Dirk Nowitzki in den NBA-Playoffs:"Es ist Zeit, unseren Titel zu verteidigen"

Titelverteidiger Dallas Mavericks startet in Oklahoma City nur als Außenseiter in die NBA-Playoffs. Dirk Nowitzki und seine Kollegen vertrauen nach einer durchwachsenen Saison auf Erfahrung, Defensive und Auswärtsstärke - und natürlich auf die Sprüche von Jason Terry.

Joachim Mölter

Es hätte schlimmer kommen können für die Dallas Mavericks, zum Beispiel mit einer Reise nach Los Angeles. Nach 66 Spielen in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA innerhalb von 124 Tagen, nach manchmal drei Partien an drei aufeinanderfolgenden Abenden, bisweilen fünf Partien in einer Woche und einmal sogar neun Matches in zwölf Tagen, könnte man meinen, auf fünf Flugstunden mehr oder weniger komme es nun auch nicht mehr an.

Mavericks forward Dirk Nowitzki holds his arm after falling and injuring it in the first half of their NBA basketball game against the Atlanta Hawks in Atlanta.

In diesem Jahr nur Außenseiter: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks.

(Foto: Reuters)

Aber für die Dallas Mavericks, mit einem Durchschnitt von exakt 30 Jahren das älteste Team der Liga, zählt jede Stunde, in der sie mal die müden Beine hochlegen können. Insofern kommt es ihnen zupass, dass sie in der ersten Playoff-Runde gegen Oklahoma City Thunder antreten müssen: Anstatt über den halben Kontinent zu jetten, machen die Mavericks für die ersten beiden Partien bloß einen kurzen Ausflug über den Red River, den Fluss, der die Bundesstaaten Texas und Oklahoma trennt. Wenig mehr als 320 Kilometer liegen zwischen den beiden Städten, ein Katzensprung für amerikanische Verhältnisse, quasi ein Derby.

Die Dallas Mavericks sind Titelverteidiger, auf dem Weg zur Meisterschaft haben sie im vorigen Jahr im Finale der Western Conference - einer der beiden NBA-Regionalligen - das aufstrebende Thunder-Team in der Best-of-seven-Serie mit 4:1 Siegen in die Schranken gewiesen. Nun, da die Klubs in den Playoffs erneut aufeinandertreffen, haben die amerikanischen Medien ein Motto für das Duell kreiert: die "Red-River-Rivalität".

Doch diesmal ist es ein ungleiches Duell - auf dem Papier sind die Mavericks nur Außenseiter. Das Team um den deutschen Profi Dirk Nowitzki, 33, hat sich sehr unbeständig durch die Saison geschleppt. Die hatte wegen des Arbeitskampfes in der NBA erst mit zwei Monaten Verspätung begonnen und war dann mit einer erhöhten Spielfrequenz und noch 66 Partien statt der üblichen 82 durchgezogen worden. "Ein Hammer-Programm", findet Nowitzki, gerade für ein altes Team wie seins.

Die Mavericks qualifizierten sich zwar wie in den vergangenen zwölf Jahren für die K.o.-Runde, aber erst am letzten Spieltag der Punkterunde entschieden die Ergebnisse anderer Teams, gegen wen Dallas zunächst anzutreten hat. Es hätten auch die Los Angeles Lakers sein können.

Dirk Nowitzki war der Gegner egal gewesen: "Der Westen ist weit offen", sagte er angesichts der Leistungsdichte in der Conference und fügte speziell auf die Lakers und Thunder gemünzt hinzu: "Wir haben in dieser Saison gegen beide Mannschaften nicht gut ausgesehen."

Stärke der Thunder, Stärke der Mavericks

Gegen die Lakers sahen sie allerdings noch ein bisschen schlechter aus, da verloren sie alle vier Vergleiche. In den Playoffs 2011 hatte Dallas die Lakers noch mit 4:0 Siegen gedemütigt, doch nachdem der 2,16-Meter-Center Tyson Chandler, ein wesentlicher Faktor der Meistermannschaft, Dallas verlassen und sich den New York Knicks angeschlossen hat, haben die Mavericks der langen Lakers-Garde unter dem Korb niemanden mehr entgegenzusetzen.

Mit der Spielweise von Oklahoma City kommen die Mavericks besser zurecht, auch wenn die nackten Zahlen anderes vermuten lassen: Von den vier Spielen dieser Saison verloren sie drei - die aber jeweils nur knapp. Oklahoma City besitzt in Kevin Durant, 23, den erfolgreichsten Korbjäger der Liga (28,0 Punkte im Schnitt), und im gleichaltrigen Spielmacher Russell Westbrook (23,6) einen weiteren Werfer aus den Top Fünf.

Distanzwürfe sind die Stärke der Thunder - diese zu verteidigen, ist freilich eine Spezialität der Mavericks. Überhaupt ist die Defensive zu ihrem großen Plus geworden. Ihr früherer Angriffsschwung, mit dem sie ihre Gegner überrannten, hat jedenfalls merklich nachgelassen, was am fortgeschrittenen Alter der Stammspieler liegen dürfte. Deren Schnitt liegt bei 34,5 Jahren.

Bei den Mavericks hat sich viel geändert nach der Meisterschaft. Im Titeljahr gewann Dallas meist all die knappen Partien, die heuer verloren gingen. Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied ist die Auswärtsschwäche. In den zwei Jahren zuvor waren die Mavericks das erfolgreichste Team in fremden Hallen gewesen, in dieser Saison ist die Bilanz von Nowitzki und Co. erstmals seit langem sogar negativ.

Dem kommt Bedeutung zu, weil Dallas als nur siebtbestes Team des Rankings in den Playoffs keinen Heimvorteil hat und jedes Weiterkommen nur über Erfolge in der Fremde führt. Nowitzki ist dennoch optimistisch: "Wir waren fast ein Jahrzehnt lang immer auswärtsstark. Wir haben jedenfalls keine Angst, wenn wir irgendwohin kommen."

Jason Terry, 34, nach Nowitzki der dienstälteste Maverick, misst den jüngsten Auftritten wie der 89:106-Niederlage im letzten Punktspiel am Donnerstag bei den Atlanta Hawks keine große Bedeutung bei: "Die letzten Spiele sind alle irrelevant. Jetzt zählt nur, wie wir ins erste Playoff-Spiel gehen." Auch Jason Kidd, der bereits 38 Jahre alte Spielmacher, sieht das so. "Jetzt sind die Generalproben vorbei", sagte er am Donnerstag, "jetzt wird es Zeit, unseren Titel zu verteidigen."

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