Die neue Formel 1:Getankt wird nur vor dem Start

Wer tritt 2010 an? Wie sehen die Autos aus? Wer bestimmt künftig? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Formel-1-Einigung.

René Hofmann

Die Formel 1 bleibt weiter unumstritten die höchste Motorsportkategorie. Nach neun Monaten endete am Dienstag ein Streit zwischen den acht Teams, die sich unter Führung von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo in der Formula One Teams Association (Fota) zusammengeschlossen hatten und Max Mosley, dem Präsidenten des Automobilweltverbandes FIA. Der Konflikt hatte sich am Reglement für die Saison 2010 entzündet. Auf einer FIA-Sitzung verkündete Mosley in Paris: "Wir haben Frieden." Eine Konkurrenz-Serie werde es nicht geben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Einigung.

Die neue Formel 1: Felipe Massa und Ferrari gehen auch 2010 in der Formel 1 an den Start.

Felipe Massa und Ferrari gehen auch 2010 in der Formel 1 an den Start.

(Foto: Foto: AFP)

Wie kam die Einigung zustande? Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone spielte offenbar eine Schlüssel- rolle. Hätte es eine Konkurrenz-Serie gegeben, wäre das Geschäft gefährdet gewesen, das der 78-Jährige für die Investmentfirma CVC Capital Partners führt. Ecclestone erhöhte deshalb den Druck auf seinen Weggefährten Max Mosley. In den vergangenen Tagen gab es eine Reihe von Treffen zwischen dem FIA-Präsidenten und Luca di Montezemolo.

Wie sieht der Kompromiss aus? Die Reduzierung der Kosten auf 45 Millionen Euro pro Team pro Jahr ist vom Tisch. "Es wäre lächerlich, Mannschaften wie Manchester United und Juventus Turin zu sagen, wie viel sie für den Erwerb neuer Spieler ausgeben dürfen", findet Montezemolo. Die Ausgaben sollen nun mit einer Begrenzung der Ressourcen und des Personals auf etwa das eingegrenzt werden, was die Teams Anfang der neunziger Jahre ausgaben. Der umstrittene Max Mosley stellt sich im Herbst nicht mehr zur Wiederwahl als FIA-Präsident und hält sich ab sofort aus allen Entscheidungen heraus, die die Formel 1 betreffen. In solchen Fragen führt nun Michel Boeri das Wort, der Präsident des FIA-Senats. Im Gegenzug akzeptieren die Teams die FIA weiter als Regelhüter und schließen einen neuen Grundlagenvertrag mit Ecclestone darüber, wie sie in Zukunft an den Einnahmen beteiligt werden.

Geht es künftig demokratischer zu? Vermutlich. Die Alleingänge der FIA bei Regeländerungen sollen durch eine neue Zusammensetzung der Formel-1- Kommission verhindert werden. In dem entscheidenden Gremium bekommen die Teams zehn Sitze, die FIA und die Inhaber der kommerziellen Rechte je fünf.

Wer führt demnächst die FIA? Als heißer Kandidat gilt Jean Todt. Der 63-Jährige war von 1993 bis Ende 2007 Chef des Ferrari-Teams, mit dem Michael Schumacher fünf Fahrertitel gewann. Dem Franzosen werden schon lange Ambitionen nachgesagt, oberster Automobilfunktionär zu werden. Mosley hat aber angekündigt, bei der Nachfolger-Suche mitreden zu wollen. "Wenn es mehr als einen Kandidaten gibt, gebe ich eine Empfehlung ab", sagte er der Zeitschrift auto, motor & sport.

Welche Garantien haben die Teams, dass Mosley wirklich abtritt? Offiziell keine. Der FIA-Präsident wird von den FIA-Delegierten bestimmt. Der Einfluss der Formel-1-Teams ist gering. Die Times berichtet allerdings, dass es ein schriftliches Versprechen des 69 Jahre alten Juristen gebe, dass er seine Rücktritts-Ankündigung dieses Mal einhalte - und auch sonst kein einflussreiches Amt in der FIA mehr anstrebe.

Welche Teams treten 2010 an? Die zehn, die schon dabei sind: Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota, Toro Rosso, Red Bull, Williams, Force India und BrawnGP. Hinzu kommen sollen drei neue: Campos, Manor, USF1. Die Konzernteams haben sich verpflichtet, den Neulingen viel Technik zu einem günstigen Preis zur Verfügung zu stellen. Kommt das so, stehen 26 Autos in der Startaufstellung. Zuletzt war das Starterfeld 1995 so groß.

Wie werden die Autos aussehen? Als Grundlage für das neue Reglement gilt das bisherige. Die Proportionen werden deshalb ähnlich bleiben. An zwei beschlossenen Änderungen soll allerdings nicht gerüttelt werden: Die Vorderreifen werden etwas schmaler, und das Tanken wird abgeschafft. Bei den Boxenstopp werden nur noch Reifen getauscht.

Was wird aus dem Bremsenergie-Rückgewinnungssystem Kers? Wahrscheinlich wird die Hybrid-Technik, die auf Knopfdruck 82 Zusatz-PS freisetzt, wieder abgeschafft, um Geld zu sparen - auch wenn Max Mosley rät: "Ich würde diese Technologie weiter verfolgen. Sie ist wichtig für die Zukunft des Sports." Ein Einheits-Kers könnte die Lösung sein.

Welche Streitpunkte gibt es noch? Die drei neuen Teams haben Cosworth als Motoren-Lieferant gewählt. Vor der Einigung mit den Fota-Teams hatte die Firma von der FIA die Zusage erhalten, dass ihr Motor 2010 höher drehen darf als die Triebwerke, die bisher im Einsatz sind. Die Konkurrenten lehnen das ab. Scheitern wird der mühsam ausgehandelte Kompromiss an dem Detail aber nicht mehr.

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