Süddeutsche Zeitung

DHB-Pokal:Aufregung schon in der zweiten Runde

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Im DHB-Pokal schrammt Aufsteiger HSV Hamburg gegen Berlin an einer Überraschung vorbei. Flensburg erlebt gegen Erlangen einen bitteren Abend.

Von Saskia Aleythe, München

Das innere Brodeln kann Johannes Bitter mittlerweile ganz gut aushalten. Der Torhüter des HSV Hamburg kennt das aus seiner Zeit bei der Nationalmannschaft: Wie immer wieder Spiele aus der Hand gegeben wurden in den letzten Minuten, und sich dann der Ärger über die verpassten Chancen in ihm aufstaute. Am Mittwochabend im DHB-Pokal gegen den Bundesliga-Konkurrenten Füchse Berlin arbeitete es wieder in ihm, doch das Brodeln ist ein anderes, wenn man nicht mit erfahrenen Auswahlspielern den Gegner beackert, sondern mit einer jungen Aufstiegsmannschaft knapp an einer kleinen Sensation vorbeischrammt. Also sagte Bitter auch: Dass er verdammt stolz sei.

28:29 stand auf der Anzeigetafel, die Berliner hüpften in ihren gelben Trikots durch die Hamburger Halle, es war über 60 Minuten eine enge Partie - und dem Gegner einige zittrige Momente zu bescheren, das muss man als Neuling erstmal hinbekommen. "Drei Minuten vor Schluss hätte ich nicht mehr damit gerechnet. Das war schon ein sehr, sehr glücklicher Sieg", sagte Nationalspieler Paul Drux, dem durch einen Abwehrfehler der Hamburger der entscheidende Treffer für die Füchse gelungen war. Die Berliner sind ja auch so eine Mannschaft, die in dieser Saison bisher Furore macht.

Zehn Minuten vor Schluss lag Berlin mit drei Toren hinten

Die zweite Runde im DHB-Pokal ist für gewöhnlich keine, die den Puls der Handballfans in unbekannte Höhen schnellen lässt, aber in dieser Bundesliga-Saison haben sich schon einige Überraschungen zugetragen - warum also nicht auch im Pokal? Nach 13 Minuten konnten sich die Füchse erstmals leicht absetzen (6:9). Doch anschließend scheiterten sie zu oft an Bitter, und der HSV zog mit vier Treffern in Serie davon. Nach 18 Minuten prägte ein verheerende Siebenmeter den weiteren Verlauf: Hamburgs Niklas Weller trat zum Wurf an - und zog den Ball von unten nach oben an die linke Gesichtshälfte von Füchse-Keeper Dejan Milosavljev. Der Serbe schaukelte noch Minuten später auf der Bank auf und ab, um sich vom Schmerz abzulenken, eine Schwellung am linken Auge breitete sich aus. Weller sah Rot, was die Hamburger schwächte, zur Halbzeit führte Berlin mit 14:17.

In der zweiten Halbzeit traf der russische Nationalspieler Azat Valiullin für Hamburg fast nach Belieben, an Bitter rauschte nahezu kein Ball mehr vorbei. Zehn Minuten vor Schluss lag Berlin mit drei Toren (26:23) hinten. Aber die Füchse, bei denen Milosavljev mit eingeschränkter Sicht ins Tor zurückkehrte, kämpften sich heran. 14 Sekunden vor der Schlusssirene traf Drux zum Endstand, den letzten Wurf der Hamburger hielt Milosavljev.

Flensburg befindet sich laut Trainer Machulla in einer "schweren Phase"

In der Liga treffen die Füchse am Sonntag auf den THW Kiel, der Rekordmeister ist wie die Berliner und der SC Magdeburg noch ungeschlagen. Im DHB-Pokal mussten die Kieler mit einem 38:26 (17:12) bei Zweitligist Aue weniger Aufwand betreiben, Österreichs Nationalspieler Nikola Bilyk warf acht Tore. In den weiteren Partien unterlag Zweitligist Bietigheim am Mittwoch Melsungen 28:30 (10:16), Hamm-Westfalen besiegte Großwallstadt 33:29 (15:15), Hüttenberg kassierte gegen Göppingen ein deutliches 26:40 (11:20). Nordhorn-Lingen kam gegen Balingen-Weilstetten zu einem 29:25 (12:11), Eisenach unterlag Wetzlar 25:29 (14:13).

Die Hamburger müssen am Sonntag zur SG Flensburg-Handewitt, die mit vielen verletzten Leistungsträgern hadert. In der Liga steht der Vizemeister mit 5:3 Punkten derzeit nur auf Rang sieben - und seit Mittwoch ist auch die Reise im DHB-Pokal beendet. Gegen Erlangen verlor das Team mit 26:29 (12:16). "Im Moment haben wir eine schwere Phase, die nicht einfacher wird, wenn wieder ein Spieler ausfällt", sagte Trainer Maik Machulla, "wenn das Selbstvertrauen nicht so groß ist, dann bist du auch nicht bereit, den letzten Risiko-Pass zu wagen und den letzten Schritt zu machen." Ob der nötig sein wird gegen Hamburg, das können sie nun mal bei den Berlinern erfragen.

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