DFB-Test in Dänemark:Nach Löws Plan

Eine Notmannschaft des Bundestrainers verspielt beim munteren 2:2 in Dänemark eine 2:0-Führung. Immerhin beweist Stürmer Mario Gomez, dass man ihn nur vernünftig anspielen muss, damit er trifft.

Es hat kein Public Viewing gegeben in Deutschland am Mittwochabend, auch von der Errichtung von Fanmeilen war nichts bekannt. Es gab aber ein Fußball-Länderspiel mit der deutschen Nationalelf, aber selbst den leidenschaftlichsten Anhängern ist inzwischen aufgefallen, dass die WM zu Ende ist. Ein historisches Spiel war es dennoch: Es handelte sich bei der unglücklich terminierten Testpartie in Kopenhagen um das wohl meist beschimpfte Länderspiel in der DFB-Geschichte.

Dänemark - Deutschland

Freude nach dem 1:0: Passgeber Thomas Hitzsperger (l.) und Torschütze Mario Gomez.

(Foto: dpa)

Die Bundesliga war über dieses arme Spiel hergefallen, das sich im Gegenzug tapfer bemühte, die Kritiker wenigstens ein bisschen zufriedenzustellen. Nach einer unterhaltsamen, aus deutscher Sicht etwas zu unterhaltsamen zweiten Hälfte endete die Partie in Dänemark 2:2 - nachdem die DFB-Elf 2:0 in Führung gelegen hatte.

Die deutsche Elf schlug sich wacker, verdarb sich den Abend am Ende aber mit ein paar leichtfertigen Aktionen selbst. "Für eine Elf, die so nie wieder zusammenspielen wird, war's ganz okay", sagte Mario Gomez. Ähnlich urteilte Bundestrainer Joachim Löw: "In dieser Konstellation war das sehr zufriedenstellend, mehr konnte man nicht erwarten."

Am Tag vor dem Spiel hatte der Sportlehrer Löw eine kleine Ansprache an seine Auserwählten gehalten und ihnen nochmal jenen Spielstil eingeschärft, mit dem seine WM-Elf die Weltöffentlichkeit überrascht hatte. Es stand natürlich kein Müller auf dem Platz, kein Özil und kein Lahm, auch kein Schweinsteiger, nicht mal ein Arne Friedrich, aber die Hilfself um Kroos, Gentner und Hitzlsperger bemühte sich, nach Löws Plan zu spielen. Sie ließ den Ball gelegentlich ganz nett laufen - was zunächst auch den Gastgebern zu verdanken war, die nach munterer Anfangsphase so spielten, als seien sie sich der grundsätzlichen Belanglosigkeit der Partie bewusst.

Dennoch hätten die Dänen führen können, denn in den ersten zehn Minuten hatte Morten Olsens Elf gezeigt, wozu sie fähig ist: Nach sieben Minuten kam Agger frei zum Kopfball, was immerhin dem WM-Reservisten Tim Wiese die Möglichkeit gab, per Kleinparade seine Verlässlichkeit unter Beweis zu stellen. Den Freistoß von Eriksen, der zwei Minuten später nur knapp über die Latte zischte, hätte er aber auch nicht gehalten.

Fehler Tasci, Fehler Wiese

Das gefiel Löw nicht, ansonsten dürfte er mit der Zusammenstellung seiner Mannschaft recht zufrieden gewesen sein. Es war eine Elf, die auf der Lehre des VfB Stuttgart basierte, der heimlichen Lieblingself des früheren VfB-Trainers Löw. In Beck, Tasci, Gentner, Hitzlsperger, Träsch und Gomez standen sechs aktuelle oder ehemalige VfB-Profis in der ersten Elf.

Es war also schon rein rechnerisch kein großes Wunder, dass das DFB-Führungstor (19.) made in Stuttgart war. Es war ein Tor, das an alte Zeiten erinnerte: Hitzlsperger spielte den Ball in die Gasse wie früher beim VfB, aus der Gasse startete Gomez, wie früher beim VfB - und er traf souverän, auch wie früher beim VfB. Gomez wird dieses Tor als Beweis für seine beiden zentralen Thesen nehmen: dass er - erstens - kein Einwechselspieler ist. Und dass er - zweitens - nur vernünftig angespielt werden muss, um zu treffen.

Aus der Zentrale bezog das deutsche Spiel in dieser Phase seine Stabilität, dank Hitzlsperger, aber vor allem dank Christian Gentner, der andeutete, dass er in Stuttgart ein guter Khedira-Nachfolger werden kann. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass die Dänen in der zweiten Hälfte wie eine Heimelf auftraten: forsch, offensiv und mit guten Chancen, die nur dank des Torpfostens (Agger, 60.) und Torwart Wiese (Fußabwehr gegen Eriksen, 61.) keinen zählbaren Schaden anrichteten.

Nun ging es hin und her, die Partie gab sich wirklich Mühe, ihre Kritiker zu unterhalten, auch wenn die Kritiker anmerken werden, dass die Chancen vor allem zunehmender beidseitiger Müdigkeit entsprangen. Helmes nutzte eine der Chancen nach Gentner-Pass zum 2:0, im Gegenzug verkürzte Rommedahl nach Tasci-Fehlpass. So ging's weiter, Gomez und Helmes hatten ein paar Chancen, die Dänen auch, und eine davon nutzten sie: Junker schob einen Abpraller des ansonsten guten Wiese ins Tor (87.). Und die Kritiker werden jetzt wahrscheinlich sagen, dass es ja kein Wunder ist, dass den Deutschen am Ende die Kondition ausging.

Dänemark: Sørensen (Stoke) - Jacobsen (Blackburn), Kjær (Wolfsburg), Agger (Liverpool), S. Poulsen (Alkmaar), ab 28. Thomsen (SönderjyskE) - Jensen (Brøndby), ab 46. Schöne (Nijmegen), Jørgensen (Kopenhagen), Eriksen (Ajax Amsterdam) - Rommedahl (Piräus), Pedersen (Nordsjælland), ab 55. Junker (Kerkrade), Enevoldsen (Groningen), ab 46. Silberbauer (Utrecht).

Deutschland: Wiese (Bremen) - Beck (Hoffenheim), ab 56. Riether (Wolfsburg), Boateng (Manchester City), ab 78. Schulz (Hannover), Tasci (Stuttgart), Schäfer (Wolfsburg) - Hitzlsperger (West Ham), ab 66. Helmes (Leverkusen), Gentner (Stuttgart) - Träsch (Stuttgart), Kroos (FC Bayern), Marin (Bremen), ab 56. Hunt (Bremen) - Gomez (FC Bayern).

Tor: 0:1 Gomez (19.), 0:2 Helmes (73.), 1:2 Rommedahl (74.), 2:2 Junker (87.) - SR: Kelly (Irland). - Zuschauer: 20000.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: