Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Vom bayerischen Sinn der Sache

Mario Gomez attestiert seinem FC Bayern, die faulste Mannschaft der Liga zu sein, für Uli Hoeneß ist der Fußball der Münchner hingegen Kunst. Wegen Marco Reus wird Hannovers Abwehr zum aufgeregten Federvieh und Dortmunds Geschäftsführer schwitzt schon beim Zuschauen.

Die Elf des Spieltags.

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Michael Ballack

SC Freiburg v Bayer 04 Leverkusen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mario Gomez ist nach einem gemütlichen Spiel sehr gut gelaunt, für Uli Hoeneß ist der Fußball des FC Bayern Kunst. Wegen Marco Reus wird Hannovers Abwehr zum aufgeregten Federvieh und Dortmunds Geschäftsführer schwitzt schon beim Zuschauen. Die Elf des Spieltags.

Michael Ballack

Im Grunde waren es nur zwei Szenen, mit denen Michael Ballack am Freitagabend in Freiburg auffiel: Die erste nach 103 Sekunden, als Ballack im Strafraum richtig stand und volley zur frühen Leverkusener Führung traf. Die zweite dann, als Freiburgs Jan Rosenthal ungeschickt mit seinem Ellenbogen agierte und Ballack im Gesicht erwischte. Der taumelte zurück und ließ sich auswechseln; die Diagnose kam noch in der Nacht: Nasenbeinbruch.

Für das Champions-League-Spiel am Dienstag in Valencia haben die Leverkusener Ballack aber noch nicht abgeschrieben. Er könnte mit einer Gesichtsmaske auflaufen - und sähe dann bestimmt noch ein wenig grimmiger aus als sonst. (ebc)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Mario Gomez

FC Bayern Muenchen v 1. FC Nuernberg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Die neue Nationalspieler-Generation gönnt dem alten Platzhirsch Ballack wirklich nichts mehr. Nicht mal das schnellste Tor des Wochenendes. Mario Gomez hielt bereits nach 85 Sekunden den Kopf in eine Flanke und lenkte den Ball zum 1:0 ins Tor.

Der Bayern-Stürmer schoss auch noch sein zwölftes Saisontor gegen Nürnberg und war danach merklich gut gelaunt. Zumindest hatte er einige schöne Sprüche zu bieten. Angesprochen auf den Umstand, dass die Nürnberger nach Berechnungen der Statistiker viele Kilometer mehr liefen, sagte Gomez: "Wir sind die faulste Mannschaft der Liga. Aber wir schießen die meisten Tore." 

Weil ihn italienische Journalisten nach dem Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller (40 Treffer) fragten, antwortete er: "Die deutschen Journalisten nerven mich schon mit den Fragen, und jetzt kommen die italienischen auch noch." Zumindest Uli Hoeneß dürfte ihn am Samstag nicht genervt haben. (hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Uli Hoeneß

FC Bayern Munich's coach Heynckes and president Hoeness pose during a visit at Oktoberfest in Munich

Quelle: REUTERS

Stellvertretend für alle, die den FC Bayern gerade in alle Himmel dieser Welt loben, steht selbstverständlich der Präsident (rechts). Der sagte: "Wie wir Fußball zelebrieren, macht Spaß. Wir müssen Jupp Heynckes dankbar sein, wie er Fußball zur Kunst erhoben hat. Chapeau! Ich freue mich jedes Mal, ins Stadion zu gehen. Wir Zuschauer haben immer phantastische Unterhaltung."

Nun muss dazu bemerkt werden, dass Heynckes (links) nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein guter Freund des Präsidenten ist. Deshalb hier noch ein zweiter Kronzeuge der Münchner Hochzufriedenheit. Sportdirektor Christian Nerlinger: "Es wird schwer für die Rivalen, uns zu folgen - das ist ja auch der Sinn der Sache." Zumindest der bayerische Sinn. (hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Nürnberger Innenverteidigung

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Quelle: imago sportfotodienst

Wie so viele Innenverteidiger-Paare konnten nach einem Spiel gegen den FC Bayern Philipp Wollscheid und Timm Klose das Wochenende damit verbringen, in allen TV-Kanälen die eigene Chancenlosigkeit zu begutachten. Da meckerte hier der Experte A, dort der Experte B. Doch das hätten die Experten gar nicht tun müssen, Wollscheid (22, links) und Klose (23, rechts) wussten schon selbst, was über sie hereingebrochen war.

Wollscheid sagte in München: "Das war heute eine Vorführung, das muss man ganz klar sagen. Bayern hat uns gezeigt, wie Fußball geht. Mit dem 0:4 waren wir noch gut bedient. Und Klose erklärte: "Heute war Fußball lernen angesagt." An gesunder Selbsteinschätzung fehlt es der Nürnberger Innenverteidigung jedenfalls nicht. (hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Marco Reus

Borussia Mönchengladbach - Hannover 96

Quelle: dpa

Die Panik war ihnen anzusehen. Emanuel Pogatetz und Karim Haggui liefen am Strafraum herum wie zwei Hühner, die ihren Stall gegen einen Wolf beschützen sollen. Schon wieder nahte das Biest namens Marco Reus, etwa zum 20. Mal an diesem Nachmittag, und auch wenn ein weniger bissiger Gladbacher Kollege die Chance in der 75. Minute verdaddelte, war dem aufgeregten Federvieh aus Hannover anzumerken, dass es Entspannung für die Innenverteidiger erst nach dem Abpfiff geben könnte. 1:2 verloren? Nebensache - Hauptsache, Reus würde sich nicht mehr nähern.

Reus präsentierte das komplette Repertoire eines Offensivspielers: Dribblings, Finten, Direktschüsse, Steil-, Quer- und Rückpässe, kleine getupfte Vorlagen durch die Beine des Gegners, gewonnene Zweikämpfe, Grätschen an der Seitenlinie, herausgeholte Freistöße, erzwungene Verwarnungen für den Gegner. Als Krönung gelangen Marco Reus zwei Tore. Eins mit links, eins mit rechts. All das also, was ein Fußballer machen kann. Nicht ganz, fand Lucien Favre: "Am Kopfball muss er arbeiten, da kann er sich noch verbessern."

Zum Interesse des FC Bayern sagte Reus: "Ist doch schön, oder?" (Milan Pavlovic)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Raúl

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Quelle: AFP

Den größten Aufreger des Spieltags darf sich Raúl zuschreiben. Gegen 1899 Hoffenheim kam der Spanier im Strafraum an den Ball, schoss sich den Ball aus kürzester Distanz an die eigene Hand, das Spielgerät prallte ins Netz. Tor? Kein Tor? Die Hoffenheimer protestierten, Schiedsrichter Tobias Welz schnappte sich den Schalker Stürmer. Hand gespielt? Oder nicht? "Das war für mich ein reguläres Tor. Ich spiele zwar den Ball mit der Hand, aber es war keine Absicht", sagte Raúl nach dem Spiel. Welz glaubte ihm - und gab den Treffer. Die Hoffenheimer sahen das etwas anders. Keeper Tom Starke klagte: "Er macht das Tor ganz klar mit der Hand, deswegen ist er ein irreguläres Tor. Der Schiedsrichter hat es nicht gesehen, er hat ihn gefragt. Raul hat dann verneint. Selbst so ein Sportsmann hat es nötig zu lügen." Lügner? Umstrittenes Handspiel? Schiedsrichter-Befragung? Da kommen doch Erinnerungen auf. Die Gedanken gingen sofort an ... (ebc)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Oliver Held

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Quelle: SZ

... Oliver Held. Richtig, jener Scharlatan, der 1998 mit der Hand einen Treffer des 1. FC Köln verhindert hatte. Held wehrte den Ball irregulär auf der Linie ab, Schiedsrichter Uwe Kemmling hatte es nicht gesehen und appellierte an Helds Ehrlichkeit. Der sagte: Nein, ich habe nicht Hand gespielt. Der Treffer zählte. Das brachte Kölns Toni Polster derart auf die Palme, dass dieser vor Fernsehkameras forderte, Oliver Held solle wegen seiner Unsportlichkeit "sein ganzes Leben lang kein Glück mehr haben". Die Szene ist legendär, wem sie entfallen ist: Hier ist sie zu sehen. Für die Kölner endete die Saison dramatisch: Der FC stieg ab, Held hatte seinen Anteil daran. Wie lange Raúl diese Szene noch verfolgen wird, ist unklar. Jedenfalls trat Toni Polster an diesem Abend nicht vor die Kameras. Zum Glück für Raúl. (ebc)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Paolo Guerrero

Hamburger SV - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dapd

Es gab an diesem Wochenende noch eine schöne Geschichte rund um die Hand. Beim Spiel Hamburger SV gegen Kaiserslautern nahm der HSV-Stürmer Guerrero einen langen Ball auf und schoss ihn ins Tor. Doch beim Ballaufnehmen half Guerreo recht eindeutig der Unterarm, es schien sogar so, als wollte er das Spielgerät fangen, unter seinem Trikot verstecken und so über die Linie laufen. Der Schiedsrichter erkannte entsprechend auf Handspiel, dazu musste er nicht einmal den Spieler fragen.

