Stützpunkttrainer beim DFB:Seit 22 Jahren keine Lohnerhöhung

Stützpunkttrainer beim DFB: 1300 Trainer arbeiten in der Nachwuchsförderung freiberuflich für den DFB - wie hier am Stützpunkt in Groß-Umstadt.

1300 Trainer arbeiten in der Nachwuchsförderung freiberuflich für den DFB - wie hier am Stützpunkt in Groß-Umstadt.

(Foto: Joaquim Ferreira/HMB-Media/Imago)

1300 Trainer arbeiten an den Stützpunkten des DFB vom ersten Tag an für das gleiche Honorar. Eine Petition für einen Ausgleich von Inflation und Mehraufwand lässt der Verband unbeantwortet - er setzt auf die Eigenmotivation der Talentförderer.

Von Christoph Leischwitz

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bezahlt seinen 1300 Stützpunkttrainern seit 22 Jahren das gleiche Honorar - und der Verband plant nicht, dieses anzuheben. Seit dem Jahr 2000 bekommen die ehrenamtlichen Mitarbeiter für ihren Beitrag zur Nachwuchsförderung bundesweit eine Aufwandsentschädigung von 307 Euro pro Monat. Auf SZ-Nachfrage heißt es von Seiten des DFB: "Ganz allgemein drückt sich Wertschätzung aus unserer Sicht nicht nur finanziell aus."

Fehlende Wertschätzung hatte jedoch eine Gruppe von Stützpunkttrainern angemahnt, auf ein entsprechendes Schreiben aus dem vergangenen April haben sie bis heute keine Antwort vom DFB erhalten. Damals hatten alle 20 Stützpunkttrainer aus dem Saarland den Verband geschlossen um eine "zeitgemäße Anpassung" des Honorars gebeten: "In keinem uns bekannten Beschäftigungsverhältnis wäre eine solche jahrzehntelange Lohnstagnation denkbar", heißt es in der Petition mit den 20 Unterschriften, "ständig steigende Lebenshaltungskosten, Kosten für Treibstoff (...) lassen unser Honorar de facto jährlich schrumpfen." Die Frage, ob eine Anhebung der Honorare geplant sei, beantwortet der DFB auf direkte Nachfrage weiterhin nicht.

In der Theorie umfasst die Arbeit eines DFB-Stützpunkttrainers in etwa sechs Wochenarbeitsstunden. Zu den Aufgaben gehören die Leitung je eines Trainings pro Woche am Stützpunkt - und die Sichtung, also die Beobachtung talentierter Kinder und Jugendlicher im normalen Spielbetrieb. Die saarländischen Stützpunkttrainer hatten in ihrem Schreiben keine konkreten Beträge genannt, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man schlicht mehr Geld verdienen wolle.

"Mich enttäuscht am allermeisten, dass wir keine Reaktion auf unsere Petition bekommen haben", sagt Rudolf Klaus, ein Mitinitiator des Vorstoßes. Der 64-Jährige ist seit 14 Jahren Stützpunkttrainer und weist darauf hin, dass sich nicht nur die Nebenkosten erhöht hätten, sondern auch der Arbeitsaufwand. Hinzugekommen ist nämlich die Dokumentation der Trainingsarbeit in einer Datenbank, dort werden auch Leistungsdaten der jungen Fußballer eingespeist. Der DFB gibt gegenüber der SZ an, stets "ein offenes Ohr für Bedürfnisse und Wünsche" zu haben, "generell für alle Seiten". Klaus hingegen sagt zur Bitte um Honoraranhebung: "Mein Eindruck ist, dass man das aussitzt."

Die Krux für den DFB: Schon eine geringe Anhebung der Honorare würde einen Zusatzaufwand in Millionenhöhe bedeuten

Nicht unbedingt im Saarland, aber in einem Flächenstaat wie Bayern kommt noch ein weiteres Problem hinzu: die weiten Fahrten. Oliver Eckl zum Beispiel ist Stützpunkttrainer in der Oberpfalz, er hat für Sichtungen ein Einzugsgebiet, das zwischen Wernberg und Burglengenfeld liegt, dazwischen liegen fast 50 Kilometer. "Ich komme im Monat schon locker auf eine Tankfüllung", sagt Eckl, in der Praxis käme er zudem in Wahrheit auf rund zehn Wochenarbeitsstunden - auch deshalb, weil der Austausch mit Vereinstrainern immer intensiver werde.

Der DFB weist darauf hin, dass für die als freiberuflich ausgelegte Tätigkeit der Stützpunkttrainer kein Mindestlohn anfällt - dieser wäre für die Trainer ab Oktober, wenn der Mindestlohn in Deutschland auf zwölf Euro erhöht wird, bereits bei ziemlich genau sechs Wochenarbeitsstunden erreicht. Dennoch hat der DFB offenbar keine Sorge, dass die besten Stützpunkttrainer zu anderen Jobs abwandern könnten, wo mittlerweile der Mindestlohn bezahlt werden muss - zum Beispiel in Nachwuchsleistungszentren der Profivereine. Der DFB glaubt an den Idealismus und an den hohen inneren Antrieb der Stützpunkttrainer: "Unseres Erachtens kann man sich mit höchstem Einsatz intrinsisch motiviert engagieren, ohne dass die primäre Motivation dafür eine besondere Vergütung sein muss", heißt es.

Der Glaube an die Motivation der Trainer scheint so hoch zu sein, dass man nicht einmal eine inflationsangepasste Erhöhung des Honorars als nötig erachtet. Als der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf im vergangenen März gewählt wurde, versprach er eine Stärkung des Ehrenamts. Doch offensichtlich befindet sich der größte nationale Sport-Fachverband der Welt dabei in einer Zwickmühle: Bereits eine Anhebung für die 1300 Stützpunkttrainer, die nur den erhöhten Arbeitsaufwand und die steigenden Nebenkosten ausgliche, würde für den DFB einen jährlichen Mehraufwand in Millionenhöhe bedeuten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: