Süddeutsche Zeitung

Einreise-Streit:Zverev ergreift Partei für Djokovic

Deutschlands bester Tennisspieler spricht sich dafür aus, dass der Serbe an den Australian Open teilnehmen darf. Derweil muss Djokovic bis zur Entscheidung des Bundesgerichts am Sonntag wieder ins Abschiebehotel.

Im Einreise-Streit um Novak Djokovic hat Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev Partei für den Serben ergriffen und sich für dessen Teilnahme an den Australian Open ausgesprochen. "Ich denke, es ist nicht sehr fair für eine Person, hier herzukommen und nicht spielen zu können", sagte der 24 Jahre alte Hamburger am Samstag in Melbourne. Zugleich äußerte Zverev aber auch Verständnis für die grundsätzliche Haltung der australischen Regierung in dem Streit um die Einreise des nicht gegen das Coronavirus geimpften Weltranglisten-Ersten aus Serbien. Der Start des serbischen Titelverteidigers Djokovic beim am Montag beginnenden Grand-Slam-Turnier ist weiter fraglich.

Einwanderungsminister Alex Hawke hatte am Freitag das Visum des Weltranglisten-Ersten für ungültig erklärt und auch mit dem öffentlichen Interesse begründet. Djokovic ist mit neun Titeln Rekordsieger der Australian Open. "Ich weiß nicht genug über die Situation, aber ich denke, wenn es nicht Novak Djokovic wäre, der Weltranglistenerste mit 20 Grand-Slam-Titeln, all das, dann wäre es nicht so ein großes Drama", sagte Zverev.

Andere Tennisprofis wie der Spanier Rafael Nadal kritisieren, dass das Dauerthema Djokovic alle anderen Geschehnisse überlagere. "Kein Tennisspieler der Geschichte ist wichtiger als das Event", sagte Nadal, ebenfalls 20-maliger Grand-Slam-Sieger: "Wenn er am Ende spielt, ok. Wenn er nicht spielt, werden die Australian Open großartige Australian Open sein, mit ihm oder ohne ihn."

Anhörung vor drei Richtern

Die finale Anhörung des Tennis-Weltranglisten-Ersten vor dem Bundesgericht in Australien soll am Sonntag vor drei Richtern stattfinden. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP am Samstag schrieb, wird der Fall am Federal Court of Australia ab 9.30 Uhr vom Vorsitzenden Richter James Allsop sowie dessen Kollegen Anthony Besanko und David O'Callaghan verhandelt. Das Bundesgericht soll Klarheit schaffen, ob Djokovic an den am Montag beginnenden Australian Open teilnehmen darf oder ausreisen muss. Dem Bericht zufolge können nach einer Entscheidung durch drei Richter keine Rechtsmittel mehr gegen das Urteil eingelegt werden. Mit einer kurzen verfahrensrechtlichen Anhörung vor Richter O'Callaghan war der Fall zur Visums-Frage am Samstag fortgesetzt worden.

Nachdem die Behörden dem nicht gegen Corona geimpften Djokovic die Einreise in der vorigen Woche verweigert hatten, hatte er mehrere Nächte im Park Hotel im Melbourner Stadtteil Carlton verbracht. Am Samstag wurde Djokovic wieder in das Abschiebehotel gebracht, wie australische Medien berichteten. Es ist wahrscheinlich, dass er über Nacht bis zur Anhörung am Sonntag dort bleiben muss.

Die erste Gerichtsentscheidung am Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Djokovic hatte daraufhin die Vorbereitung auf das erste Grand-Slam-Turnier der Saison fortgesetzt. Am Freitag war sein Visum in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden.

Djokovic bestreitet Absicht

Am Mittwoch hatte Djokovic Fehler im Umgang mit seinem positiven Testergebnis eingeräumt. Er gab zu, dass er bei einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Équipe am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis gewusst und den Termin dennoch nicht abgesagt habe. Dass in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben wurde, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist, bezeichnete Djokovic in seiner Ausführung als "menschlichen Fehler" seiner Agentin, "der sicher nicht absichtlich" geschehen sei. Der Trip nach Marbella Anfang Januar interessiert inzwischen nicht mehr nur die australische Justiz, sondern auch die spanische Polizei. Djokovic bestritt auch, dass er im Wissen um seinen positiven Corona-Test im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt habe. Fotos der Veranstaltung hatten diesen Verdacht aufgebracht.

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