Verblüffend war anschließend lediglich, dass der Unterarm-Spieler Guerrero dem Linienrichter den Vogel zeigte. Und dass sich sein Sportdirektor Frank Arnesen auch nach Ansicht der Fernsehbilder hinstellte und mit dänischer Felsenfestigkeit sagt: "Das war kein Handspiel." Jeder legt sich eben seine Welt so zurecht, wie es ihm beliebt. (hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Claudio Pizarro

1. FSV Mainz 05 - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Einen bleibenden Eindruck hat Claudio Pizarro in Mainz hinterlassen. "Ich hoffe, dass ich heute Nacht nicht von Pizarro träume", sagte der Mainzer Präsident Harald Strutz über den Bremer Stürmer. Und Pizarro erhielt sogleich ein Angebot, vom Mainzer Manager Christian Heidel: "Wenn er noch nicht weiß, was er nächstes Jahr machen soll, kann er gerne nach Mainz kommen."

Vermutlich wird Claudio Pizarro in seinem Fußballerleben nicht mehr beim FSV Mainz spielen. Der Klub dürfte ihm dann doch etwas zu klein sein. Sogar der etwas größere SV Werder Bremen darf sich ja sehr glücklich schätzen, solch einen Burschen im Sturm zu haben, der ihm fast wöchentlich die Punkte im Alleingang liefert. 150 Bundesliga-Tore hat der Peruaner nun erzielt. Ob das eine Sonderprämie bringt, Herr Geschäftsführer Klaus Allofs? "Wir haben ihm alle die Hände geschüttelt. Bremen ist doch ein sparsamer Verein."  Die Chancen der Mainzer stehen vielleicht doch nicht so schlecht. (hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Cristian Molinaro

Borussia Dortmund's Goetze is challenged by VfB Stuttgart's Molinaro during their German Bundesliga first division soccer match in Stuttgart

Quelle: REUTERS

Als Vertreter des "geilsten Spiels der Saison" (Dortmunder Abwehrspieler Neven Subotic) steht Cristian Molinaro (Bild, links unten). Der Stuttgarter wandelt ja stets zwischen genialem Linksverteidigertum und chaotischem Haudrauf-Gebolze. Gegen den Meister betonte Molinaro wie all seine Mitspieler die Genialität - wenngleich auch Momente des Haudraufs dabei waren.

Doch zur Genialität: Einmal hätte Molinaro den Ball schlicht aus der Gefahrenzone dreschen können, doch er führte, weil sich schnöde Befreiungsschläge an einem Nachmittag wie diesem von selbst verboten, erst eine Jongleursnummer auf, bevor er den Ball - immer noch etwas widerwillig - nach vorne drosch.

Zum Haudrauf: Molinaro führte ein bisher unbekanntes Ganzkörperfoul gegen Mario Götze vor, das selbst dem Schiedsrichter so unbekannt war, dass er es nicht ahndete. (Christof Kneer, hum)

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Die Elf des Spieltags der Bundesliga:Hans-Joachim Watzke

Borussia Dortmund & Puma - Press Conference

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hans-Joachim Watzke braucht kein Fitness-Center, keine Jogging-Stunde, kein Yoga. Watzke reicht ein Nachmittag in Stuttgart, um sein Gewicht zu halten. "Das war ein Spiel, bei dem man völlig nass geschwitzt ist. Dabei stand ich ja gar nicht auf dem Platz", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Beim Spiel VfB Stuttgart gegen Dortmund ging es ob der Rasanz und der Energie der Begegnung sicherlich vielen Zuschauern so. Watzkes Kommentar dazu gehört zu den schönsten Bonmots zum Thema Schwitzen. Knapp hinter Roberto Baggios großartiger Aussage: "Lasst den Ball laufen. Der schwitzt nicht." (hum)

© sueddeutsche.de
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