Dirk Nowitzki im Endspurt der NBA-Saison:Die Herren sind ermattet

Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks müssen kurz vor dem Abschluss der Punkterunde noch um die Playoff-Teilnahme in der NBA kämpfen. Zwei äußerst knappe Niederlagen in Los Angeles und Utah verdeutlichen, dass dem amtierenden Meister die Frische fehlt. Kein Wunder: Dallas beschäftigt die älteste Mannschaft der Liga.

Joachim Mölter

Seit vergangenem Samstag nehmen die Dallas Mavericks Kartenbestellungen entgegen für die Ende April beginnenden Playoffs in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Wenn man den Umstand ignoriert, dass die Klubs aus logistischen Gründen ja irgendwann mal damit anfangen müssen, für die K.o.-Runden zu planen, könnte man sagen: Die sind ganz schön selbstbewusst, die Mavericks.

Dallas Mavericks forward Dirk Nowitzki is defended by Utah Jazz forward Paul Millsap during the second half of their NBA basketball game in Salt Lake City

Mit allen Mitteln: Dirk Nowitzki (l.) und Utahs Paul Millsap kämpfen um die Playoffs.

(Foto: Reuters)

Vier Spiele vor dem Ende der Punkterunde ist nämlich gar nicht sicher, dass der Meister der vergangenen Saison in den Playoffs mitmachen darf. In der Western Conference, einer der beiden Regionalgruppen der NBA, sind erst vier der acht Startplätze vergeben - an San Antonio, Oklahoma City und die beiden Teams aus Los Angeles. Um die restlichen vier Plätze kämpfen noch sechs Mannschaften. Dallas steckt mitten im Gewühl, als Tabellensiebter mit einer Bilanz von 34 Siegen und 28 Niederlagen.

Durch die 121:123-Niederlage nach dreimaliger Verlängerung bei Utah Jazz (32:30) haben die Mavericks am Montag einen Mitkonkurrenten wieder näher kommen lassen. "Das war enttäuschend", resümierte Mavericks-Coach Rick Carlisle, "aber wir haben keine Zeit, uns zu ärgern. Wir müssen uns auf das nächste Spiel vorbereiten." An diesem Mittwoch bereits empfangen sie in ihrer heimischen Halle den nächsten Konkurrenten um einen Playoff-Platz, die Houston Rockets (32:29). Ein Sieg ist dringend nötig, um den texanischen Rivalen auf Distanz zu halten.

Dabei darf man gespannt sein, wie die Dallas Mavericks die jüngsten Strapazen weggesteckt haben. Am Sonntagabend hatten sie bereits bei den Los Angeles Lakers nach Verlängerung verloren, 108:112. Als es tags darauf in Salt Lake City erneut in eine Extraschicht ging, waren die Jazz-Profis sicher, dass sie die Partie gewinnen werden.

"Die Mavericks sind eine alte Mannschaft, wir wussten, dass ihnen die Kraft ausgehen würde, dass ihre Würfe allmählich zu kurz kommen würden", sagte Al Jefferson, mit 28 Punkten Utahs bester Werfer an diesem Abend: "Es hat mich überrascht, dass sie so lange mitgehalten haben."

Das Durchschnittsalter seiner Profis ist tatsächlich ein wesentlichen Grund dafür, dass die Saison für den Titelverteidiger bis dato so turbulent und wechselhaft verlaufen ist. Dallas beschäftigt die älteste Mannschaft der Liga, von den Stammkräften ist kaum einer unter 30, Spielmacher Jason Kidd geht sogar schon auf die 40 zu.

Erschwerend kam hinzu, dass die Saison wegen des Arbeitskampfes zwischen Liga und Profigewerkschaft verspätet begann und der Spielplan arg komprimiert wurde im Vergleich zu früher. Keine Mannschaft leidet unter der Terminhatz so sehr wie die alten, gebrechlichen Mavericks. Die mussten zuletzt vier Auswärtsspiele innerhalb von fünf Tagen bestreiten, so ein Programm zehrt an den Kräften und führt letztlich zu kleineren Verletzungen. Um seine besten Spieler zu schonen, verordnete Coach Carlisle ihnen deshalb immer wieder Spielpausen und nahm dafür auch Niederlagen in Kauf.

Pausen und Schonmaßnahmen

Selbst Dirk Nowitzki, 33, Dallas' zuverlässigster und bester Spieler im vergangenen Jahrzehnt, setzte zwischendurch mal eine Woche aus, um sich wieder in seine gewohnte Form zu bringen. Die hat er nach mäßigem Saisonbeginn nun zwar offensichtlich gefunden, seine 24 Punkte gegen die Lakers und die 40 gegen Utah reichten dennoch nicht aus, um die jüngsten Niederlagen zu verhindern.

Der gebürtige Würzburger rechnet trotz allem mit einer Playoff-Teilnahme seines Teams. "Holger kommt bald rüber", berichtete er in diesen Tagen dem Magazin Sports Illustrated, "dann arbeiten wir daran, dass ich richtig fit bin in den Playoffs." Bei besagtem Holger handelt es sich um Holger Geschwindner, seinen Entdecker, Freund und Förderer, mit dem er traditionell vor den Playoffs noch einmal individuell trainiert.

Immerhin ist wieder Ruhe im Team eingekehrt, nachdem der Klub den Flügelspieler Lamar Odom, 32, in der vorigen Woche aus dem Kader geworfen hat. Odom, im vorigen Jahr noch zum besten Einwechselspieler der Liga gewählt, war vor der Saison von den Lakers geholt worden, erfüllte aber nie die Erwartungen. Wegen seiner lustlosen Einstellung gab es offenbar Spannungen im Team, die sind rechtzeitig ausgeräumt. Die Spieler müssen sich nicht mehr mit Fragen nach Odom beschäftigen, sondern können sich auf ihre eigene Leistung konzentrieren.

An die Möglichkeit, die Playoffs zu verpassen (was in der NBA bislang erst zwei Titelverteidigern widerfuhr und Dallas zuletzt vor zwölf Jahren), verschwenden die Mavericks derzeit wenig Gedanken, ebenso wie an potentielle Erstrunden-Gegner. "Wir schauen erst mal, dass wir in die Playoffs kommen", sagt Rick Carlisle, "um den Gegner sorgen wir uns später."

Jason Terry, 34, der nach Nowitzki dienstälteste Maverick, sagt: "Uns ist egal, gegen wen wir antreten müssen, wir können mit jedem mithalten - wir sind ja die Champions." Selbstbewusst sind sie ja, die Mavericks.

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