Süddeutsche Zeitung

DFB-Trainingslager:Der kleine Beitrag der U20-Nationalelf

  • Als Sparringspartner für die Nationalelf soll die deutsche U 20 nicht nur die WM-Tauglichkeit von Torwart Manuel Neuer testen.
  • Sie simuliert auch die Spielweise der ersten DFB-Gegner Mexiko und Schweden.
  • U-20-Trainer Frank Kramer sagt: "So wollen wir einen ganz kleinen Teil dazu beitragen, dass die Mannschaft bei der WM erfolgreich ist."

Von Benedikt Warmbrunn, Eppan

Seinem Auftrag wollte Johannes Eggestein unbedingt gerecht werden, es war ja ein Auftrag im Namen der gesamten Fußballnation. Als sich ihm also die Möglichkeit bot, in der aktuell meistdiskutierten Frage der Fußballnation zusätzliches Wissen zu beschaffen, zögerte er nicht. Er wusste, dass von seiner Aktion vielleicht die wichtigste Entscheidung dieses Trainingslagers der deutschen Nationalmannschaft abhängen könnte. Also schoss er den Ball auf das Tor, in dem Manuel Neuer stand, der Mann, der nach acht Monaten im verletzungsbedingten Wartestand in diesen Tagen nachweisen soll, dass er fit genug ist für die WM.

Wie würde Neuer also nach seinen drei Mittelfußbrüchen abspringen? Wie würde er aufkommen? Wie ist sein Gespür für den Moment? Das waren die Fragen, die den Schuss von Johannes Eggestein, 20, am Montagabend begleiteten.

Der Schuss, berichtete Eggestein am Dienstag mit Bedauern, ging allerdings leider rechts am Tor vorbei, Neuer musste nicht eingreifen. Dennoch konnte der Juniorennationalstürmer der Fußballnation ein paar Erkenntnisse mitteilen.

"Wir wollen einen ganz kleinen Teil dazu beitragen"

Wie schon bei den vergangenen Turnieren dient die U 20 auch in diesem Trainingslager der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw als Sparringspartner; am Montag wurden zweimal 30 Minuten gespielt, an diesem Mittwochvormittag folgte eine weitere Einheit. Offiziell geht es in den Partien darum, dass "wir mit bestimmten Verhaltensweisen bestimmte Lösungen erzwingen, damit die Mannschaft ein Gefühl für diese Situationen entwickeln kann", sagt U 20-Nationaltrainer Frank Kramer: "So wollen wir einen ganz kleinen Teil dazu beitragen, dass die Mannschaft bei der WM erfolgreich ist." Seine Spieler konzentrierten sich vor allem darauf, mal früh den Spielaufbau zu stören und sich dann wieder vor das eigene Tor zurückzuziehen. Ähnliche Verteidigungsmuster haben sie beim DFB bei den Vorrundengegnern Mexiko (aggressives Attackieren) und Schweden (zurückgezogen) beobachtet. "In beiden Varianten", berichtete Eggestein, "haben sie Lösungsansätze gehabt."

Inoffiziell haben diese Testspiele im Trainingslager 2018 allerdings noch einen zusätzlich Zweck: den, Neuers Turniertauglichkeit zu überprüfen: "Es ist so, dass Manuel diese Spiele braucht nach seiner langen Verletzung", sagte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, "sie sollen helfen, dass er die Sicherheit bekommt, um hundertprozentig im Spielbetrieb zu sein." In den ersten 30 Minuten am Dienstag spielte Marc-André ter Stegen, in der zweiten halben Stunde Neuer, wie alle wichtigen Einheiten in Eppan fand dieser Test unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die A-Nationalmannschaft gewann 7:1, Neuer blieb ohne Gegentor. Am Mittwoch wurde Neuer dann zweimal bezwungen, allerdings von Thomas Müller und Julian Draxler, weil er im Tor des DFB-Nachwuchses stand (die A-Elf siegte 2:0). "Ich habe im Moment keine Bedenken", sagte Köpke mit Blick auf die Testpartie gegen Österreich: "Im Moment spricht nichts dagegen, dass Manu am Samstag spielt."

U 20-Außenstürmer Marco Richter berichtete noch, dass die Junioren "nicht so oft" vor Neuers Tor gekommen seien, dass sie ihn aber "ab und zu" angelaufen seien. In einen Zweikampf wurde Neuer nicht verwickelt, fügte Eggestein hinzu, einmal musste er nach einem Eckball eine Flanke abfangen. Er sprang ab, fing den Ball, landete, alles ohne Probleme. Es war eine unscheinbare Information, aber vielleicht war auch sie ein kleiner und doch entscheidender Teil für eine erfolgreiche WM.

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SZ vom 30.05.2018/ebc
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