Die Gesichter der Leichtathletik-EM:Duell der Glamour-Girls

Der schnellste weiße Sprinter der Welt, ein umstrittener deutscher Diskuswerfer und das ewige Duell zweier Hochsprung-Diven. sueddeutsche.de stellt die wichtigsten Sportler der am Dienstag beginnenden Leichathletik-EM vor.

Lena Jakat

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Quelle: ag.afp

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Manche Athleten fahren als künftige Weltstars nach Barcelona, andere haben das Ticket dorthin früheren Siegen zu verdanken. sueddeutsche.de gibt einen Überblick, mit wem bei der EM zu rechnen ist - und auf wem die deutschen Hoffnungen ruhen.

Überraschend holte die Polin Anna Rogowska bei der Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr Gold in Berlin - ihr bislang größter Erfolg. Die professionelle Karriere der 29-Jährigen war zu Beginn stark von der Rivalität mit Teamkollegin Monika Pyrek geprägt, später hatte die 1,70 Meter große Sportstudentin vor allem mit Jelena Issinbajewa zu kämpfen. Die russische Stabhochspringerin verbesserte seit 2005 fast 30 Mal den Weltrekord der Frauen und übersprang als erste Frau überhaupt die Fünf-Meter-Marke. Bei der EM in Barcelona wird Issinbajewa allerdings nicht dabei sein: Nach einem Leistungstief hat sie angekündigt, für unbestimmte Zeit zu pausieren.

Leichtathletik-WM Helsinki - Carolin Hingst Zehnte

Quelle: ag.dpa

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4,72 Meter: Drei Zentimeter weniger als Rogowskas Gold-Höhe aus Berlin übersprang die Deutsche Carolin Hingst in diesem Sommer. Sie verbesserte damit nicht nur ihre persönliche Bestleistung um sechs Zentimeter, sondern führt nun auch die europäische Bestenliste dieses Jahres an. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking errang sie als beste Deutsche Platz sechs. In der vergangenen Saison plagten Hingst diverse Verletzungen; nun hofft die 29-Jährige auf eine erfolgreiche EM in Spanien.

Lavillenie of France celebrates victory in the men's pole vault event of the IAAF Diamond League athletics meeting at the Stade de la Pontaise in Lausanne

Quelle: rtr

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Bei den Männern ist der französische Nachwuchsspringer Renaud Lavillenie der klare Favorit. Zwei Wochen vor EM-Beginn übersprang er 5,94 Meter - für Malte Mohr reichten kürzlich schon 5,75 Meter zum deutschen Meistertitel. Der Bronze-Gewinner aus Berlin überquerte im vergangenen Jahr die 6,01-Meter-Marke und verbesserte damit neben seiner persönlichen Bestleistung im Freien auch den französischen Rekord um drei Zentimeter. Mit einer Körpergröße von 1,77 Metern war Lavillenie der bis dato kleinste Mann, der höher als sechs Meter sprang.

CHAMPIONSHIP-FRANCE-ATHLETICS-VALENCE-LEMAITRE

Quelle: afp

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Für mehr Überraschungen aus Frankreich sorgte zuletzt der Sprinter Christophe Lemaitre. Im vergangenen Jahr gab der heute 20-Jährige sein Debüt in der Erwachsenenwertung - und sicherte sich prompt den Platz des besten Europäers in der Weltrangliste. Zwar wurde er bei der WM in Berlin im Viertelfinale nach einem Fehlstart disqualifiziert, konnte danach jedoch nahtlos an seine souveräne Leistung aus der Vorrunde anknüpfen: Bei den französischen Meisterschaften Anfang Juli lief er die 100 Meter als erster Weißer überhaupt in weniger als zehn Sekunden. Einen Tag später sicherte er sich zusätzlich den nationalen Meistertitel über 200 Meter und verbesserte damit nach mehr als zwei Jahrzehnten den französischen Rekord. Lemaitre geht entspannt in den europäischen Wettbewerb von Barcelona: "Ich bin noch jung und muss noch vieles lernen", sagt er, wohl auch mit Blick auf ...

