DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Krøøs und die zehn Elche

Mats Hummels ist eher Reh als Hirsch, Benedikt Höwedes der Ochse im Rudel, nur Mario Götze lahmt. Die Nationalelf in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp und Christof Kneer, Oslo

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Manuel Neuer

Norway - Germany

Quelle: Federico Gambarini/dpa

Durfte in Norwegen seinen ganz besonderen Elchtest bestreiten: Ist ja nun qua Binde der Stammesälteste. Geriet kurz vor der Pause in Schräglage, aber das war keine Panne, sondern ein Qualitätsmerkmal. Er zeigte mitten in Skandinavien den algerischen Neuer: Rettete auf Höhe der Außenlinie.

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Joshua Kimmich

-

Quelle: AFP

Ist der Stammesjüngste, weshalb er wohl erst im Jahr 2028 Capitano wird. Begann sein erstes WM-Quali-Spiel mit einer Kerze Richtung Holmenkollen. Probierte es mit forschen Läufen über rechts, fehlte dann aber hinten, was ein paarmal zu Schwierigkeiten führte, ein paarmal aber auch nicht. Hatte als strebsamer Eliteschüler bei den Debatten der vergangenen Tage gut zugehört: Bemühte sich, schnell und direkt in den Strafraum zu spielen - oder zu rennen, wie beim 2:0 kurz vor der Pause.

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Benedikt Höwedes

Norway - Germany

Quelle: dpa

Ersetzte den Oberhirsch Boateng, den es noch ein wenig am Geläuf zwickt. Prüfte mit seinen Hufen gleich mal den norwegischen Keeper Jarstein. Einst Teil der legendären WM-Ochsenabwehr, diesmal ein solider Elch. Nach vorne aber naturgemäß etwas schwerhufig.

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Mats Hummels

-

Quelle: AFP

War schon beim BVB Kapitän, kennt deshalb die Rechte und Pflichten eines echten Platzhirsches. Führte sich aber mit einer Daddelei ein, für die ihn der Norweger King fast gehörnt hätte. Haute sich wie gewohnt mit bemerkenswerter Leidenschaft in die Zweikämpfe, manche hatte er aber auch selbst provoziert, weil er mitunter ein bisschen windschief im Raum stand. Verbrachte insgesamt einen eher fahrigen Abend. War diesmal eher Reh als Hirsch.

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Jonas Hector

Norway - Germany

Quelle: dpa

Einziger echter Geißbock unter lauter Rentieren, aber natürlich unersetzlich - denn Linksverteidiger kann sich kein Bundestrainer schnitzen. Tauchte diesmal als halber Linksaußen auf, feuerte ein paar Flitzeflanken aus dem Lauf ab und mühte sich in der Rückwärtsbewegung. Taktisch solide wie ein echter Nordmann.

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Toni Kroos

Norway - Germany

Quelle: dpa

Lernte das Fußballspielen zwischen Süd-Skagerrak und deutscher Ostseeküste und gilt damit als halber Norweger. Mühte sich um Ordnung im eigenen Rudel, garnierte jede Ballannahme mit einem Telemark - wirkte manchmal aber etwas zu gemächlich. Würde man ihn Norwegisch aussprechen, hieße er Krøøs. Verlebte einen wie immer sehr souveränen, aber wie gelegentlich halt auch etwas unterkühlten Abend im Norwegerpulli.

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Sami Khedira

Norway v Germany - 2018 FIFA World Cup Qualifier

Quelle: Alex Grimm/Getty Images

Besitzt eine Fähigkeit, die viele Autos von Mercedes damals beim Elchtest nicht hatten: Behält auch in Kurvenlage stets die Kontrolle. War gegen die robusten Norweger im Zentrum als Prellbock gefragt, was zu einigen Kollisionen führte. Riss noch mehr Kilometer runter als der alte Bjørndalen, verhedderte sich am Schießstand aber manchmal im dichten Verkehr. Machte sich beim Publikum mehrfach mit kleinen Zupfern unbeliebt. Zog sein Ding aber unbeirrt durch und entdeckte beim 3:0 sogar noch eine neue Vorliebe fürs Flanken.

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Thomas Müller

Norway - Germany

Quelle: dpa

Stammt aus Pähl am Ammersee, dem Skagerrak des bayerischen Oberlandes. Warf sich in die tosende See dieses Spiels und haute ein paar Kanonenflanken vors Tor. Erlebte dann aber das, was die Norweger "tunnelen" nennen: Bekam sauber den Ball durch die Beine gespielt. Wurde danach zum Rumpelstilzchen. Seine Sorgen waren jedoch unbegründet: Beendete mit einem Gurkerltor vom Allerfeinsten stilecht seine Torflaute beim DFB. Rochierte viel, spielte links wie rechts und war häufiger im Strafraum als bei jenen Spielen, in denen er Mittelstürmer spielen muss. Traf zum 3:0 wie einer, der nie eine Torflaute hatte.

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Julian Draxler

Norway - Germany

Quelle: dpa

Fühlt sich dieser Tage genötigt, in der Tundra am Mittellandkanal (Wolfsburg) zu verøden. Freute sich deshalb ganz besonders über den Ausflug an den Oslofjord. Auch er verbrachte dem neuen Auftrag gemäß viel Zeit im und um den Strafraum herum, als liege dort sein Jagdrevier. Fand aber zu selten echte Beute.

10 / 12

Mesut Özil

Norway - Germany

Quelle: dpa

Vom Stadionsprecher fachgerecht als Øzil vorgestellt und auch sonst voller Anerkennung empfangen, denn viele Norweger sind Arsenal-Fans. Hatte erkennbar den Auftrag zum Steilspielen bekommen, sein Weg führte ihn fast immer schnurstracks nach vorne. An ihm zeigte sich am deutlichsten jenes Oberthema, das Joachim Löw für den neuen Qualifikationszyklus ausgegeben hat: Nicht quer spielen, nicht zaubern, keinen Haken zu viel. Die neue Stilvorgabe tat Özils Spiel sehr gut.

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Mario Götze

Norway - Germany

Quelle: Federico Gambarini/dpa

Könnte mit seinen Dribblings auf jedem Hurtigruten-Dampfer im Abendprogramm auftreten, aber erstaunlicherweise profitierte ausgerechnet der zentrale Offensivspieler am wenigstens von der neuen Strafraumfixierung der Mannschaft. Er spielte trotzdem weiter wie der Alleinunterhalter auf dem Kreuzfahrtschiff: Zeigte Übersteiger, Wackler, Loopings, aber irgendwie kannte man dieses Programm schon.

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Julian Brandt

Norway - Germany

Quelle: dpa

Bei seiner Einwechslung tauchte auf der Stadionleinwand plötzlich der Name "Schweinsteiger" auf. Auch blød. Grund: Brandt trägt ab sofort Schweinsteigers heilige 7. Ließ immerhin noch einen schweinsteigeresken Weitschuss los.

© Sz.de/schm
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