Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Wenn es menschelt in der Liga

Bayerns Luiz Gustavo trifft aus lauter Mitleid mit seinen früheren Kollegen ins eigene Tor, Kölns Trainer Ståle Solbakken fühlt sich wegen der tollen Atmosphäre im Stadion wie auf einem mitreißenden Rock-Konzert - und Freiburgs Trainer Christian Streich erdrückt fast seinen Torwart.

Die Elf des Spieltags.

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Hertha BSC Berlin v SV Werder Bremen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bayerns Luiz Gustavo trifft aus lauter Mitleid mit seinen früheren Kollegen ins eigene Tor, Kölns Trainer Ståle Solbakken fühlt sich wegen der tollen Atmosphäre im Stadion wie auf einem mitreißenden Rock-Konzert - und Freiburgs Trainer Christian Streich erdrückt fast seinen Torwart. Die Elf des Spieltags.

Claudio Pizarro ist, man kann es nicht anders sagen, ein Schlitzohr. Ein Schlingel. Ein Schlawiner. Ein Stürmer, der sich nicht nur freiläuft, sondern auch mal freischleicht - und dann einen Treffer erzielt. Das tat er gegen Hannover 96. Was er noch tat: Er gab seinem Gegenspieler Emanuel Pogatetz vor einem Eckball eine Ohrfeige. Aber natürlich ist Pizarro Schlitzohr, Schlingel und Schlawiner genug, um nach dem Spiel zu sagen: "Ich habe die Nerven nicht verloren! Ich habe ihm einen kleinen Klatsch gegeben, aber ich wollte das nicht, sondern nur seine Hand wegmachen." (jüsc)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Christian Streich

Freiburg's coach Streich hugs his goalkeeper Baumann after the German first division Bundesliga soccer match against Borussia Moenchengladbach in Moenchengladbach

Quelle: REUTERS

Auch in Mönchengladbach flitzte nach dem Schlusspfiff ein Übungsleiter quer über den Platz. Freiburgs Trainer Christian Streich wusste genau, bei wem er sich für den Punktgewinn seiner Mannschaft zu bedanken hatte: Torhüter Oliver Baumann. Den herzte und drückte Streich gleich minutenlang, weil er mit einigen glänzenden Paraden die Gladbacher vom Toreschießen abgehalten hatte. Und Baumann? Der umarmte zurück, auch wenn er zwischenzeitlich so aussah, als werde er von seinem Coach vor lauter Zuneigung zerquetscht. Später fragte dann ein Berichtererstatter, was er gedacht habe, als Streich auf ihn zugerannt kam. Baumanns Antwort: "Hoffentlich fällt er nicht hin." (jbe)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Hajime Hosogai

FC Augsburg - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

In der Kreisklasse sagt ein Trainer zu seinem Manndecker schon mal: "Du bleibst immer bei deinem Gegenspieler. Wenn der aufs Klo geht, dann gehst du eben mit". So oder so ähnlich muss Augsburgs Trainer Jos Luhukay Hajime Hosogai auf sein Duell mit Dortmunds Mittelfeldregisseur Shinji Kagawa vorbereitet haben. Der rannte seinem Landsmann und Freund wie einst Berti Vogts - der "Terrier" - seinen Gegnern hinterher, bis Jürgen Klopp ihn in der 70. Minute vom Feld nahm. Nach dem Spiel sagte der BVB-Coach: "Der Gegner hat Manndeckung über den ganzen Platz gespielt, das ist unangenehm." Luhukay ließ es sich gerne gefallen, als altmodisch zu gelten: " Wenn wir so den Klassenverbleib schaffen, führe ich auch noch den Libero ein." (mane)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Mohamed Zidan

