Süddeutsche Zeitung

DJ Asamoah:"Ich habe super Lieder"

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Nowotny macht leise, Poldi dreht wieder laut - und der Torsten Frings drückt immer zehnmal auf Wiederholung. DJ Gerald Asamoah über lautstarke Musik in der Kabine.

SZ: Herr Asamoah, Sie sind der offizielle Discjockey der Nationalmannschaft. Was legen Sie morgen in der Kabine vor dem Spiel gegen Argentinien auf?

Asamoah: Wie immer. Ein Lied von Xavier Naidoo, aber ich weiß jetzt nicht, wie es heißt. Das hören wir zum Aufwärmen. Der Refrain ist ungefähr: Was wir nicht alleine schaffen, schaffen wir zusammen... Aber wie das Lied heißt? Na, ich krieg's schon raus. Fragen Sie mich nach dem Spiel noch mal.

SZ: Ist es "Dieser Weg"?

Asamoah: Nein, nein, das kennt ja jeder. "Der Weg" hören wir erst, wenn wir zum Spiel rausgehen. Das legt der Trainer selbst ein. Dann gehen wir raus - und hauen die anderen weg.

SZ: Hat Jürgen Klinsmann das Lied ausgewählt?

Asamoah: Es ist so, dass ich immer die Lieder aussuche, und dass der Trainer dann dieses Lied auflegt. Das kam immer sehr gut an, jeder hat mitgesungen, und wir haben uns alle noch mal gepuscht für das Spiel. Bis jetzt war das ja immer sehr erfolgreich, und deshalb sind wir dabei geblieben. Aber das andere Lied von Xavier Naidoo habe ich selbst gefunden, das habe ich irgendwann mal gehört und gedacht: 'Das passt sehr gut zu uns.' Und die Jungs lieben das auch. Der Torsten Frings drückt immer zehnmal auf Wiederholung, dann regen sich einige auf.

SZ: Das ist also die Hymne.

Asamoah: Weil bisher alles optimal gelaufen ist. Deswegen sind wir nicht davon abgekommen.

SZ: Wird es laut, wenn Sie Ihren DJ-Job machen?

Asamoah: Sehr laut. Es ist so: Manchmal kommt Jens Nowotny und macht leise, und dann geht Poldi hin und dreht wieder laut. Es geht hoch her in der Kabine - aber am Ende setzen sich die Jungen durch.

SZ: Die Jungen geben den Ton an?

Asamoah: Wenn es um die Musik geht. Das, was Olli Kahn hört, das würde nicht so gut ankommen, glaube ich. Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber es ist wahrscheinlich nicht der Geschmack der jungen Leute. Ich denke nicht, dass Olli "50 Cent" hört.

SZ: Und der arme Masseur Katzenmeier mit seinen 71 Jahren, der flieht sofort, wenn Sie aufdrehen?

Asamoah: Der hat kein Problem damit, die Betreuer haben ja ihren eigenen Raum. Die hören ein bisschen mit, aber sie sagen nichts.

SZ: Was sagt Oliver Kahn? Es ist bekannt, dass er einen ganz anderen Musikgeschmack hat.

Asamoah: Olli sagt gar nichts dazu. Ab und zu mal vielleicht, wenn wir beim Training sind, dann meckert er ein bisschen und sagt: Asa, kannst du nicht mal ein vernünftiges Lied einlegen? Aber sobald ich es dann ausmache, kommt ein anderer und sagt: wieder rein damit. Also: Du kannst sie nie alle zufrieden stellen.

SZ: Aber Sie sind die Autorität, die über die Auswahl entscheidet?

Asamoah: Ich komm' rein, und dann sagen alle: Asa, stell' deinen I-Pod auf. Aber manchmal will ich auch gar nicht mehr, weil ich von jeder Seite einen drauf kriege. Dann habe ich einfach keinen Bock mehr. Aber ich muss es halt trotzdem machen.

SZ: Sie bringen die gesamte Ausrüstung selber mit, auch die Boxen?

Asamoah: Die Boxen bringt der Trainerstab mit, ich brauche bloß noch meinen I-Pod einzustecken.

SZ: Hat sich die Begleitmusik verändert im Vergleich zur WM 2002?

Asamoah: Da haben wir ja nie Musik gehört. Das war zwar nicht verboten, aber es ist einfach nicht passiert.

SZ: Und wer gab jetzt den Anstoß?

Asamoah: Der Trainer. Als er anfing, da hat er uns gesagt, dass wir beim Training und auch während des Essens Musik hören dürfen. Das war natürlich komisch, weil man das vorher nicht kannte. Ich war mal in Ghana zur Nationalmannschaft eingeladen, und da ist es üblich, dass man auch im Bus Musik hört und singt. Für mich war das aber Neuland. Ich kannte es aus Schalke und auch aus der Nationalmannschaft so, dass alle ruhig im Bus sitzen und sich jeder auf das Spiel konzentriert. Bis Jürgen Klinsmann kam und gesagt hat, dass wir Musik hören können. Er hat auch die Boxen mitgebracht. Und von Oliver Bierhoff haben wir alle einen I-Pod geschenkt bekommen.

SZ: Beim Essen läuft auch Musik?

Asamoah: Aber das sind nicht meine Lieder.

SZ: Was läuft?

Asamoah: Gemischt. Zuletzt lief ständig "Seeed", eine Gruppe aus Berlin. Einige wollen gern mal wieder was anderes hören.

SZ: Spielen Sie auch Rockmusik? Heavy Metal würde doch auch zum Spiel passen, zum Beispiel "Highway to hell" von AC/DC.

Asamoah: Hören wir auch ab und zu. Torsten Frings hat so was dabei, oder auch Jens Nowotny. Das putscht auch gut auf.

SZ: Hat Klinsmann gesagt: Asa, du bist unser DJ?

Asamoah: Es war so, dass früher Kevin (Kuranyi, die Red.) dafür verantwortlich war. Aber weil er hier nicht dabei ist, hat der Trainer entschieden: Asa, du übernimmst die DJ-Rolle.

SZ: Wie kam er dazu?

Asamoah: Wahrscheinlich hat sich der Trainer umgeguckt und umgehört. Die Jungs wussten ja, dass ich super Lieder auf meinem I-Pod habe.

SZ: Was hören Sie am liebsten?

Asamoah: Ich bin ein Typ, der auch alles hört. Aber meine Richtung ist R&B und Hip Hop.

SZ: Und natürlich "Blau und Weiß, wie lieb' ich Dich", die Schalker Vereinshymne.

Asamoah: Hab' ich nicht auf meinem I-Pod. Könnte ich mal reinschmeißen. Aber wenn ich das spielen würde, dann würden wohl alle ausflippen. Bis auf Jens (Lehmann) und Mike (Hanke). Die würden mitsingen, das waren Schalker.

SZ: Wird in der Kabine auch getanzt?

Asamoah: Das hat bisher keiner gewagt. Aber die meisten singen mit, sie kennen ja die Lieder inzwischen. Deshalb bin ich auch immer als Erster in der Kabine und haue sofort die Musik rein.

SZ: Wenn sich alle vorm letzten Lied noch mal aufstacheln, wie sieht das aus?

Asamoah: Der Trainer macht eine kurze Besprechung, sagt seinen Satz. Dann machen wir einen Kreis, und ab und zu gibt es noch eine Überraschung: dass einer von den Spielern, die nicht spielen, noch eine Ansprache hält.

SZ: Waren Sie auch schon dran?

Asamoah: Bisher nicht. Aber ich war der Erste, der so eine Ansprache halten musste. Damals beim Confed-Cup beim Spiel gegen Mexiko. Bei der WM war ich noch nicht an der Reihe, doch ich gehe davon aus, dass ich zum Finale dran bin.

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Quelle:
SZ vom 30.6.2006
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