Dirk Nowitzki in der NBA:99 Problems

Atlanta Hawks v Dallas Mavericks

Saisonstart mit den Dallas Mavericks in der NBA: Deutschlands bester Basketballer, Dirk Nowitzki.

(Foto: AFP)
  • Dirk Nowitzki geht mit seinen Dallas Mavericks in eine schwierige NBA-Saison.
  • Im Sommer bekam sein Klub nicht die gewünschten Spieler, jetzt plagen die Mannschaft Verletzungen.

Von Joachim Mölter

Wie die Mehrheit der 30 NBA-Klubs starten auch die Dallas Mavericks an diesem Mittwoch in die neue Basketball-Saison, und wenn man sich ihre ersten Partien anschaut, könnte man glauben, da wären Spielplangestalter am Werk gewesen, die bei dem Klub um Kapitän Dirk Nowitzki gleich mal kaum verheilte Wunden aufreißen wollten.

Denn die Mavericks müssen zunächst bei den Phoenix Suns antreten, zu denen im Sommer ihr Center Tyson Chandler gewechselt ist; am Donnerstag folgt gleich das Gastspiel bei den Los Angeles Clippers, von denen dafür der Center DeAndre Jordan nicht nach Dallas gekommen ist, obwohl er es versprochen hatte. "Das ist ein sehr brisanter Auftakt", sagt Nowitzki: "Tyson hat sich ja ein bisschen negativ geäußert zuletzt, er wird sicher heiß sein im ersten Spiel."

Die Geschichte mit Tyson Chandler, in der es in erster Linie aber um DeAndre Jordan geht, wirkt sich freilich nachhaltiger auf die Dallas Mavericks aus als nur für die ersten beiden Spiele - sie hat den Texanern praktisch die Aussicht genommen, in der Ära des nun 37 Jahre alten Nowitzki noch mal um den Titel zu kämpfen. Die Mavericks müssen nach Einschätzung aller Experten in den USA froh sein, wenn sie es überhaupt noch mal in die Playoffs schaffen. Nach 15 K.o.-Runden-Teilnahmen in den vergangenen 16 Jahren drohen sie abzusacken, bestenfalls nur ins Mittelmaß.

Dazu muss man folgendes wissen: Der defensivstarke Chandler war im Spieljahr 2010/11 das entscheidende Puzzlestück für Dallas beim ersten und bislang einzigen Titelgewinn. Aber nach nur einer Saison ließ Teambesitzer Mark Cuban den 2,16 Meter großen Mann wieder ziehen, weil er ein neues Meisterteam aufbauen wollte; als das nicht klappte, holte Cuban den 33-Jährigen vor einem Jahr zurück und versprach, ihn nicht so schnell wieder gehen zu lassen. Als jedoch plötzlich der gleich große, aber sechs Jahre jüngere DeAndre Jordan zu haben war, zuletzt bester Rebounder der Liga, warb Cuban heftig um den Profi der Los Angeles Clippers.

Chandler suchte sich nach dem Saisonende enttäuscht einen neuen Klub, die Mavericks indes glaubten, mit Jordans Hilfe wieder ein ernsthafter Aspirant auf den Titel zu sein. Doch Jordan, der seine Wechselabsicht öffentlich bereits bestätigt hatte, ließ sich von den Clippers in einer selten bizarren Nacht- und Nebel-Aktion zum Bleiben überreden; der Klub nahm ihn vor der Vertragsverlängerung sogar in Quarantäne, damit Cuban ihn nicht im letzten Moment ein weiteres Mal umstimmen konnte.

Lauter Verletzte, kaum Power

Chandler weg, Jordan nicht da - auf einem fast leergefegten Markt mussten sich die Mavericks nach einem neuen Center umschauen: In dem Georgier Zaza Pachulia (31 Jahre; 2,11 Meter; vorher bei den Milwaukee Bucks), dem Tunesier Salah Mejri (29; 2,17; zuletzt Real Madrid) und dem Amerikaner JaVale McGee (27; 2,13; zuletzt bei den Philadelphia 76ers) engagierten sie ein Trio, das sich die Arbeit in Korbnähe aufteilen soll. "Wer in der Startformation stehen wird, weiß wahrscheinlich auch unser Trainer noch nicht", vermutet Nowitzki. Am wahrscheinlichsten ist, dass Rick Carlisle, der Chefcoach, denjenigen aufstellt, der gerade nicht verletzt ist.

Nach dem Transfer-Missgeschick mit Jordan wurde die Saisonvorbereitung in Dallas ja noch von diversen Verletzungsproblemen getrübt. Flügelspieler Chandler Parsons befindet sich nach einer Knie-Operation noch immer in der Reha, der neu verpflichtete Guard Wes Matthews kam mit einer frisch genähten Achillessehne zum Team, und den als Spielmacher geholten Deron Williams zwickte es dauernd in der Wade.

Damit fielen nebst anderen schon mal drei Fünftel der vorgesehenen Startformation aus, kein Wunder, dass Dallas alle sieben Testspiele verlor. "Nowitzki könnte momentan der gesündeste Mann im Team sein", fasste die Zeitschrift Sports Illustrated die Misere zusammen: "Das ist nicht gut." Denn der ist ja wie erwähnt schon 37.

"Wir hätten uns gern eingespielt", sagt Nowitzki: "Aber keine Mannschaft kann vernünftig arbeiten mit acht Verletzten." Immerhin weiß er aus Erfahrung: "Wir müssen unseren besten Basketball ja nicht am Anfang der Saison spielen." Zwar kamen Williams und Matthews im letzten Test gegen Chicago zu Kurzeinsätzen, aber bis alle fit sind, wird es noch dauern. Obwohl keiner weiß, ob und wie das Team harmoniert, sagt Nowitzki: "Unser Ziel sind immer die Playoffs."

Angesichts der Leistungsdichte in der Western Conference, einer der zwei Regionalligen der NBA, werden die Mavericks schwer dafür kämpfen müssen: Meister Golden State, San Antonio, Houston, Oklahoma City und die Clippers zählen zu den Titelfavoriten, auch Memphis und New Orleans gelten als stärker. Um den achten und letzten Playoff-Platz rangelt Dallas auch mit Phoenix. Und dort steht ihnen in Tyson Chandler einer im Weg, den sie auf ihrer Seite gut hätten brauchen können.

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