Hinter der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem seit Juli 2023 amtierenden Geschäftsführer-Duett Marc Lenz und Steffen Merkel liegt kein leichtes Debütjahr. Und es ist nicht zu erwarten, dass die nächste Spielzeit einfachere Aufgaben stellt, denn die gewichtigsten Probleme von gestern sind immer noch aktuell und hören nicht auf Sorgen zu machen – auch wenn die in der vorigen Saison erlittene Tennisball-Allergie bei den beiden 38-jährigen Funktionären allmählich abklingen dürfte.
Dass zum Protest gegen geplante Geldgeschäfte der Liga während der Punktspiele wochenlang Tennisbälle von den Rängen regneten, das mögen im hektischen Fußball-Termingeschäft viele schon vergessen haben. Doch die Wirkung der Kontroverse hält bis heute an. Nun will die DFL einen neuen Plan aufstellen, um Geld fürs internationale Wachstum der Ligen zu gewinnen. 700 Millionen bis eine Milliarde Euro braucht sie nach eigener Einschätzung, um die Bundesliga auf dem Globus besser sichtbar zu machen und das Auslandsgeschäft stabil zu stärken. Ein Generalinvestor als starker Partner kommt dafür nicht mehr in Frage. Der heftige Widerstand vor allem orthodoxer Stadionfans hatte dazu geführt, dass ein Klub nach dem anderen die Zusage für das Bündnis mit einem Finanzier aus der Kapitalbranche aufkündigte. Die Uneinigkeit im Plenum der 36 Profiklubs rief zu Beginn des Jahres prompt wieder Spekulationen über eine Spaltung innerhalb der beiden vereinten Ligen hervor. Auch die Zentralvermarktung, die dafür sorgt, das vom FC Bayern bis zur SV Elversberg alle miteinander die TV-Einnahmen teilen, schien in Frage gestellt zu werden.
Als sich die Szene im Frühjahr beruhigt hatte, mussten die DFL-Chefs den zweiten gravierenden Störfall verkraften: Bei der turnusmäßigen Versteigerung der nationalen Fernsehrechte, bisher üblicherweise ein diskret abgewickeltes Verfahren, kam es zum lautstarken Disput über den Verkauf des wichtigsten Rechtepakets und sogar zum Bruch mit einem der wichtigsten Medienpartner und Geldgeber der Bundesliga. Seitdem müssen Lenz und Merkel jedes Wort abwägen, wenn sie auf die Auseinandersetzung mit dem Streamingdienst Dazn angesprochen werden. Vorsichtshalber nehmen sie den Namen des Streitpartners gar nicht mehr in den Mund, wie es Merkel vormachte, als er an Lenz’ Seite am Donnerstagabend auf die kommende Saison blickte: Da der Dissens zwischen DFL und Dazn nun in den Händen eines Schiedsgerichtes liegt, verkündete Merkel, dass er erst mal gar nichts zu verkünden habe. „Besondere Vertraulichkeitsregeln“ seien zu beachten.

Fernsehrechte:Dazn beschuldigt die Bundesliga der Verleumdung
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Streaming-Anbieter streiten in aller Öffentlichkeit. Die gegenseitigen Vorwürfe sind heftig. Und die Vereine fürchten um das Fernsehgeld.
Das Thema handelt wahrlich nicht von einer Nebensache, es geht um eine wesentliche Finanzierungsquelle des Profifußballs. Doch die Klubs werden noch eine ganze Weile in Ungewissheit über den Ausgang bleiben. Mit dem Schiedsspruch rechnet Merkel zu einem „Zeitpunkt, den ich für vertretbar halte – im Idealfall bis zum Jahresende“. Das Wort „ideal“ ist dabei in relativem Zusammenhang zu sehen - solange das Gericht berät, ruht die Versteigerung der Fernsehrechte. Der aktuelle Vertrag mit den privaten und den öffentlich-rechtlichen Anstalten läuft zum Saisonende aus. Demnächst dürfte daher in den Klubs die Vokabel „Planungssicherheit“ an Bedeutung gewinnen.
Die Zuschauerzahlen der zweiten Liga nähern sich denen der ersten Liga an
Die DFL kann ihren 36 Gesellschaftern aber auch positive Botschaften bieten. Die Bundesliga hat sich im Vergleich der großen europäischen Ligen nicht nur sportlich behauptet – unter anderem in Gestalt der Europacup-Finalisten Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen -, sie kann ihre starke Stellung auch mit Zahlen dokumentieren. Mit 5,24 Milliarden Euro wurde ein Rekordumsatz erreicht, und nie hat der deutsche Profifußball seinem Publikum mehr Tickets verkauft als in der vorigen Saison, die Quote liegt bei 95 Prozent der verfügbaren Billetts. Durchschnittlich knapp 39 000 Zuschauer kamen hierzulande jeweils zu den Erstliga-Spielen, mehr als in England, Italien oder Spanien. In der zweiten Liga kamen knapp 29 000 Besucher pro Partie, man unterhalte „die mit Abstand attraktivste und werthaltigste zweite Liga in Europa“, sagte Lenz. Dass dies allerdings auf Kosten der Eliteliga geht, weil ein großer Traditionsklub nach dem anderen in die zweite Klasse abgewandert ist, kann der DFL weniger recht sein.
Die EM habe dem deutschen Fußball gutgetan, glauben die DFL-Manager. „Wir sehen ganz, ganz viele Punkte, wo wir positive Abstrahleffekte haben werden“, meint Lenz. Dass der deutsche Profifußball offenbar an Prestige gewonnen hat, äußert sich in der Entwicklung der ausländischen TV-Vermarktung. Besonders das Business in den USA, dem lukrativsten aller Medienmärkte, wächst. Insgesamt geht die Umsatzkurve konstant aufwärts: 214 Millionen Euro sammelt die DFL in der nächsten Saison weltweit ein. Von der Premier League, die eine Milliarde mehr erwirtschaftet, ist man gleichwohl weit entfernt.