Die Elf des Spieltags:Das Idol dankt dem Tor-Verweigerer

Uwe Seeler muss seinen ganzen Frust "runtertrinken", Thomas Müller hingegen bewahrt den HSV vor einer noch schlimmeren Blamage. Robin Dutt lässt den harten Hund raushängen und setzt zum finalen Schlag gegen Michael Ballack an - Ron-Robert Zieler hingegen spricht einfach besser Englisch als Roman Weidenfeller.

Die Elf des Spieltags

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Die Elf des Spieltags:Felix Magath

Borussia Mönchengladbach - Vfl Wolfsburg

Quelle: dpa

Uwe Seeler muss den ganzen Frust "runtertrinken", Thomas Müller hingegen bewahrt den HSV vor einer noch schlimmeren Blamage. Robin Dutt lässt den harten Hund raushängen und setzt zum finalen Schlag gegen Michael Ballack an - und Ron-Robert Zieler spricht einfach besser Englisch als Roman Weidenfeller. Die Elf des Spieltags.

Wann wird Felix Magath eigentlich Andreas Hinkel, Gerald Asamoah oder David Odonkor verpflichten? Mit dem Transfer von Thomas Hitzlsperger bewies Wolfsburgs Coach einmal mehr, dass er ein Herz für vermeintlich ausrangierte Fußballarbeitnehmer hat. So erklärt sich auch Magaths Milde in der Bewertung von Hitzlspergers Debüt beim 1:4 in Gladbach: "An Thomas lag es nicht. Für ihn tut es mir leid. Ich hoffe, dass er dieses Spiel schnell wegsteckt," sagte Magath, nachdem er auf der Pressekonferenz zunächst eine halbe Ewigkeit genüsslich genervt ein Heißgetränk geschlürft hatte. Magath war sauer, doch seinen süffisanten Humor verlor er nicht. Ob am Samstag wieder um 10 Uhr Training sei, wurde er gefragt. Seine Antwort: "Nein, ich will mal nicht so sein und bin gnädig. Wir fangen erst um 10.30 Uhr an." 

Texte: Jonas Beckenkamp, Thomas Bierling, Carsten Eberts, Michael König

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Die Elf des Spieltags:Marco Reus

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Quelle: AFP

Marco Reus spielt ja nicht erst seit vergangenem Freitag guten Fußball. Als sich Borussia Mönchengladbach zum Ende der vergangenen Spielzeit gegen den Abstieg wehrte, war es Reus, der seinen Klub mehrfach am Leben erhielt. Nun, in der neuen Saison, macht Reus einfach weiter: Als am Freitagabend Wolfsburgs Verteidiger Simon Kjaer wie ein Käfer vor dem eigenen Strafraum herumpurzelte, schnappte sich Gladbachs Stürmer Raul Bobadilla den Ball und legte ihn Marco Reus so maßgerecht auf, dass dieser wohl auch in Badelatschen das Tor getroffen hätte. Bei seinem zweiten Tor zum 4:1-Endstand bewies Reus jedoch, dass er es auch kompliziert kann - eine weite Flanke von Juan Arango ließ er elegant per eingesprungener Direktabnahme hinter die Linie tropfen. Deshalb stellt sich tatsächlich die Frage: Warum hat eigentlich in der Sommerpause kein Spitzenklub diesen formidablen Marco Reus verpflichtet?

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Die Elf des Spieltags:Marko Arnautovic

SV Werder Bremen - SC Freiburg

Quelle: dapd

Da saß er, herzhaft gähnend: Marko Arnautovic. Bremens Problem-Ösi hatte zu derlei Müdigkeit eigentlich wenig Anlass, schließlich war das 5:3 gegen den SC Freiburg mit acht Toren äußerst turbulent. Arnatovic gähnte trotzdem und dachte vielleicht schon wieder nach, wie er seinen möglichen Wechsel nach Eindhoven befeuern könnte. Dann jedoch wählte sein Trainer Thomas Schaaf einen interessanten Kniff: Er wechselte seinen lustlosen Kicker ein! Tatsächlich! Arnautovic! In Bremen! Und was passierte? Nur drei Minuten später köpfte der Österreicher den Ball ins Freiburger Tor ein, freute sich anschließend wie ein wild gewordener Pumuckl. Tatsächlich! Arnautovic! In Bremen! Damit ist die Wende ganz sicher geschafft: Arnautovic wird in Bremen bleiben, sich fortan voll reinhängen und Werder in die Champions League schießen. Ganz bestimmt.