1. FSV Mainz 05 - 1. FC Nürnberg

Quelle: dpa

Es wird langsam unheimlich, wie regelmäßig Mohamed Zidan seit seiner Rückkehr nach Mainz ins Tor trifft. Gegen Nürnberg gelang dem Ägypter sein sechster Treffer im sechsten Spiel seit seiner Ankunft aus Dortmund - und irgendwie bekommt man den Eindruck, dass diese Serie wohl noch länger anhalten könnte. "Sechs Tore sind wie ein Märchen für ihn. Man sieht, dass er wieder bei seinem Klub ist. Er blüht auf und zeigt sein Können", sagte Klubchef Harald Strutz. und für Manager Christian Heidel war ohnehin klar, dass Zidan beim FSV einschlagen wird. "Er hat mir bei den Verhandlungen zehn Tore versprochen - sonst hätte ich ihn gar nicht geholt", erklärte er mit einem Augenzwinkern. Sollte Zidan weiter in jedem Spiel treffen, könnten es am Ende sogar 15 Tore sein. (jbe)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Luiz Gustavo

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Quelle: AFP

Die Bayern lachten, sie frohlockten und zelebrierten gegen desolate Hoffenheimer ein festliches Fußballspektakel - nur einer spielte am Ende ein klein wenig den Showstopper: Luiz Gustavo, bekanntlich ein ehemaliger Hoffenheimer, schien das Mitleid mit seinen alten Kameraden gepackt zu haben, und so nahm er sich höchstpersönlich des Ehrentreffers der armen Gäste an. Ryan Babel war nach einem Lapsus der Bayern-Abwehr enteilt, Bayerns Brasilianer sprintete hinterher und noch ehe der Holländer zum Schuss kam, trat Gustavo die Kugel einfach selbst formschön ins Gehäuse. Die Null muss eben nicht immer stehen - vor allem, nicht, wenn vorne eine Sieben steht. (jbe)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Danny Williams

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Quelle: AFP

Die Partie begann recht positiv für Danny Williams: Nach zehn Sekunden blockte er einen Pass von Franck Ribéry, wenige Minuten später haute er den Franzosen in Mark-van-Bommel-Manier einfach mal um. Es hätte ein prima Nachmittag werden können für den Amerikaner. Dann jedoch passierte dies: Ribéry spielte 78 weitere Pässe, 69 davon kamen zum Mitspieler, drei führten zu Treffern für den FC Bayern - dazu schoss Ribéry auch noch ein Tor. Williams durfte nicht einmal mehr foulen, weil der Filou ihm stets entwischte. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Williams bald einen Anruf vom allerbesten Fußball-Psychologen der Welt bekommt: Der heißt Jürgen Klinsmann und ist Trainer bei der amerikanischen Nationalelf. (jüsc)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Bastian Schweinsteiger

FC Bayern Muenchen v 1899 Hoffenheim  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was hätte es für Bastian Schweinsteiger Schöneres geben können, als an diesem Wohlfühl-Nachmittag zurückzukehren? In der Münchner Arena blitzten einige kaiserliche Sonnenstrahlen hervor, die Hoffenheimer dachten gar nicht daran, ernsthaft mitzuspielen und die Bayern durften endlich Frustabbau betreiben. Nach einer Stunde Spielzeit war es dann so weit: Jupp Heynckes wechselte Schweinsteiger nach vierwöchiger Verletzungspause ein - warum auch nicht? Es stand ja bereits 7:0. Vermutlich hätte der Bayern-Trainer auch Alfons Schuhbeck oder einen Balljungen bringen können, und es wäre nichts mehr passiert. (jbe)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Felix Magath

FC Kaiserslautern - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Das Bonmot des Spieltags stammt definitiv von Felix Magath. Der bekam zunächst von VW-Chef Martin Winterkorn das Vertrauen ausgesprochen: "Wir haben einen guten Trainer. Wir haben Vertrauen in den Trainer." Als Magath dennoch auf seinen Vertrag angesprochen wurde, sagte er: "Ich habe einen Vertrag, bei dem mich die Laufzeit interessiert: Das ist mein Ehevertrag! Bei allen anderen Verträgen ist mir die Laufzeit sowas von egal." Das führt unweigerlich zu der Frage, wie lange Magaths Ehevertrag noch läuft. Hinweise bitte an SZ.de! (jüsc)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Lukas Podolski

1. FC Koeln v Hertha BSC Berlin  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lukas Podolski soll Herthas Levan Kobiaschwili gewürgt haben. Schiedsrichter Guido Winkmann stellte ihn vom Platz. "Diese Meinung hat er exklusiv", sagte der Stürmer nach dem Spiel - und die Fernsehbilder geben ihm Recht. Geschubst hat er den Georgier, weil er partout keine Lust hatte, sich von ihm umarmen und bequatschen zu lassen. Von Würgen keine Spur. Man kann jetzt sagen, in so einem hektischen Abstiegsduell kann ein Schiedsrichtergespann schon mal den Überblick verlieren. Man kann aber auch fragen, warum so ein Spiel ausgerechnet ein Mann pfeift, der aus der Umgebung des Kölner Erzrivalen Borussia Mönchengladbach kommt. Und man kann sich vor allem fragen, was sich ausgerechnet Christian Lell dabei dachte, als er nach dem Spiel sagte: "Poldi ist ja bekannt dafür, dass er gern mal nachtritt. Das war link von Poldi. Ich hoffe, dass er das bald in den Griff bekommt." Es war die erste rote Karte für Podolski in der Bundesliga. (mane)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Ståle Solbakken

Cologne's coach Solbakken celebrates victory after their German Bundesliga soccer match against Berlin in Cologne

Quelle: REUTERS

Ståle Solbakken verbrachte einen ereignisreichen Samstag. Die Partie seiner Kölner gegen Hertha avancierte zu einer Art Adrenalin-Gipfel, schließlich ging es in diesem Abstiegsduell um sehr viel. Am Ende waren drei Spieler vom Platz geflogen und Solbakkens Team hatte knapp gewonnen. Für den Norweger Grund genug, zu einem bemerkenswerten Sprint in Richtung Fankurve anzusetzen. Kölns Coach rannte und brüllte sich den Frust aus dem Leib. Als später ein Reporter von ihm wissen wollte, ob er an seinen Herzschrittmacher gedacht hatte, antwortete der 43-Jährige lapidar: "Nein, nach neun Monaten Köln kann mich nichts mehr schocken." Und die Atmosphäre in diesem Spiel? "Das war Champions-League-Stimmung. Fantastischer als bei einem Rockkonzert." Sprachs und freute sich anschließend wohl insgeheim über die Trennung der Kölner von seinem Intimgegner Volker Finke. (jbe)

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Die Elf des Bundesliga-Spieltags:Volker Finke

Koeln entlaesst Finke wegen unterschiedlicher Auffassungen

Quelle: dapd

Am Ende war es wohl doch mehr ein Rausschmiss Volker Finkes als die Entscheidung, sich "einvernehmlich" und mit "sofortiger Wirkung zu trennen", wie es in einer Pressemitteilung des 1. FC Köln hieß. "Wir denken, dass wir durch diese Entscheidung Klarheit geschaffen haben, weil einiges verworren war", sagte Verwaltungsratschef Werner Wolf. Der Verein stellt sich damit hinter seinen Trainer Ståle Solbakken, der sich in den vergangenen Wochen zunehmend auch öffentliche Streitereien mit Finke geliefert hatte. Der verabschiedete sich nach nur 403 Tagen mit den Worten: "Ich bitte Sie zu respektieren, dass ich wie die drei Affen nichts hören, nichts sehen und nichts sagen werde." Nur konsequent, dass auf der Pressekonferenz Fragen an den ehemaligen Sportdirektor nicht zugelassen waren. (mane)

© SZ.de/jbe/jüsc/lala
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