Die besten Wintersportler:Außerirdische aus der Goldberg-Straße

Viele Medaillen, viele Kuriositäten und auch viele Dopingfälle: sueddeutsche.de zeigt die 20 erfolgreichsten Winterolympioniken aller Zeiten, von Dählie über Pechstein bis Tichonow.

21 Bilder

björn dählie

Quelle: SZ

1 / 21

1. Björn Dählie (NOR, 8/4/0)

Was es heutzutage im Langlauf nicht alles gibt: Massenstartrennen und Kombinationswettbewerbe mit Skiwechsel, Sprints über 1,5 Kilometer und eine mehrtägige Veranstaltung namens Tour de Ski. Als Björn Dählie aktiv war, gab es all so etwas noch nicht, sondern war Langlaufen im Prinzip noch gleichbedeutend mit dem einsamen Gleiten durch den Wald. Und niemand verstand sich besser darauf, schnell durch den Wald zu gleiten als der Norweger Dählie: Neben seinen zahlreichen Olympia-Medaillen (acht Mal Gold, vier Mal Silber) sicherte er sich auch noch neun goldene, fünf silberne und drei bronzene Auszeichnungen bei Weltmeisterschaften. Heute hat Dählie seine eigene Skibekleidungsfirma und stellt extrem flotte Klamotten her.

Foto: Reuters

Ole Einar Björndalen;dpa

Quelle: SZ

2 / 21

2. Ole Einar Björndalen (NOR, 6/3/2)

Bei seiner deutschen Konkurrenz gilt er als "Außerirdischer" (Ricco Groß) oder als Athlet von "einem anderen Stern" (Bundestrainer Frank Ullrich), was so ziemlich auf das Gleiche hinaus läuft. Seit zwölf Jahren sammelt der mittlerweile tatsächlich in Osttirol auf unserer Erde trainierende Ole Einar Björndalen Medaillen bei den Olympischen Spielen. Seine erst goldene holte er 1998 in Nagano, weitere vier in Salt Lake City, nur aus Turin fuhr er ohne Titel nach Hause. Hinzu kommt mit 14 Gold-, zehn Silber und neun Bronzemedaillen eine schier unglaubliche WM-Bilanz. Sein Vorteil gegenüber Dählie: Björndalen ist noch aktiv und konnte mit der Staffel-Goldmedaille in Vancouver den Abstand zu seinem Landsmann verringern. Ob er bis Sotschi 2014 weiter macht?

Foto: dpa

Ljubow Iwanowna Jegorowa

Quelle: SZ

3 / 21

3. Ljubow Jegorowa (RUS, 6/3/0)

Die Karriere von Ljubow Iwanowna Jegorowa endete mit einem Skandal. Bei der Ski-WM 1997 ließ sie sich zunächst als Siegerin des Rennens über fünf Kilometer feiern - ehe sie fünf Tage später die Medaille zurückgeben musste. Doping-Kontrolleure hatten ihr die verbotene Substanz Bromantan nachgewiesen. Jegorowa wurde für zwei Jahre gesperrt, und ihre Hoffnung, die Olympia-Bilanz bei den Spielen von Nagano 1998 noch einmal zu verbessern, war dahin. Aber auch so war ihre Ausbeute enorm: 1992 in Albertville und 1994 in Lillehammer gewann sie insgesamt sechs Goldmedaillen, dazu erreichte sie noch drei Mal Platz eins bei Weltmeisterschaften.

Foto: Reuters

Lidija Skoblikowa

Quelle: SZ

4 / 21

4. Lidija Skoblikowa (UdSSR, 6/0/0)

In gewisser Weise darf sich Eisschnellläuferin Lidija Skoblikowa als erfolgreichste Athleten der Olympischen Winterspiele sehen. Denn die in der Liste vor ihr liegenden Dählie und Jegorowa hatten das Glück, in jener Zeit aktiv zu sein, als der Olympia-Kalender umgestellt wurde und sie innerhalb von zwei Jahren zwei Olympische Spiele bestritten (1992 Albertville, 1994 Lillehammer). Lidija Skoblikowa aber ging nur alle vier Jahre an den Start (von 1960 in Squaw Valley bis 1968 in Grenoble) und schaffte trotzdem sechs Goldmedaillen, von der 500- bis zur 3000-Meter-Distanz. Nach dem Ende ihrer Zeit als Sportlerin begann Skoblikowa eine akademische Karriere.

