Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Wenn Fans ihr letztes Bier werfen

Ein Berliner Gegenspieler erklärt, warum Franck Ribéry so gut ist. Michael Ballack ist plötzlich total integriert und Ex-Schiedsrichter Markus Merk weiß nun, dass die Schalker Fans ihm eine Fehlentscheidung vor zehn Jahren noch immer nicht verzeihen.

Die Elf des Spieltags.

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Michael Ballack

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Quelle: AFP

Ein Berliner Gegenspieler erklärt, warum Franck Ribéry so gut ist, während Thomas Müller selbst mit dem Ball im Nacken am Tor vorbeigerutscht wäre. Michael Ballack ist plötzlich total integriert und Ex-Schiedsrichter Markus Merk weiß nun, dass die Schalker Fans ihm eine Fehlentscheidung vor zehn Jahren noch immer nicht verzeihen.

Michael Ballack

Ein gewichtiges Argument gegen Michael Ballack lautete stets, dieser sei zu autoritär, um sich in moderne Fußballmannschaften einzufinden. Mag sein, dass das Quatsch war. Mag sein, dass er sich geändert hat. Bayer Leverkusen bekam im Spiel gegen Mönchengladbach jedenfalls Probleme, als Ballack den Platz verließ. Mit ihm hatte Bayer ein 1:0 notdürftig gehalten, ohne ihn kassierten die Leverkusener zwei Gegentore und eine rote Karte (für Gonzalo Castro). Ballack verfolgte das kopfschüttelnd von der Bank aus, ehe André Schürrle doch noch das 2:2 für Leverkusen erzielte - und direkt zu Ballack lief, um mit ihm zu feiern. Um die beiden bildete sich rasch eine Spielertraube, und es sah nicht so aus, als sei Ballack nicht in diese Mannschaft integriert. Wetten, dass er vorerst in der Startelf bleibt?

(mikö)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Patrick Owomoyela

Werder Bremen -  Borussia Dortmund

Quelle: dapd

Bei Arminia Bielefeld haben sie mal ein Lied für ihn gedichtet. In Anlehnung an "Emanuela" von Fettes Brot sangen Hunderte Fans im Stadion: "Lasst die Finger von Owo-mo-ye-la!" Es war rührend. Aber Patrick Owomoyela wechselte trotzdem zu Werder Bremen, und später zu Borussia Dortmund, wo er ähnlich beliebt war wie einst in Ostwestfalen. Allerdings stoppten ein paar fiese Verletzungen den Erfolgsweg von Patrick Owomoyela, sodass der einstige Nationalspieler kaum mehr auf den Platz konnte. Bis Freitag. Da verhalf ihm BVB-Trainer Jürgen Klopp zu vollen 90 Minuten, zum ersten Mal seit 13 Monaten spielte Owomoyela durch. Es ging gegen seinen Ex-Verein - nicht Arminia, die spielt inzwischen in der 3. Liga, sondern Bremen -, weshalb der Spieler sehr motiviert war. Er traf dann auch zum 2:0 und hatte die besten Zweikampfwerte im ganzen Team, woraufhin Owomoyela selbst gerne gesungen hätte. Er sagte stattdessen: "Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibt, und nun bin ich ein Teil davon." Recht hat er.

(mikö)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Franck Ribéry

Franck Ribery, Christian Lell

Quelle: AP

In den kommenden vier Wochen steht Franck Ribéry nicht in der Elf des Spieltags. Versprochen! Nur noch dieses eine Mail wollen wir der Ribéry-Manie frönen. Auch wenn er alle zehn Gegenspieler umdribbelt, sich den Ball in den Nacken legt und so zwischen den Beinen des Torwarts hindurch ins Tor rutscht. Dabei ist anzumerken, dass dem Franzosen derzeit wirklich alles zuzutrauen ist.

Dass Ribéry gegen Hertha BSC Berlin nicht alle zehn Feldspieler umdribbelte, verhinderte nur der Umstand, dass manch ein Berliner sich wohlweislich am anderen Ende des Spielfeldes aufhielt, wenn er den Ball hatte. Und das mit dem Ball im Nacken würde Ribéry nie tun, weil er ein netter Kerl ist, der seine Gegner nicht veräppeln will. Für alle anderen Aktionen hatte Gegenspieler und Ex-Teamkamerad Christian Lell eine Erklärung: "Ribery ist ein einziger Muskel." Ein Muskel mit enorm  viel Ballgefühl.

(hum)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Hertha BSC Berlin  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Den Ball in den Nacken legen und rutschen (zur Not zwischen den Beinen des Torwarts hindurch), das könnte wohl auch Thomas Müller. Allerdings wäre Müller am Samstag gegen Berlin mit Ball im Nacken knapp am Tor vorbeigerutscht, so wie er auch alle anderen Chancen versemmelte. Thomas Müller bewahrte den Aufsteiger alleine vor einer historischen Demütigung, Berlins höchste Bundesliga-Niederlage (0:6) wäre jedenfalls überhaupt kein Problem gewesen. Doch der 22-Jährige schoss über das leere Tor, traf einen Verteidiger oder scheiterte an Torwart Thomas Kraft. Und wer Thomas Müller kennt, der weiß: Da kann seine Mannschaft 4:0 gewinnen wie sie will, er wird sich trotzdem noch die ganze Nacht mächtig geärgert haben.

(hum)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Roman Hubnik

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Quelle: AFP

Ein Verteidiger, der nach München reist, muss im Herbst 2011 mit unangenehmen Begegnungen rechnen. Begegnungen mit dem Muskel Ribéry, der Tormaschine Gomez oder Raumdeuter Müller. Einige Verteidiger zweifeln danach, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben und müssen von ihren Trainern abgehalten werden, sofort die Kündigung einzureichen.

Von Roman Hubnik ist so ein Vorgang nicht überliefert, aber überrascht hätte es am Samstag in München niemanden. Der Tscheche musste sich minütlich Demütigungen gefallen lassen. Als beste Aktion des Abwehrspielers blieb in Erinnerung, als ihm Müller den Ball in die Niere knallte. Sein Trainer Babbel wird nun alle Psychotricks aufbieten müssen, um dem Verteidiger während der Woche einzureden, dass er doch ein anständiger Bundesliga-Profi ist. Am nächsten Samstag braucht er ihn wieder.

(hum)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Markus Merk

FC Schalke 04 - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dpa

Sollte Markus Merk geglaubt haben, die Schalker hätten ihm seinen umstrittenen Freistoß gegen den Hamburger SV verziehen, der 2001 den FC Bayern zum deutschen Meister machte und Schalke zum Meister der Herzen verdammte, dann weiß er es jetzt besser. Zwar empfing Merk, der in der Rolle als Fernsehexperte das erste Mal seit jenem schicksalhaften Tag ein Spiel der Königsblauen besuchte, vor der Partie eine herzliche Umarmung von Huub Stevens, damals wie heute der Trainer der Gelsenkirchener, und es fand sich sogar ein christlicher Anhänger der Königsblauen, der ihm einen nagelneuen Fanschal überreichte. Aber spätestens in der Halbzeit erfuhr Merk, dass viele Schalker ihre alte Wut hegen und pflegen wie die Erbstücke ihrer Großeltern. Am Expertentisch von Sky, den man vorsichtshalber vor der vermeintlich friedlichen Südkurve aufgebaut hatte, kam kein Gespräch zustande - die Flüche gegen Merk waren zu laut. Und auch nach dem Spiel versammelten sich die Leute im ansonsten leeren Stadion, um dem Feindbild nahe zu sein. Sie opferten ihr letztes Bier als Wurfmaterial, einer schmiss sogar eine Billardkugel.

