EM-Trainingslager der Nationalelf:Sonderapplaus für Meister und Talente

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Die Leverkusener Doublesieger sind da, auch Robert Andrich (links) und Jonathan Tah. (Foto: dpa)

Bundespräsident Steinmeier besucht das DFB-Camp in Blankenhain, auch die Leverkusener Doublesieger sind inzwischen da – und die beiden viel gelobten Gastspieler Gruda und Reitz schaut sich der Bundestrainer noch etwas länger an.

Von Philipp Selldorf, Blankenhain

Früher kamen zu dieser Zeit immer die FC-Bayern-Spieler ins Trainingsquartier der Nationalmannschaft, Siegerlächeln im Gesicht, frisch dekoriert mit Meisterlorbeer und Pokalehren. Aber diesmal waren es die Bayern-Profis, die Spalier für die Spieler des neuen deutschen Champions standen: Bayer Leverkusens Doublegewinner Jonathan Tah, Robert Andrich und Florian Wirtz trafen nach verdientem Sonderurlaub am Mittwochabend im Golfhotel im thüringischen Blankenhain ein – zeitig genug, um den traditionellen Grillabend zu erleben und anderntags vor der Abreise nach Herzogenaurach ins ständige DFB-Turniercamp die Trainingsarbeit aufzunehmen. Zu spät allerdings, um in den Genuss des protokollarischen Höhepunkts zu kommen und den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu treffen.

Dieser war nachmittags mit einer stattlichen Karawane von Begleitfahrzeugen auf den kurvigen Wegen ans Ziel gelangt, die sich durchs waldreiche Weimarer Land schlängeln. Die Leute im Nachbarort Bad Berka staunten ehrfurchtsvoll, als sich die Kolonne mit Motorräder-Vorhut und allerlei Blaulicht Platz verschaffte. Am Hotel angekommen, gab es eine Umarmung mit Sportchef Rudi Völler und dem Präsidentenkollegen vom DFB, Bernd Neuendorf. „Mein Eindruck ist, der Ehrgeiz ist riesengroß“, sagte Steinmeier und wünschte gutes Gelingen und ein Wiedersehen am 14. Juli, dem Tag des EM-Endspiels.

Der Mainzer Gruda schon mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht

Außer dem Bundespräsidenten wurde am Mittwoch auch ein Mitspieler mit Sonderapplaus geehrt. Rocco Reitz beging in Blankenhain seinen 22. Geburtstag, und vermutlich betrachtet es Borussia Mönchengladbachs Mittelfeldspieler als besonderes Geschenk, dass der Bundestrainer Julian Nagelsmann ihm ebenso wie dem Mainzer Brajan Gruda die Verlängerung des Gastspielerstatus bescherte.

Die beiden U-21-Nationalspieler, ursprünglich dazu vorgesehen, auf der ersten Etappe der EM-Vorbereitung die lückenhaften Reihen zu füllen, reisen am Freitag mit ins Frankenland – übrigens ohne Blaulicht mit dem Zug - und bleiben auch in der zweiten Woche dabei. Sicher nicht nur aus Gefälligkeit. Julian Nagelsmann hält sich die Option offen, im Falle einer Verletzung in seinem EM-Kader reagieren zu können. Über den 19-jährigen Offensivspieler Gruda reden etablierte Mitspieler wie Thomas Müller bereits in hohen Tönen: „Wenn man ihn beobachtet, sieht man, dass er etwas Besonderes hat“.

Selbstredend wird der Mainzer Gruda schon mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht, vor solchen Verdächtigungen sind auch andere Nationalspieler nicht sicher. Es trifft auch Chris Führich vom VfB Stuttgart und den Verteidiger Tah aus Leverkusen. Während Tah entsprechenden Befragungen mit Antworten von steinmeierscher Diplomatie aus dem Weg geht, bewies Klubkollege Andrich, dass er nicht umsonst „für eine grobe und härtere Spielweise steht“, wie er das selbst einschätzt. Befragt nach seinen Präferenzen für das Champions-League-Finale hob er zwar zunächst hervor, auf beiden Seiten stünden jeweils zwei Nationalspieler, aber Parteilosigkeit wollte er dann doch nicht gelten lassen: „Klar kann man sagen, als Deutscher ist man für die deutsche Mannschaft. Ich glaube, dass es ein sehr enges Spiel wird. Und am Ende bin ich trotzdem für Real.“ Sein designierter Mittelfeldpartner Toni Kroos wird es zu schätzen wissen. Kroos & Co stehen nächste Woche in Herzogenaurach ins Haus.

 

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