DFB-Elf in der Einzelkritik:Marco und die Konfusen

Marco Reus bewirbt sich im Nachhinein für einen Startplatz im EM-Halbfinale, Marc-André ter Stegen hält einen Elfmeter gegen Messi und hübscht seine DFB-Bilanz trotzdem nicht auf, die Abwehrspieler purzeln durcheinander und Mario Götze schützt Fußball-Deutschland vor der Depression. Die DFB-Elf gegen Argentinien in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

DFB-Elf in der Einzelkritik

Ron-Robert Zieler

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(Foto: dapd)

Marco Reus bewirbt sich im Nachhinein für einen Startplatz im EM-Halbfinale, Marc-André ter Stegen hält einen Elfmeter gegen Messi und hübscht seine DFB-Bilanz trotzdem nicht auf, die Abwehrspieler purzeln durcheinander und Mario Götze schützt Fußball-Deutschland vor der Depression. Die DFB-Elf gegen Argentinien in der Einzelkritik. Aus Frankfurt von Thomas Hummel. Ron-Robert Zieler: Zweites Länderspiel, beim ersten bekam er am 11.11.11 in der Ukraine nicht elf, aber doch drei Gegentore. Diesmal beendete er die Partie zu null, und dennoch erheblich trauriger. Nach einer guten halben Stunde kam José Ernesto Sosa auf ihn zu, der Bundesliga bekannt als behäbiger, langsamer Profi des FC Bayern. In Frankfurt aber stellte sich ein dynamischer, schneller Sosa vor und so kam Zieler zu spät und traf Sosa mit der Hand am Fuß: Elfmeter und rote Karte für Zieler.

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Jerome Boateng

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(Foto: dapd)

Jérôme Boateng: Machte sich bei Lisa Müller unbeliebt, als er deren Mann Thomas aus fünf Metern den Ball in den Unterleib knallte. Wirkte auch sonst ein wenig desorientiert auf seiner rechten Abwehrseite gegen den seltsamerweise dynamischen Sosa. Rückte nach dem Ausscheiden von Mats Hummels in die Abwehrmitte. Wurde dort standfester, wenngleich der letzte Rest Verwirrtheit ihm nicht auszutreiben war.

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Mats Hummels

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Mats Hummels: Zeigte Stürmer Gonzalo Higuaín von Real Madrid, dass die Spieler von Borussia Dortmund nun in puncto "internationale Härte" voll mitmischen wollen. Zog im Zweikampf mit Higuaín keinen Millimeter zurück, traf den Argentinier mit dem Fuß am Kopf, purzelte selbst auf den Boden. Zunächst schien Hummels der Sieger zu sein, weil Higuaín einen dicken Turban als Kopfschmuck erhielt. Doch kurz darauf verließ Hummels den Platz: leichte Halswirbelverrenkung.

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Holger Badstuber

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(Foto: dapd)

Holger Badstuber: Ist beim FC Bayern drauf und dran, seinen Stammplatz zu verlieren. Wenngleich dem Innenverteidiger kein schlimmer Fehler unterlief, sammelte er in Frankfurt kaum Argumente für sich. Solide im Spielaufbau, doch vor allem in der zweiten Halbzeit mitunter überfordert, wenn Lionel Messi und Kollegen Tempo machten.

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Marcel Schmelzer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Marcel Schmelzer: Weil Philipp Lahm am Mittag die Geburt seines Kindes begleitete, kam der Linksverteidiger zu seinem siebten Länderspiel. Scheint sich an Mats Hummels ein Vorbild genommen zu haben: War merklich gewillt, den Dortmunder Nationalmannschafts-Komplex abzulegen. Verteidigte herzhaft und meist stark gegen Real-Mann Angél di María und nutzte dessen Lustlosigkeit in der Rückwärtsbewegung zu seinen formidablen Offensivsprints. War an mehreren Angriffen beteiligt, nach 42 Minuten fast am 1:0, doch Klose verpasste seine Hereingabe.

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Lars Bender

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(Foto: dapd)

Lars Bender: Hätte fast den Bayern-Block in der Nationalmannschaft verstärkt. Doch weil der Oberbayer nicht nach München darf (oder will?), kam eine Stunde vor dem Anpfiff die Meldung, dass der FC Bayern nun doch angeblich 40 Millionen Euro für Javi Martínez aus Bilbao zahlt. Verdeutlichte, warum der finanzstärkste deutsche Klub auch ihn gerne hätte, erkämpfte schlau und energisch Bälle von den Argentiniern, bekämpfte Messi meist wirkungsvoll. Nach vorne bisweilen aber zu hastig und ungenau. Konnte in der zweiten Halbzeit das Zentrum um Messi nicht mehr so gut abdecken, was seine Abwehr in arge Nöte brachte. 40 Millionen Euro ist Lars Bender noch nicht wert.

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Sami Khedira

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(Foto: dapd)

Sami Khedira: Beansprucht das Recht, nicht die Hymne mitsingen zu müssen. Tat es auch diesmal nicht, was auch sein gutes Recht ist. Beansprucht ferner eine Führungsrolle in der Nationalmannschaft, was nach der EM ebenfalls sein Recht ist. Nicht ganz so präsent wie in Lemberg und Danzig, doch auch diesmal das Herz der Mannschaft. Oft mit vorne im Strafraum, im Abschluss allerdings mehrfach schwach. Umso kurioser, dass er hinten eine Ecke unhaltbar zum 0:1 ins eigene Tor lenkte.

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Mesut Özil

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(Foto: dpa)

Mesut Özil: Es könnte fast der Eindruck entstehen, dass aus dem Gelsenkirchner Bolzplatzkäfig-König langsam ein Kämpfer wird. Vor allem, als die deutsche Mannschaft in Unterzahl spielte und in Rückstand geriet, forderte Mesut Özil überall Anspiele, verteidigte links hinten mit oder behauptete rechts vorne den Ball. Leitete bisweilen herrlich die deutschen Angriffe ein, doch der entscheidende Stoß wollte auch ihm nicht gelingen. Musste sich zunehmend Pausen nehmen, durfte nach 68 Minuten raus.

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Thomas Müller

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(Foto: dapd)

Thomas Müller: Lisa Müller dürfte beruhigt aufgeatmet haben, als ihr Mann nach Boatengs Plattschuss in den Unterleib bald wieder fidel umherlief. Thomas Müller revanchierte sich auch auf die gut oberbayerische Art - aber leider beim falschen. Bei seiner einzigen Torchance wuchtete er den Ball Mesut Özil an die Backe statt ins Tor. Fiel ansonsten wenig auf, musste nach der roten Karte für Torwart Zieler den Platz verlassen.

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Marco Reus

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(Foto: dpa)

Marco Reus: Erhielt als Erster den Applaus des Bundestrainers - bei der Verleihung des Pokals zum Fußballer des Jahres. Zeigte danach einiges: a) die Auszeichnung ist berechtigt; b) mit 17,4 Millionen Euro hat Borussia Dortmund nicht zu viel gezahlt; c) die Frage, warum er im Halbfinale gegen Italien nicht von Beginn an gespielt hat, verliert nicht an Wucht. Das Tempo des Marco Reus konnte kaum einer auf dem Platz mitgehen, weder die Argentinier (Lionel Messi war nicht in der Nähe) noch seine Mitspieler. So raunte zwar das ganze Stadion, wenn er den Ball hatte, doch die Angriffe wurden nicht vollendet.

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Miroslav Klose

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(Foto: dapd)

Miroslav Klose: Hatte von Bundestrainer Joachim Löw die Plakette angeheftet bekommen, noch bis in alle Ewigkeiten unter ihm weiterstürmen zu dürfen. "Ich sehe bei ihm keine Altersgrenze", hatte Löw gesagt. Wurde in Frankfurt von ganz vielen Zuschauern beneidet: Er durfte beim Wimpeltausch die Hand von Lionel Messi schütteln. Flitzte anschließend umher, als wollte er unbedingt die Worte Löws bewahrheiten. 34 Jahre? Niemals! Kombinierte fleißig mit den jüngeren Kollegen, verpasste kurz vor der Pause das 1:0 knapp. Als er drohte, müder zu werden, wechselte ihn Löw kurzerhand aus.

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Marc-Andre ter Stegen

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(Foto: dapd)

Marc-André ter Stegen: Noch unverhoffter als Ron-Robert Zieler kam der 20-jährige Gladbacher zu seinem zweiten Länderspiel. Beim ersten hatte er in der Schweiz fünf Gegentore bekommen, was ihn die EM-Teilnahme kostete. War seine Länderspiel-Geschichte bis dahin eine traurige, erhielt sie binnen 60 Sekunden eine Wendung ins Glorreiche: Als erste Tat hielt er einen Elfmeter von Lionel Messi. Beklagte aber auch diesmal drei Gegentore, davon eines aus 30 Metern. Wirklich toll ist seine DFB-Bilanz weiterhin nicht.

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Benedikt Höwedes

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(Foto: dpa)

Benedikt Höwedes: Kam früh auf den Platz für den verletzten Hummels. Wieder auf der Position des rechten Verteidigers, wo ihn schon die Schweizer schwindlig gespielt hatten. Der Verdacht erhärtete sich auch in diesem Spiel, dass der Schalker innen wohl stärker ist. Ging zweimal mit nach vorne, vertändelte diese Chancen aber fast schon stümperhaft. Als schon der Eindruck entstand, er sollte doch besser hinten bleiben, köpfte er wundervoll zum 1:3 ein.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Andre Schürrle

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(Foto: dapd)

André Schürrle: Enttäuscht, weil er nicht zum FC Chelsea wechseln durfte. Vermutlich enttäuscht, weil er wieder nicht von Beginn an spielen durfte in der Nationalmannschaft. Versuchte, mit Sprints neues Leben in die Mannschaft zu bringen. Vergeblich.

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Ilkay Gündogan

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(Foto: dpa)

Ilkay Gündogan: Verstärkte die Dortmund-Fraktion auf dem Platz. Mehr aber auch nicht.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Toni Kroos: An ihm wurde ja die Italien-Niederlage festgemacht. Er sollte die Anti-Pirlo-Taktik sein, was freudlos danebenging in Warschau. Die Aufgabe in Frankfurt war nicht minder freudlos: Einwechslung beim 0:2, bald stand es 0:3. Das konnte man diesmal aber wirklich nicht Toni Kroos zur Last legen.

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Mario Götze

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Götze: Kam auf den Platz nach dem 0:3. Verstärkte die Dortmunder Fraktion. Weil er herrlich das 1:3 vorbereitete, musste Fußball-Deutschland nicht völlig in Depression verfallen.

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