DFB-Elf gegen die Ukraine:Vieles positiv

Deutschland - Ukraine

Wieder Werner: Der frühere Leipziger (rechts) freut sich mit Serge Gnabry an alter Wirkungsstätte über sein zweites Tor zum 3:1.

(Foto: Robert Michael/dpa)

Erst steht das Spiel wegen ukrainischer Coronatests auf der Kippe, dann gewinnt die deutsche Nationalelf verdient 3:1 - obwohl eine taktische Idee von Bundestrainer Löw zunächst fehlschlägt.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Jedes Spiel hat seinen Prolog, und jener der Nations-League-Partie Deutschland-Ukraine vom Samstagabend begann am Freitag. Vier Spieler und ein Funktionär der ukrainischen Delegation waren positiv auf Corona getestet worden. Erst wenige Stunden vor Beginn der Partie und nachdem die örtlichen Gesundheitsbehörden darauf verzichtet hatten, weitere Ukrainer in die Isolation zu schicken, war die Austragung des Spiels gesichert: Eine neue Testreihe bei den Ukrainern ergab das gleiche Ergebnis wie beim DFB-Team von Joachim Löw: alle negativ!

Der Abend wurde für die deutsche Mannschaft sportlich überaus positiv: In einem Spiel, in dem ihr der Pfosten gleich drei Mal hold war, siegte die deutsche Mannschaft gegen die Ukrainer durch Tore von Leroy Sané (23.) und Timo Werner (33./64.) mit 3:1. "Es war nicht ganz einfach. Aber insgesamt können wir zufrieden sein", urteilte Bundestrainer Joachim Löw im ZDF. Damit entriss die DFB-Elf den Spaniern die Tabellenführung - denn die Mannschaft von Luis Enrique kam im dritten Spiel der Gruppe A4 in der Schweiz nicht über ein 1:1 hinaus.

Die im Vergleich zum Testspiel vom Mittwoch gegen Tschechien (1:0) auf sieben Positionen veränderte deutsche Mannschaft hatte rasch einen Schock zu verdauen. Gut zehn Minuten lang hatte sich im Grunde jedes Geschehen der Partie in der Hälfte der Ukrainer abgespielt, dann wurde das DFB-Team Opfer einer frappierenden defensiven Unordnung. Beim ersten Konter der Ukrainer stocherten Linksverteidiger Philipp Max noch Innenverteidiger Robin Koch im Nebel des eigenen Strafraums, und ehe sie klare Sicht verspürten, war der Ball längst zu dem wuchtigen Mittelstürmer Roman Jaremtschuk geflippert, der seinem Bewacher Niklas Süle entwischt war. Mit einem satten Rechtsschuss aus elf Metern, der seinem Trainer Andrij Schewtschenko alle Ehre gemacht hätte, überwand er den machtlosen Manuel Neuer, der am Samstag die 95 Länderspiele des großen Sepp Maier egalisierte.

Der Ball blieb zwar auch nach dem Rückstand Mobiliarvermögen der deutschen Mannschaft. Löws Kniff aber, angesichts der Absenzen von Toni Kroos (gelbgesperrt) und Joshua Kimmich (verletzt) den nominellen Innenverteidiger Koch vor die Abwehr zu ziehen, um die Kreise von Regisseur Oleksandr Sintschenko zu stören, lief derart oft ins Leere, dass die DFB-Mannschaft kaum Sicherheit verströmte. Der Grund: Sintschenko gehört zur Gattung der Aale und entzog sich geschickt jedem Zugriff. Umgekehrt hatte es der tempogeladene Sturm - Timo Werner, Leroy Sané und Serge Gnabry - aufgrund der extrem tief gestaffelten Abwehr der Ukrainer schwer, Räume zu finden. Man merkte der Elf von Schewtschenko an, dass sie das Spiel da hatte, wo sie es erträumt hatte. Dann aber liefen die Ukrainer doch, wider das Libretto der Partie, in einen klassischen Konter.

Leon Goretzka stibitzte Sintschenko den Ball, erspähte auf der rechten Seite seinen Bayern-Kameraden Leroy Sané, der sich den Ball am Strafraumrand mit dem linken Außenrist zurechtlegte und dann mit einem Linksschuss à la Arjen Robben flach an den zweiten Pfosten vollendete. Zwei Fernschüsse von Goretzka (26.) und Antonio Rüdiger (28.) später leitete dann Koch im Stile eines "Zehners" das 2:1 ein. Koch bediente Goretzka mit einem Lupfer im Strafraum, der Bayern-Profi brachte den Ball mit einem artistischen Scherenschlag unter Kontrolle und flankte auf Timo Werner. Der heutige Chelsea-Stürmer traf bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte Leipzig aus drei Metern per Kopf (33.). Er stand dabei so frei, dass das vor der Partie von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff bemühte Wort der Wissenschaftler galt, wonach das Risiko, sich auf dem Platz anzustecken, "nicht so groß ist."

Nach der Halbzeitpause schoben die Ukrainer ihre Reihen weiter nach vorne. Und es begann - erstmals in dieser Partie - eine Phase, in der die Ukrainer auch den Willen zeigten, zu beweisen, dass sie mit dem Ball etwas anzustellen wissen. In der 52. