DFB:Tendenz spricht gegen Berti Vogts

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Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes ist dagegen, den ehemaligen Bundestrainer zum Technischen Direktor zu ernennen.

Von Philipp Selldorf

Zu seinen Ambitionen, eine Anstellung als Technischer Direktor beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu erhalten, will sich Berti Vogts nicht mehr öffentlich äußern. "Es ist wieder viel geschrieben worden", erklärte er neulich dem Internetdienst Sport1, "ich bin in Gesprächen mit Jürgen Klinsmann. Alles andere interessiert mich nicht."

Vogts folgt damit besserer Einsicht: Anfang März hatte er vom DFB einen schnellen Entschluss in der Frage gefordert - mit einer Heftigkeit, die seiner Sache nicht nutzte.

Tatsächlich spricht die Tendenz in den Gremien gegen ihn. Das Fachblatt kicker berichtete sogar bereits, das Thema Vogts sei mangels Zustimmung im Verband praktisch "abgehakt".

Soweit ist es zwar noch nicht, zumal da eine Entscheidung über die Einrichtung des Postens erst im Sommer getroffen werden soll, aber auch Vogts' Fürsprecher erkennen mittlerweile, dass die Stimmung in der Zentrale sich gegen den ehemaligen Bundestrainer gewendet hat.

"Im DFB, das muss man sagen, ist recht viel Widerstand. Doch uns ist nicht gesagt worden, dass das Thema abgehakt ist", sagt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft, der sich mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann für Vogts stark gemacht hatte.

Mayer-Vorfelder nicht begeistert

Diese Unterstützung dürfe man aber nicht als Prinzipienfrage verstehen, erklärt Bierhoff: "Wir sagen ja nicht, dass unser Entschluss (Vogts vorzuschlagen) wie das Amen in der Kirche ist. Ich habe das schon registriert, dass viele die Frage stellen: Ist Vogts wirklich der Richtige?" Man kann das durchaus als vorsichtigen Rückzug deuten.

Eine Quelle des Widerstandes findet sich schon in der Führung des Verbandes. Es ist unübersehbar, dass Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder von Klinsmanns Plan, Vogts an der höchst verantwortlichen Stelle für die Nachwuchsarbeit und die sportliche Strategie des Verbandes zu platzieren, nicht begeistert war.

Während der zweite Präsident Theo Zwanziger ein moderater Befürworter der Vogts-Lösung ist und auch DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt sich für den früheren Nationaltrainer einsetzte, wird Mayer-Vorfelders ablehnende Haltung offenkundig von einer Mehrheit der Mitglieder des DFB-Vorstandes geteilt.

Oliver Bierhoff räumt ein, dass Vogts Defizite hat ("er ist kommunikativ nicht der Freundlichste"), hält ihn jedoch weiterhin für einen plausiblen Kandidaten: "Es besteht eine Verbindung zum DFB, er kennt die Verbandsstrukturen und die handelnden Personen, er ist unbequem und kann neue Pläne durchsetzen. Er hat Erfahrung und als Trainer ein gewisses Ansehen. Es wäre gut, wenn es einer macht, der die Situation ein bisschen aufmischt."

Die Einrichtung der Stelle des Technischen Direktors betrachtet der Teammanager zwar weiterhin als "notwendig", doch vermutlich werden bald auch andere Namen diskutiert werden, wie Bierhoff nahelegt: "Das Thema ist bis zum Konföderationenpokal aufgeschoben. Bis dahin haben wir Zeit, uns noch ein paar Gedanken zu machen."

Bedenkzeit bittet sich Bierhoff auch in eigener Sache aus. Dem Wunsch von DFB-Chef Zwanziger, das Gespann Klinsmann/Bierhoff über die WM 2006 hinaus ans Amt zu binden, verschließt sich zumindest Bierhoff nicht: "Mir macht's Spaß, ich komme in einen Rhythmus rein und merke, dass sich die Dinge besser einspielen. Grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt, weiter zu machen. Für mich wäre es aber wichtig zu wissen, wer Trainer wird. Voraussetzung wäre daher, dass ich im Entscheidungsprozess über den neuen Trainer eingeschlossen würde."

Denn dass Klinsmann seine Arbeit fortsetzt, kann nicht als wahrscheinlich gelten.

© SZ vom 31.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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