Süddeutsche Zeitung

DFL-Präsidium:Gegen die Großklubs

Die kleineren Klubs sind im neuen DFL-Präsidium künftig besser vertreten - der BVB ist nicht mehr dabei. Spannend wird, ob die TV-Gelder nun gerechter verteilt werden.

Kommentar von Johannes Aumüller

Wenn in den vergangenen Jahren das neunköpfige Präsidium der Deutschen Fußball Liga zusammenkam, war das eine recht Großklub-geprägte Angelegenheit. Ein Abgesandter des FC Bayern München war dabei, einer von Borussia Dortmund und einer von Schalke 04. Und so stand als Option stets im Raum, dass diese drei Klubs mit den beiden Vertretern der Geschäftsführung im Präsidium schon zu einer Mehrheit kommen - und zu dritt allen anderen 33 Klubs aus erster und zweiter Liga, die sich in der DFL zusammengeschlossen haben, ihren Willen aufzwingen.

Wenn sich das Präsidium demnächst trifft, wird das etwas anders aussehen. Der FCB ist in dem Gremium noch vertreten, der BVB nicht mehr. S04 wiederum ist es in Person von Peter Peters zwar auch noch - aber selbst den königblauesten Schalke-Anhängern dürfte es aktuell schwerfallen, ihren Klub noch zu den wirklich Großen zu zählen.

Der Mittelbau und die kleineren Klubs sind besser vertreten als zuvor, und das ist, unabhängig von konkreten Personen, zu begrüßen. Denn so ist das Präsidium mit Blick auf die Interessen der 36 Profiklubs repräsentativer besetzt.

Bayern und Dortmund haben auch andernorts großen Einfluss

Diese Änderung ist insbesondere deswegen so wichtig, weil das Präsidium das Gremium ist, das über die Verteilung der so gigantisch sprudelnden TV-Einnahmen befindet (derzeit insgesamt zirka 1,5 Milliarden Euro pro Jahr). Da möchte jeder möglichst viel abbekommen, und die Klagen über die Schere zwischen den Top-Klubs und dem Rest der Liga sind schon lange sehr laut. Bei der Vermarktung der nationalen Rechte kamen die Besten zuletzt auf 60 bis 70 Millionen Euro, die schlechtesten Bundesligisten auf rund 30 Millionen. Noch gravierender ist es bei der immer wichtigeren Auslandsvermarktung: Da erhielten Bayern, Dortmund und Schalke zuletzt gemeinsam circa 40 Prozent der gesamten Einnahmen.

Es wird interessant sein zu sehen, wie das neue Präsidium dies angeht. Der Einfluss von Bayern und Dortmund - die sich sportlich und verbal um die Spitze duellieren, aber sportpolitisch und strategisch viele gemeinsame Interessen haben - speist sich nicht nur aus dem Platz im Präsidium, sie haben ja auch andernorts gewaltigen Einfluss. Zudem wird sich bald zeigen, dass diejenigen, die gerade noch den reduzierten Einfluss der Großklubs bejubeln, auch keine homogene Gruppe sind. Sondern vielfältige Interessen verfolgen - zwischen den Traditionsklubs, den ganz kleinen Vereinen und den schon größer gewordenen Kleinen.

Eines aber lässt sich jetzt schon vorhersagen: Die Verteilung der Fernsehgelder wird in jeder Konstellation die zentrale Kontroverse bleiben.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019/jki
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