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Die Elf des Spieltags:Christian Eichner

1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dpa

Dieter Hoeneß hatte sich nicht auswechseln lassen. Sein Kopf hörte im DFB-Pokalfinale 1982 zwar nicht auf zu bluten, doch der Mittelstürmer gab nicht auf. Er kämpfte weiter, köpfte sogar noch ein Tor - damals durfte er mit einem blutdurchtränkten Turban jedoch auch spielen. Heute muss ein Spieler den Platz verlassen, wenn er sich einen Fingernagel einreißt. Bei Christian Eichner war es zugegebenermaßen kein Fingernagel, sondern die Stirn, die gerissen war. Bereits nach sechs Minuten wurde er ausgwechselt. Kurz darauf saß Eichner mit schneeweißen Turban und dick bebrillt auf der Bank und sah zu, am Ende des 1:1-Unentschiedens seiner Kölner gegen Kaiserslautern war sogar der Turban wieder verschwunden. Nur ein kleines Pflaster klebte noch über dem linken Auge. Ganz im Ernst: Da hätte Eichner auch gleich weiterspielen können. Nicht wahr, Herr Hoeneß?

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Die Elf des Spieltags:Robin Dutt

VfB Stuttgart v Bayer 04 Leverkusen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Natürlich, Robin Dutt sucht derzeit noch sein Profil. Als junger Trainer feierte er in Freiburg überraschende Erfolge, wechselte vor dieser Spielzeit dann nach Leverkusen, immerhin zu einem nationalen Spitzenklub. Auch Dutt weiß natürlich, dass er sich bei diesem Klub mit ganz vielen mächtigen Leuten (Geldgeber, Sportdirektor, Ex-Nationalspieler) Respekt verschaffen muss. Beim Auswärtsspiel seiner Leverkusener beim VfB Stuttgart schaffte er dies auf doppelte Weise. Erstens: Leverkusen gewann 1:0 und steht damit mit zwei Siegen hervorragend da. Zweitens: Dutt ließ Michael Ballack zwar warm laufen, brachte dennoch drei andere Spieler (namentlich Hanno Balitsch, Eren Derdiyok und Daniel Schwaab). Mutig ist er, dieser Robin Dutt. Das zumindest dürfte ab sofort in seinem Profil stehen. Auch wenn ihm Michael Ballack im nächsten Training womöglich den Kopf abreißt.

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Die Elf des Spieltags:Arjen Robben

FC Bayern München - Hamburger SV

Quelle: dpa

Nach seinem Tor sprintete der Niederländer zur Eckfahne, und dann ging es los: linker Haken, rechter Haken, die Brustmuskeln anspannen, Jubel! Es war eine Show, die Arjen Robben da mit seinem Oberkörper abzog. Der Mann schien unendlich erleichtert zu sein, den Frust der vergangenen Tage abgeschüttelt zu haben. Besser und vor allem schneller müsse der FC Bayern spielen, hatte Robben nach dem durchwachsenen Saisonstart (0:1 gegen Gladbach, 1:0 gegen Wolfsburg, 2:0 gegen Zürich) selbst gefordert. Er selbst nahm sich diese Worte besonders zu Herzen: Also sprintete Robben von Beginn an, er dribbelte und wirbelte, bereitete Tore vor und traf auch selbst. 5:0 hieß es am Ende - der Hamburger SV hatte die Bayern-Mini-Krise ausbaden müssen. Und FCB-Trainer Jupp Heynckes formulierte fröhlich eine Drohung an die kommenden Gegner: "Da ist noch Luft nach oben." Robben hatte schließlich nur 65 Minuten gespielt.

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Die Elf des Spieltags:Uwe Seeler

Uwe Seeler

Quelle: dpa

Uwe Seeler hat beim Hamburger SV kein offizielles Amt inne, sein Job ist mit dem Wort "Idol" trefflich beschrieben. Außerdem ist der einstige Vereinspräsident dafür zuständig, ehrliche Worte zu sprechen. Nach dem 0:5 gegen Bayern München fühlte er sich dazu animiert. Wie andere Liebhaber des HSV hatte Seeler unfassbar gelitten unter der chancenlosen Vorstellung der jungen Mannschaft, die manch einen an den Niedergang von Bayer Uerdingen erinnerte. "Die Jungs haben sich kampflos ergeben. So kann man kein Spiel gewinnen. Da muss sich schnell was ändern", sagte das Idol und stellte ungeniert den Trainer in Frage: "Die Argumente für Oenning muss ich schnell hören." Als besonders repräsentativ für die Hamburger Gemütslage darf jedoch sein Fazit gelten: "Ich muss das erst mal verdauen und dieses 0:5 runtertrinken." In Hamburg soll es dazu ja die eine oder andere Gelegenheit geben.

