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Deutsche Fußball Liga: Lizenzierung:Kampf den Schlupflöchern

Überraschungsmeister aus Dortmund, viele gesunde Klubs: Die Bundesliga steht weit besser da als die europäische Konkurrenz. Doch auch das DFL-System ist anfällig - wie der Sündenfall von 1860 München zeigt.

Klaus Ott

Das wird eine tolle Sause werden am Wochenende in Dortmund, wenn die Borussia die Meisterschaft feiert, erst im Stadion und dann auf den Straßen. Besser, als mit der gelb-schwarzen Freude über junge Borussen, die den Spaß am Spiel verkörpern, könnte die Saison nicht enden. Und sehr viel besser als jetzt könnte es dem deutschen Fußball kaum gehen. Nun gut, ein paar internationale Titel wären wieder mal schön. Aber sonst?

An Talenten, siehe Dortmund, ist kein Mangel; das Team von Nationaltrainer Joachim Löw zählt zu den Besten in der Welt, und die Liga gedeiht prächtig. Anders als in England, Spanien und Italien, wo die Meisterschaft jeweils zwischen zwei Städten entschieden wird und der Rest des Landes keine Chance mehr hat, ist der deutsche Titelkampf Jahr für Jahr spannend. Und in der Champions League hat die Liga den vierten Startplatz zurückerobert.

Die Erfolge haben auch damit zu tun, dass die Bundesliga seriöser wirtschaftet als die internationale Konkurrenz. Die im europäischen Vergleich sehr strenge Lizenzierung durch die Deutsche Fußball Liga (DFL), die den Profibetrieb organisiert, macht sich bezahlt.

Die Klubs sollen nachweisen, dass sie die jeweils nächste Saison finanziell überstehen, sonst droht der Ausschluss. Anderswo ist die halbe Liga pleite. Und dennoch: Das DFL-System weist weiterhin Schwachstellen auf, die es zu kitten gilt, soll der deutsche Fußball dauerhaft prosperieren.

In der ersten und der zweiten Liga dürfen die Klubs nach wie vor künftige Erlöse bereits in der Gegenwart verprassen, wie der exemplarische Fall des TSV 1860 München belegt. Die Sechziger sind diese Saison nur knapp der Pleite entronnen, und das ist längst nicht der einzige Sündenfall.

Zudem fehlen der DFL wichtige Kontroll-Instrumente, um die Vereine konsequent durchleuchten zu können. In die Geschäftsbücher der vielen Tochtergesellschaften der Profiklubs darf der Ligaverband erst gar nicht schauen. Dabei lassen sich genau dort wunderbar finanzielle Lasten verstecken.

Die DFL kann indes nur das tun, was ihr die eigenen Mitglieder, also die 36 Erst- und Zweitligisten, erlauben. Die müssten also, im eigenen Interesse, für strengere Auflagen und härtere Kontrollen sorgen. Sonst wird die Bundesliga noch vom europäischen Verband Uefa überholt, der allen Europacup-Teilnehmern ab 2013 ein finanzielles Fairplay vorschreibt.

Die Klubs sollen dann nur noch das ausgeben, was sie auch wirklich einnehmen. Da mag es Schlupflöcher geben, trotzdem muss die Liga reagieren. Sonst könnte sie einen ihrer wichtigsten Wettbewerbsvorteile verspielen: vergleichsweise gesunde Finanzen.

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Quelle:
SZ vom 11.05.2011/ebc
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