Foto: Allsport Hulton/Archive

Claudia Pechstein

Quelle: SZ

5 / 21

5. Claudia Pechstein (GER, 5/2/2)

Die Eischnellläuferin gewann bereits 1992 in Albertville ihre erste Medaille (Bronze). Es folgten acht weitere - darunter vier (dreimal Gold, einmal Silber) auf ihrer Lieblingsdistanz, den 5000 Metern. Allerdings wird die in Berlin geborene Sportlerin weniger wegen ihres Stehvermögens auf dem Eis in Erinnerung bleiben als wegen eines Verhandlungsmarathons, nachdem Pechstein am 7. Februar 2009 aufgrund von Indizien des Blutdopings überführt worden war. Doch alle Unschuldbeteuerungen halfen Pechstein nichts: Der Internationale Sportgerichtshof Cas bestätigte die zweijährige Sperre, die von der Internationalen Eislaufunion ISU am 3. Juli 2009 verhängt worden war. Die erfolgreichste deutsche Winterolympionikin wird ihre Serie in Vancouver nicht weiter ausbauen können.

Foto: dpa

larissa lasutina

Quelle: SZ

6 / 21

6. Larissa Lasutina (RUS, 5/1/1)

Wie die Karriere von Jegorowa endete auch die aktive Zeit von Larissa Lasutina mit einem Skandal: Auch sie wurde positiv auf Doping getestet. Nach einer langen Skilanglauf-Karriere, die mit einer Medaille bei der WM 1987 in Ramsau begann und in der sie fünf olympische Goldmedaillen gewann, fiel sie 2002 in Salt Lake City mit einer Epo-ähnlichen Substanz auf. Die Folge: Die gerade errungenen Gold- und Silbermedaillen wurden ihr wieder aberkannt, ohne den Dopingfund wäre Lasutina heute die erfolgreichste Langläuferin aller Zeiten.

Foto: AFP

Clas Thunberg

Quelle: SZ

7 / 21

6. Clas Thunberg (FIN, 5/1/1)

Wer heute Spitzensportler werden will, muss bereits in jungen Jahren anfangen, sich mit seiner Disziplin auseinanderzusetzen; von Tiger Woods beispielsweise ist überliefert, dass er im zarten Alter von zwei Jahren seine ersten Putts und Schwünge versuchte. Wie anders war das noch zu Zeiten des finnischen Eisschnellläufers Clas Thunberg. Der war bereits 18 Jahre alt, als er mit seiner Sportart begann - dafür übte er sie auch aus, bis er mit 42 seine Karriere beendete. In dieser Zeit sammelte er etliche Erfolge, darunter fünf Olympiasiege und fünf WM-Siege, außerdem stellte er vier Weltrekordbestzeiten auf.

Foto: Credit: IOC Olympic Museum /Allsport

Thomas Alsgaard

Quelle: SZ

8 / 21

8. Thomas Alsgaard (NOR, 5/1/0)

Thomas Alsgaard erkannte früh, dass er sich erst in den Olymp den Langlaufens aufschwingen konnte, "wenn der Björn abtritt". Aufmerksame Leser wissen natürlich, dass er Dählie meinte. Entsprechend überrascht war Alsgaard, als er bei seiner ersten Goldmedaille 1994 in Lillehammer Dählie fast eine Minute abnahm: "Ich verstehe das nicht, ich laufe doch normalerweise nicht so schnell." 2002 wiederholte er in Salt Lake City seinen Doppel-Olympiasieg von Nagano, nachdem Johann Mühlegg die Goldmedaille wegen Dopings aberkannt wirden war. In Nannestad wohnt Alsgaard übrigens sogar in derselben Straße wie Dählie, der "Catinka Guldbergs vei" (Goldberg-Straße). Unbestätigten Gerüchten zufolge ist noch immer Dählie meistens schneller, wenn es morgens darum geht, frische Brötchen zu holen.

Foto: AP

Bonnie Blair

Quelle: SZ

9 / 21

9. Bonnie Blair (USA, 5/1/0)

Einmal Gold über 500 Meter bei den Winterspielen in Calgary 1988, je zwei Mal Gold bei den Winterspielen in Albertville 1992 und in Lillehammer 1994 - kein amerikanischer Olympia-Teilnehmer hat mehr Erfolge aufzuweisen als Eisschnelläuferin Bonnie Blair. Oder um genau zu sein: kein amerikanischen Winterolympia-Teilnehmer hat mehr Erfolge aufzuweisen als Blair. Denn zu den 14 Goldmedaillen von Schwimmer Michael Phelps fehlt natürlich noch einiges.