(pse)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Cacau

VfB Stuttgart v 1899 Hoffenheim  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Von links kam plötzlich ein Abwehrspieler angerannt, aber Martin Harnik war schneller. "Ich dachte, ein Gegenspieler kommt, deshalb habe ich überhastet abgeschlossen", sagte der Offensivspieler des VfB Stuttgart. Als der Ball am Tor vorbeigeflogen war, stellte Harnik erstaunt fest, dass der Abwehrspieler ein VfB-Trikot trug. Es war: Cacau - jener Cacau, mit dem er schon vor drei Wochen aneinandergeraten war. "Wenn er nicht trifft, ist er unzufrieden", hatte Harnik damals gestichelt, "ich glaube, er lernt es auch nicht mehr, dass er auch mal mit einem Mannschaftserfolg zufrieden sein muss."

Die Elf des VfB funktioniert besser als erwartet, nur Harnik und Cacau gefährden den Betriebsfrieden. Cacau ist ein lustiger Kerl, aber hat auch das Talent zum Spielverderber. Er ist ein Lust-Fußballer, der Frust nur schwer verbergen kann. Nein, er habe die Szene nicht gesehen, sagte Trainer Labbadia später, er habe gerade eine Einwechslung vorbereitet. Er habe es auch nicht gesehen, sagte Manager Bobic, er habe gerade mit Labbadia gesprochen. Sie müssen so lange diplomatisch sein, bis Cacau wieder trifft. 

(nee)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Thomas Tuchel

FSV Mainz 05 v FC Augsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Er war einmal das, was man im Englischen einen Shootingstar nennt. Aus einem unbekannten, jungen Mann wurde einer der innovativsten und angesehensten Trainer Deutschlands. Sieben Siege in Folge zu Beginn der vergangenen Saison, am Ende Platz fünf mit dem FSV Mainz 05. Und nun?

Nun ist Thomas Tuchel 38 Jahre alt, seine Mannschaft ist schon in der Qualifikation der Europa League gescheitert, sieben Spiele in Serie haben die Mainzer in der Bundesliga nicht gewonnen und stehen nun kurz vor dem Fall auf einen Abstiegsplatz. Immerhin seine Eloquenz hat er nicht verloren. Auf die Frage nach dem beginnenden Abstiegskampf in Mainz, sagte er: "Was ist Abstiegskampf? Muss man den kennen, um ihn zu können? Zieht man da Helme auf?" Das wäre immerhin eine Innovation.

(hum)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Jaroslav Drobny

SC Freiburg - Hamburger SV

Quelle: dpa

Fast genau vor einem Monat sah sich der Torwart des Hamburger SV 90 Minuten lang hämischem Applaus und höhnischen Gesängen ausgesetzt. Bei einem Testspiel gegen den Landesligisten Concordia Hamburg versammelte sich ein Haufen "Fans", um dem 31-Jährigen einen richtig ätzenden Abend zu bereiten.

Ob dieser Haufen auch die 750 Kilometer nach Freiburg gefahren ist? Dort hätten die Leute einen Jaroslav Drobny gesehen, der einen großen Anteil daran hatte, dass ihr Verein trotz weitgehender Unterlegenheit den zweiten Saisonsieg in der Bundesliga feierte. Der Siegtorschütze Ivo Ilicevic lobte: "Wir hatten heute einen Riesentorwart im Kasten."

(hum)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Frank Arnesen

SC Freiburg - Hamburger SV 1:2

Quelle: dpa

Doch der Haufen HSV-Pöbler könnte selbstverständlich einwenden, dass statt Jaroslav Drobny auch eine Ballerina das Tor hätte hüten können - der Hamburger SV hätte dieses Spiel unter allen Umständen gewonnen. Der Sieggarant saß auf der Trainerbank: Frank Arnesen.

Der dänische Sportdirektor absolvierte sein siebtes Spiel als Interimstrainer. Im Jahr 1991 hatte er den PSV Eindhoven für den erkrankten Coach Bobby Robson übernommen - und sämtliche sechs Spiele gewonnen. Nun also: siebtes Spiel, siebter Sieg. "Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg. Zwei Vereine, nur Siege als Trainer, das ist phantastisch", sagte ein lächelnder Arnesen. Mal sehen, ob er es noch bereut, dass nicht mehr er, sondern von nun an Thorsten Fink auf der Trainerbank sitzt in Hamburg.

(hum)

© sueddeutsche.de/hum
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