Die Zehn Zylinder der Formel 1:Wo der Fast-Weltmeister weint

Der Große Preis von Monza bringt selbst die gnadenlosesten Fahrer zum Weinen, diesmal Sebastian Vettel. Michael Schumacher nennt seine kritisierte Fahrweise "einfach Racing", Niki Lauda trägt das teuerste Ersatzteil der Formel 1 und Fernando Alonso hat ein Problem mit seinem Ego.

Elmar Brümmer, Monza

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Sebastian Vettel

Vettel holt sich in Monza den ersten 'Matchball'

Quelle: dapd

Der Große Preis von Monza bringt selbst die gnadenlosesten Fahrer zum Weinen, diesmal Sebastian Vettel. Michael Schumacher nennt seine kritisierte Fahrweise "einfach Racing", Niki Lauda trägt das teuerste Ersatzteil der Formel 1 und Fernando Alonso hat ein Problem mit seinem Ego. 

Die Formel-1-Kolumne "Zehn Zylinder" von Elmar Brümmer, Monza. 

Sebastian Vettel

Er macht erst gar nicht den Versuch, den harten Mann zu spielen. Nein, Sebastian Vettel ist nichts ins Auge geflogen im Königlichen Park, und es ist auch nicht der Schweiß des achten Saisonsieges gewesen. Warum soll der schnellste Mann der Formel 1 nicht auch Gefühle haben dürfen. Monza ist gemacht dafür, die Gnadenlosesten zum Heulen zu bringen. Mika Häkkinen, Michael Schumacher, jetzt Vettel. Er guckt in die Menge, denkt an seinen ersten Sieg vor drei Jahren zurück, und tief drinnen spürt er schon, dass er ein Fast-Schon-Weltmeister ist. Mit einem diesmal zumindest theoretisch unterlegenem Red Bull. 112 Punkte Vorsprung auf den Nächstbesten, da kann kaum was schiefgehen mit der Titelverteidigung. Und dann werden die anderen im Team weinen. Vor Freude.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Bruno Senna

Formula One Grand Prix of Italy

Quelle: dpa

Klar, sie haben ihn geholt, weil er einen großen Namen hat. Und weil er Sponsoren aus Brasilien mitbringt. Das Renault-Team hat nur noch wenig mit dem französischen Automobilhersteller zu tun, ist zur Investoren-Truppe geworden. Weshalb Nick Heidfeld als Kostenfaktor abserviert wurde, und der Neffe von Ayrton Senna den Aktivposten bis zum Saisonende spielen darf. Erfrischend, sagt Teamchef Eric Boullier, sei der Charakter des Späteinsteigers. Am Mut soll es nicht liegen - mit Platz neun taucht zum ersten Mal seit 17 Jahren wieder der berühmte Name in einer Ergebnisliste auf.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Fernando Alonso

F1 Grand Prix of Italy - Race

Quelle: Getty Images

"Ferrari ist zum Siegen verdammt", sagt Teamchef Domenicali, "wir werden es uns nie erlauben können, über einen zweiten Platz zu lächeln." Auf dem liegt Fernando Alonso in der WM-Gesamtwertung, aber auf den Titel macht er sich keine Hoffnung. Nicht in diesem Jahr. Ganz Italien erwartet vom Spanier, dass er im dritten Anlauf zur Führungsfigur wird. Der dritte Rang von Monza war ein Ansatz, nachdem er auf dem Weg zur ersten Schikane Vettel und Hamilton kassiert hatte. Mehr ist mit dem konservativen Auto auch mit Heimvorteil nicht drin. Für sein Ego ist das ein Problem, und auch die Ferraristi wollen beruhigt werden. Das geht dann so: "Ich werde nicht aufhören, ehe ich nicht noch einmal Weltmeister geworden bin. Und wenn ich es bis 2016 nicht geschafft habe, was sehr unwahrscheinlich ist, dann bleibe ich eben noch länger..." In Ewigkeit: Ferrari.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Robert Kubica

Formel-1-Maerchen: Kubica vor Rueckkehr ins Rennauto

Quelle: dapd

Nicht beim Europaabschied der Formel 1 dabei sein, nicht wissen, ob man je wieder ein Rennen fahren kann - und trotzdem Gesprächsthema. Das zeigt, dass die Königsklasse solche Typen wie den Polen dringend braucht. Nach dem schweren Rallye-Unfall und der x-ten Arm-, Schulter- und Beinoperation will der 26-Jährige in vier Wochen wieder im Simulator sitzen. Renault hat versprochen, ihm einen Platz freizuhalten. Dass nur sein Manager Daniele Morelli ("Es gibt keine Fragezeichen")  in Monza erscheint, macht stutzig. Aber dem Extremisten Kubica bliebe zur Not  eine zweite Karriere - er ist der Pokerkönig des Fahrerlagers.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Niki Lauda