Foto: ALLSPORT

Eric Heiden

Quelle: SZ

10 / 21

10. Eric Heiden (USA, 5/0/0)

Während alle bisher in dieser Liste notierten Sportler bei zwei oder mehr Olympischen Spielen an den Start gingen, genügte Eric Heiden die Teilnahme in einem einzigen Jahr, um auf seine Ausbeute von fünf Goldmedaillen zu komme. 1980 in Lake Placid gelang es dem Amerikaner als bisher einzigem Eisschnellläufer, von der 500-Meter-Sprintstrecke bis zur 10.000-Meter-Marathondistanz alle Wettbewerbe für sich zu entscheiden. Weil seine Schwester Beth, ebenfalls im Eisschnelllauf aktiv, noch eine Bronzemedaille gewann, offenbart ein Blick auf die Medaillenbilanz folgendes Kuriosum: Die Hälfte aller amerikanischen Medaillen der Spiele 1980 gewann die Familie Heiden.

Foto: dpa

Raissa Smetanina

Quelle: SZ

11 / 21

11. Raissa Smetanina (UdSSR/GUS, 4/5/1)

16 Jahre liegen zwischen der ersten und der letzten Goldmedaille von Raissa Smetanina, 1976 gewann sie in Innsbruck über die 10-Kilometer-Distanz und mit der Staffel, 1992 in Albertville im Alter von 40 Jahren noch einmal mit der Staffel, dazwischen lag ein Triumph 1980 in Lake Placid über fünf Kilometer. Sie war die erste Langläuferin, die bei Olympischen Spielen eine zweistellige Anzahl an Medaillen gewann.

Foto: AFP

Sixten Jernberg

Quelle: SZ

12 / 21

12. Sixten Jernberg (SWE, 4/2/2)

Der schwedische Langläufer Sixten Jernberg liebte die langen Distanzen, was er sowohl bei Olympischen Spielen als auch bei Weltmeisterschaften unter Beweis stellte. Über 30 Kilometer und 50 Kilometer siegte er zwischen 1956 und 1964 bei internationalen Großereignissen insgesamt sechs Mal, dazu noch zwei Mal mit der Staffel.

Foto: Getty

Ricco Groß

Quelle: SZ

13 / 21

13. Ricco Groß (GER, 4/3/1)

Bundestrainer Frank Ullrich nannte Gross einmal einen "Höhepunktläufer, wie es nur wenige gibt". Dabei lief es in seinen Jugendjahren Ende der Achtziger gar nicht gut, doch zufälligerweise ging die politische Wende mit einer persönlichen bei dem ostddeutschen Abiturienten einher. In den folgenden 16 Jahren holte er viermal Staffelgold bei Olympa (1992, 1994, 1998, 2006) und stellte sich auch sonst gerne in den Dienst der Kollegen: Seit 1999 war er als Mitglied des Athleten-Komitees im Weltverband IBU tätig. Heute ist der passionierte Golfspieler für die ARD als Experte aktiv.

Foto: dpa

Galina Kulakowa

Quelle: SZ

14 / 21

14. Galina Kulakowa (UdSSR, 4/2/2)

In den siebziger Jahren gab es im Wintersport im Allgemeinen und im sowjetischen Team im Speziellen noch nicht so viele Dopingfälle wie heutzutage; Galina Kulakowa aber gehörte zu den Athletinnen, die zu dieser Zeit wegen Dopings disqualifziert wurden. Bei Olympia 1976 war sie über fünf Kilometer Dritte geworden, hatte aber ein Nasenspray benutzt, das die verbotene Substanz Ephedrin enthielt. Dennoch durfte sie bei den weiteren Rennen dieser Spiele starten und gewann in der Staffel noch Gold. Ihre beste Zeit war 1976 bereits vorbei: 1972 bei Olympia in Sapporo und 1974 bei der WM in Falun hatte sie jeweils drei Mal Gold gewonnen.

Foto: AP

Kjetil-Andre Aamodt

Quelle: SZ

15 / 21

15. Kjetil-Andre Aamodt (NOR, 4/2/2)

Schon wieder ein Norweger: Dieses Mal ist es allerdings weder Langläufer noch Biathlet, weil sich Aaomodt den Chronisten zufolge bewusst gegen den Volkssport seiner Heimat entschied und Alpinskifahrer wurde. Dementsprechend war sein Vorbild auch nicht etwa Dählie, Björndalen oder Alsgaard, sondern der Schwede Ingemar Stenmark, den er mit vier Goldmedaillen zwischen 1992 und 2006 letztlich weit hinter sich gelassen hat. Eine Parallele zu Dählie gibt es allerdings: Im Januar 2008 stellte Aamodt seine eigene Kollektion eines japanischen Skibekleidungsherstellers vor.