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Quelle: AFP

Nur auf einen Mann sind sie derzeit beim Hamburger SV gut zu sprechen: Thomas Müller (links im Bild). Schon nach einer halben Stunde drohte dem HSV in München das schlimmste Bundesligadebakel aller Zeiten - wie wäre das Urteil von Uwe Seeler wohl ausgefallen, hätte am Ende wirklich die höchste Niederlage (bislang 2:9 in München) gestanden? Die war nämlich im Bereich des Möglichen, hätte Thomas Müller nur einen etwas besseren Tag erwischt: Müller wirbelte, sprintete und dribbelte zwar quirlig und kaum zu stoppen, am Ende hatte er jedoch mindestens fünf Großchancen nicht im Hamburger Tor untergebracht. Allein Müller hätte ein zweistelliges Ergebnis herausschießen können, doch er verkniff sich diese Demütigung. Thomas Müller ist schließlich ein freundlicher Mann.

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Die Elf des Spieltags:Christian Fuchs

FSV Mainz 05 - FC Schalke 04

Quelle: dapd

Normalerweise werden Spieler erst leidenschaftlich ausgepfiffen, wenn sie nach vielen Jahren zu einem anderen Klub wechseln. Christian Fuchs jedoch hatte nur ein Jahr in Mainz gespielt, war sogar nur ausgeliehen, vom VfL Bochum. Doch seine Leistungen und Freistöße waren so gut, dass die Mainzer ihn dauerhaft verpflichten wollten - doch Fuchs wollte weg und wechselte nach Schalke. So pfiffen die Mainzer Fans ihren früheren Liebling aus, am Sonntagnachmittag gegen Schalke, bei jeder Ballberührung. Fuchs ließ sich zunächst anstecken, spielte fahrig, ließ sich mit seiner Antwort bis zur 90. Minute Zeit, als er den finalen Freistoß zum 4:2 ins Mainzer Tor drosch. Anstatt sich für die Pfiffe zu revanchieren, weigerte sich Fuchs, seinen Treffer zu bejubeln. Zumindest er wusste, wie man sich in so einem Fall richtig verhält.

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Die Elf des Spieltags:Ron-Robert Zieler

Hannover 96 - Hertha BSC

Quelle: dapd

"Die Nachricht ist großartig", sagte Ron-Robert Zieler über seine Nominierung von Joachim Löw für die Nationalmannschaft. Manche Leute sahen das anders: Roman Weidenfeller zum Beispiel, Torwartkollege von Borussia Dortmund, der selbst gerne mit der Nationalelf in fremde Länder reisen würde. "Aus der Ferne betrachtet, kann man schon ein wenig darüber lächeln", sagte Weidenfeller, "vielleicht sollte ich mir die Haare schneiden oder ein wenig zierlicher werden, um eine Chance zu bekommen." Vielleicht liegt es jedoch auch daran, dass Zieler bei Manchester United in die Lehre ging und hervorragend Englisch spricht. Ein Lapsus wie Weidenfeller ("We have a grandios Saison gespielt") würde ihm sicher nicht passieren. Vielleicht hat Zieler jedoch tatsächlich bislang einfach "a grandios Saison" gespielt: Beim 1:1 gegen Hertha BSC war Zieler über eine Stunde beschäftigungslos, rettete dann fulminant per Reflex gegen Patrick Ebert. Beim Gegentor war er chancenlos.

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Die Elf des Spieltags:Papiss Demba Cissé

Werder Bremen - SC Freiburg

Quelle: dapd

Beim SC Freiburg hatten sie Papiss Demba Cissé einiges zugetraut nach seiner Knaller-Saison mit 22 Toren. Vor allem, dass er den Verein verlässt. Tatsächlich wäre der Senegalese darüber nicht allzu unglücklich gewesen, doch sein Wechsel scheiterte an der hohen Ablöseforderung der Breisgauer. Kolportierte 15 Millionen Euro erschienen manch potentiellem Abnehmer zu hoch, auch weil die Experten sicher waren, Cissés tolle Torquote würde eine einmalige Sache bleiben. Am Samstag traf der Stürmer jedoch zwei Mal gegen Bremen, es waren seine Saisontore drei und vier, damit liegt Cissé schon wieder auf Platz eins der Torjägerliste. Und manch ein Freiburger wird sich im Hinblick auf die zahlungsunwillige Konkurrenz denken: Ätsch!

© sueddeutsche.de/ebc/thob/bön
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