Formel 1 - GP Italien

Quelle: dpa

Es ist wohl das teuerste Ersatzteil der Formel 1: Die Kappe, die sich  RTL-Grantler Niki Lauda überstülpt, ist angeblich ungefähr anderthalb Millionen Euro im Jahr wert. Sie ist Markenzeichen des dreifachen Weltmeisters. Pech, dass der letzte Sponsor zahlungsunfähig wurde. Der neue Mützen-Partner ist wieder eine Investmentgesellschaft, und sogar solvent. Es handelt sich um den Großaktionär von Mercedes Grand Prix.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Michael Schumacher

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Quelle: AFP

Zum zweiten Mal in zwei Wochen Fünfter, zum zweiten Mal in zwei Wochen bei einem Klassiker gefeiert. 20 Jahre nach seinem ersten Punktgewinn in der Formel 1 wird aus dem Schumi-Comeback ein Coming Out: Er lässt schon am Start die Hälfte der Top Ten alt aussehen, und reiht sich dann hinter lauter Weltmeistern ein. Bei seinen Duellen mit Lewis Hamilton (Bild links) springen die italienischen Journalisten im Medienzentrum auf und klatschen Beifall. "Rennfahren in Hochkultur" nennt es Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Und Schumacher wundert sich nur, warum die Rennkommissare den harten Zweikampf kritisch beäugen: "Ich nenne so was einfach Racing."

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Jenson Button

Formula One Grand Prix of Italy

Quelle: dpa

Für die Show in der Familie ist Papa John zuständig, der Gute-Laune-Onkel bei McLaren. Der Sohnemann überlässt die restlichen Schlagzeilen lieber seiner Freundin, dem Unterwäschemodel Jessica Michibata. Jenson Button agiert im britischen Silberpfeil lieber unheimlich schnell und weise. Schwupps, stiehlt der introvertierte Reifenflüsterer dem Extro Lewis Hamilton die Show, wird Zweiter. Im der entscheidenden Szene schnupft er Hamilton und Schumacher in einem Manöver. Die Kupplung hat ihm den Start ruiniert, aber den Weg zurück nach vorn hat er mit seiner ureigenen Effizienz gefunden: "Kopf runter und durch."

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Mark Webber

Formula One Grand Prix of Italy

Quelle: dpa

Adjudant von Sebastian Vettel sein, man kann sich spaßigere Jobs in der Formel 1 vorstellen. Mark Webber hat bei Red Bull noch einmal die Duldung für ein weiteres Jahr bekommen. Mit 35 ist er weiterhin gut genug, aber gegen Vettel kann man gerade nur alt aussehen, wie er am besten weiß: "Sebastian hat in diesem Jahr kaum noch Gegner, das ist vorbei. Wir fahren jetzt alle nur noch um Platz zwei." Sein Frontflügelcrash mit Massa und der anschließende Abflug in die Reifenstapel kratzen die perfekte Saison der rasenden Dosen an - nach Webbers Ausfall ist Vettel der einzige Pilot, der in diesem Jahr jede Rennrunde absolviert hat.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Nico Rosberg

Formula One Grand Prix of Italy

Quelle: dpa

Die Idee, als einziger der Top-Piloten mit harten Reifen zu starten, war schlau. Bis zur ersten Schikane. Dann wurde der zweite Mercedes-Pilot eines der Torpedo-Opfer von Tonio Liuzzi. Aus dem Taktik-Coup wurde der Unfall-Frust. Aber Nico Rosberg, der wieder so stark unter Druck gesetzt wird von Michael Schumacher wie zu Beginn der nicht so trauten Mercedes-Zweisamkeit, rückt schon am Dienstag wieder ins Rampenlicht. Dann darf er auf der IAA mit dem Kollegen einen DTM-Rennwagen enthüllen. Viel wichtiger aber ist die Botschaft, dass die Daimler-Rennabteilung seinen bis Ende 2012 laufenden Vertrag vorzeitig verlängern will - wohl bis 2015.

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Die Zehn Zylinder der Formel 1:Adrian Sutil

Formel 1 - GP Italien - Sutil

Quelle: dpa

Von den fünf deutschen Formel-1-Piloten ist der Ex-Pianist aus Gräfelfing der einzige, der noch keinen gültigen Vertrag für 2012 hat. Force India weiß noch nicht, ob es ein gemeinsames fünftes Jahr geben soll. Der schottische Neuling Paul di Resta stiehlt ihm häufig die Show. Gefährlicher noch aber ist der deutsche Edelreservist Nico Hülkenberg (24), der mehr Perspektive  als der vier Jahre ältere Sutil verspricht. Di Resta holte als Achter in Monza die Punkte, die sein Team erstmals auf Platz sechs der Konstrukteurs-WM bringen. Sutil geht mit einem Hydraulikschaden nach neun Runden die Luft  aus. "Das  Glück auch", ergänzt Teamchef Vijay Mallya.

© sueddeutsche.de/hum
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