Foto: Reuters

Sven Fischer

Quelle: SZ

16 / 21

16. Sven Fischer (GER, 4/2/2)

Der Biathlet Sven Fischer hat natürlich nicht nur acht olympischen Medaillen gesammmelt, darunter dreimal Gold mit der Staffel und einen Titel im Sprint (2006 in Turin). Er war unter anderem ein guter Leichtathlet in seinen Jugendjahren und später mit einer Stasi-Affäre konfrontiert, wurde von seinem Mannschaftskamerad Holger Schönthier 1995 in der Sport Bild des Dopings verdächtigt und wegen der verschwiegenen Stasi-Unterschrift von seinem Arbeitgeber, der Bundeswehr, fristlos entlassen. Er verbrachte viel Zeit in Norwegen, wurde von Norwegens Botschafter Björn Thor Godal für seine "gute Norwegen-Reklame" mit dem "Goldenen Lachs" ausgezeichnet und spendete die Prämie, tausend Kilo Lachs, Altenheimen in Norwegen und Deutschland. Lief immer ohne Handschuhe und dennoch hinein unter die Top Zwanzig der besten Olympioniken.

Foto: dpa

Ivar Ballangrud

Quelle: SZ

17 / 21

17. Ivar Ballangrud (NOR)

Unglaublich: Noch ein Norweger! Dieses Mal aber ist es weder ein Langläufer noch ein Biathlet noch ein alpiner Skirennläufer, sondern ein Eisschnelläufer. Ballangrud hatte seine beste Phase ungefähr während der letzten Eiszeit, also zwischen 1928 und 1936 um genau zu sein. In St. Moritz gewann er einmal Gold (5000 Meter), acht Jahre später in Garmisch-Partenkirchen holte er drei Titel (500, 5.000 und 10.000 Meter). Damals reichten zum Sieg über 5000 Meter 8:19,6 Minuten. 2006 in Turin lief der US-Amerikaner Chad Hedrick die gleiche Distanz in 6:14,28 Minuten.

Foto: Getty

Janica Kostelic

Quelle: SZ

18 / 21

18. Janica Kostelic (KRO, 4/2/0)

Erfolg ist offenbar doch planbar: Von ihrem Vater Ante Kostelic, einem ehemaligen Handballer, wurde Janicas Karriere von Kindheit an akribisch ausgetüftelt, was von Medien später immer wieder kritisch aufgegriffen wurde. Wie viel Spaß die junge Skifahrerin unter dem patriarchalischen Drill hatte, sei dahingestellt. Tatsächlich kämpfte sie sich nach mehreren schweren Knieverletzungen stets zurück. Lagen ihr zuerst vor allem die technischen Disziplinen, reüssierte sie später dann in der Abfahrt und gewann neben den Slalom und Riesenslalom auch zweimal die Kombination bei Olympia (2002, 2006) sowie zwemal Silber im Super-G. Ihre Wandel kommentierte sie dann mit Sätzen wie: "Wenn man hart trainiert, kann man auch Erfolg haben" oder "Ich habe geschaut, dass mein Hintern dicker wird". Janica Kostelić gab 2007 im Alter von nur 25 Jahren ihren Rücktritt vom Skisport bekannt.

Foto: AP

-

Quelle: SZ

19 / 21

19. Gunde Svan (SWE, 4/1/1)

Endlich mal wieder ein Schwede: Gunde Svan war vor dem Jahrzehnt der Dählies und Alsgaards der weltweit beste Langläufer und gewann je zweimal Gold in Sarajewo (15 Kilomter, Staffel) und Calgary (50 Kilometer, Staffel). Dabei hatte er 1988 in Calgary mit gehörigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und kam über die 15 und 30 Kilometer nur als 13. und Zehnter ins Ziel. Nach seiner Wintersportkarriere suchte Svan offenbar einen Kontrast zu dem eher ruhigen Langlauf-Sport und betätigte sich als Rallye-Fahrer und Moderator.

Foto: AFP

-

Quelle: SZ

20 / 21

19. Wang Meng (China, 4/1/1)

Sie ist nun die erfolgreichste Short-Tracklerin aller Zeiten: Die über 1000 Meter war bereits der vierte Olympiasieg der Chinesin Wang Meng. Einmal gewann sie Edelmetall in Turin, drei Mal in Vancouver.

Foto: AP

Alexander Tichonow

Quelle: SZ

21 / 21

21. Alexander Tichonow (UdSSR, 4/1/0)

Der aus Nowosibirsk in Sibirien stammende Biathlet Tichonow gewann bei den vier Olympischen Spielen von 1968 bis 1980 viermal Gold, jeweils mit der Staffel. Aus dem Kollektiv stach Tichonow erst später als umstrittener Präsident des russischen Biathlon-Verbandes hervor. 2007 wurde er für schuldig befunden, zu den Hintermännern eines Giftanschlags auf Aman Tulejew, den Gouverneur des sibirischen Verwaltungsbezirks Kemerow, zu gehören. Die dreijährige Gefängnisstrafe musste Tichonow aufgrund einer Amnestie allerdings nie absitzen.

Foto: Imago

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: