So zog Djokovic davon und durfte nach 2:34 Stunden jubeln.

Für den weiter ungeimpften 35-Jährigen könnte es für diese Jahr die letzte Chance auf einen Grand-Slam-Titel sein, sollten die USA nicht doch noch ihre Einreisebestimmungen ändern. Kyrgios hatte Djokovic für dessen Verhalten während der Corona-Pandemie zunächst kritisiert. Als dem Serben allerdings die Einreise nach Australien verweigert worden war, erhielt er Unterstützung von Kyrgios.

"Ich war beinahe der einzige Spieler, und jemand musste für ihn rund um das Drama bei den Australian Open aufstehen", sagte der Australier. "Dort wird Respekt verdient. Nicht auf dem Tennisplatz, sondern wenn es eine echte Lebenskrise gibt und jemand sich für dich einsetzt."

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