Britain's Chambers competes in 200 meters at the European Team Championship in Leiria

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... den skandalumwitterten Rekord-Sprinter Dwain Chambers. Eine positive Doping-Probe hatte dem Londoner 2003 nicht nur eine zweijährige Sperre eingebracht - ihm wurden zahlreiche Titel und der britischen Staffel die eben gewonnene WM-Goldmedaille aberkannt. Auch aus der Olympia-Teilnahme 2012 in der eigenen Stadt wird nichts - so wollen es die Regeln des IOC. Nachdem er bei der Hallenmeisterschaft im vergangenen Jahr mit 6,42 Sekunden den Europa-Titel über 60 Meter holte - und dabei nur drei Hundertstel hinter dem Weltrekord zurückblieb - will es der 32-Jährige in Barcelona noch einmal wissen.

Blanka Vlasic of Croatia jumps during the women's high jump event at the IAAF Diamond League athletics meeting at the Stade de France Stadium in Saint-Denis

Quelle: rtr

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Ein spannendes Duell ist auch im Hochsprung zu erwarten: Die Kroatin Blanka Vlasic ist fest entschlossen, im ständigen Glamour-Girls-Zweikampf mit Ariane Friedrich in Barcelona einen Etappensieg zu erringen. Nach 34 Siegen innerhalb eines Jahres fuhr die 26-Jährige vor zwei Jahren als Favoritin zu den Olympischen Spielen nach Peking - und musste sich nur deshalb mit Silber zufrieden geben, weil sie für 2,05 Meter einen Versuch mehr benötigte als die Belgierin Tia Hellebaut. Ein Jahr später konnte sie sich in Berlin - wie auch schon 2007 in Osaka - Gold sichern. Im vergangenen Jahr konnte sie mit 2,08 übersprungenen Metern außerdem ihre persönliche Bestleistung verbessern und den kroatischen Landesrekord brechen. Damit fehlt Vlasic nur ein Zentimeter, um den 23 Jahre alten Weltrekord der Bulgarin Stefka Kostadinowa zu verbessern. Klarer Wettbewerbsvorteil der Kroatin: Mit einer Körpergröße von 1,94 Metern überragt sie ihre schärfste Konkurrentin um 15 Zentimeter.

Leichtathletik DM - Ariane Friedrich

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Ariane Friedrich misst zwar nur 1,79 Meter, doch bei der Halleneuropameisterschaft 2009 konnte sie ihre Konkurrentin Vlasic klar besiegen. Im gleichen Jahr verbesserte sie ihre persönliche Bestleistung auf 2,06 Meter. Bei der WM in Deutschland allerdings, bei der sich die Russin Anna Tschitscherowa in den Zweikampf Vlasic/Friedrich einmischte, reichte es für die Frankfurterin dann nur für Bronze. Weitere Wettkampfleistungen unter ihrem Niveau ließen die 26-Jährige schließlich die vergangene Saison frühzeitig abbrechen. Die ausgebildete Polizeikommissarin führt gemeinsam mit Diskuswerfer Robert Harting den deutschen EM-Kader nach Barcelona.

Leichtathletik DM - Carolin Nytra

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Sie ist die deutsche Hoffnung auf der Hürdenstrecke: Carolin Nytra. Der deutsche Titel ist seit 2007 fest in der Hand der Bremerin. Bei den Olympischen Spielen in Peking schaffte sie es bis ins Halbfinale, ebenso in Berlin im vergangenen August. Kürzlich überraschte sie in Lausanne mit ihrer neuen Bestzeit von 12,57 Sekunden über 100 Meter das Schweizer Publikum. Damit ist die 25-Jährige nicht nur die siebtschnellste Frau auf dieser Strecke überhaupt, sondern sie führt auch die europäische Rangliste an. Ein hochkarätiger Ausfall verbessert Nytras Startposition für Barcelona zusätzlich: Susanna Kallur, die amtierende Europameisterin aus Schweden, kann zu den Wettkämpfen krankheitsbedingt nicht antreten.

Olga Kaniskina of Russia leads the field during 20km walk at the Beijing 2008 Olympic Games

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Falls nichts völlig Unvorhergesehenes dazwischenkommt, wird sie wohl Gold über die 20 Kilometer holen: die Geherin Olga Kaniskina. In Peking stieg die Russin aufs höchste Treppchen, in Berlin konnte sie auf dem Rundkurs um das Brandenburger Tor ihren Titel verteidigen. Die 25-Jährige ist zudem die inoffizielle Rekordhalterin in dieser Disziplin. Bei den russischen Meisterschaften vor zwei Jahren unterbot sie den bisherigen Weltrekord um 30 Sekunden - allerdings in Abwesenheit der drei notwendigen offiziellen Kampfrichter.

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Im Alter von 14 Jahren errang der Norweger den ersten nationalen Titel im Speerwurf, und seitdem sammelt Andreas Thorkildsen Jahr für Jahr neue Pokale. Mit mehr als eineinhalb Metern Vorsprung holte er bei den Olympischen Spielen 2004 Gold. Auch in Peking 2008 flog sein Speer am weitesten, ebenso bei der WM im vergangenen Jahr. Der 28-Jährige stammt aus einer Leichtathletik-Dynastie und konnte mehrmals den Landesrekord verbessern - zuletzt 2006. Zudem hält Thorkildsen den Juniorenweltrekord im Speerwurf.

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Quelle: ag.afp

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Ihren Platz im schwedischen EM-Kader für Barcelona hat Carolina Klüft nicht ihren Leistungen zu verdanken - sie blieb zuletzt 20 Zentimeter hinter der geforderten Weitsprung-Norm zurück -, sondern ihrer Geschichte: Als Siebenkämpferin holte Klüft ihre ersten Welt- und Europatitel als Juniorin 2000 und 2001 - und stellte den aktuellen Juniorenweltrekord der Disziplin auf. Von da an blieb die Leichtathletin in all ihren Wettkämpfen ungeschlagen, holte Gold bei Olympia, bei Welt- und Europameisterschaften. Überraschend kündigte die klare Favoritin für die Olypischen Spiele Anfang 2008 an, in Peking und auch danach nur noch im Weit- und Dreisprung antreten zu wollen. Dafür musste sie sich in China mit einem neunten Platz zufrieden geben, auf einen Start bei der WM 2009 verzichtete sie ganz. Jetzt will es die auch für ihre radikalen Vorschläge zur Doping-Prävention bekannte Sportlerin - sie schlug vor, Athleten per GPS ständig zu orten und Testergebnisse im Internet öffentlich zu machen - in Barcelona noch einmal wissen. Auch wenn sie die Qualifikation verfehlte, wollten ihr die schwedischen Verbandsfunktionäre dieses Ziel nicht verbauen - und stellten ihr einen Freifahrtschein nach Spanien aus.

Leichtathletik-DM - Robert und Christoph Harting

Quelle: dpa

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Im vergangenen Jahr belegte er den dritten Platz bei der Wahl zum Sportler des Jahres, obwohl er wegen mancher unangemessener Aussagen umstritten ist: der Berliner Robert Harting (rechts). Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land hatte Harting die Goldmedaille errungen, nachdem es zwei Jahre zuvor im Duell mit dem Esten Gerd Kanter nur für Silber und in Peking nur für einen vierten Platz gereicht hatte. In Berlin konnte Harting seine persönliche Bestweite auf 69,43 Meter erhöhen und die Medaille als seinen bislang größten sportlichen Erfolg verbuchen. Der 25-Jährige trifft in Barcelona auf seinen langjährigen Rivalen Kanter. Der Olympiasieger hat mit drei WM-Medaillen und einem zweiten Platz bei der EM 2006 ebenfalls eine stolze Erfolgsbilanz vorzuweisen.  

© sueddeutsche.de/leja/mikö
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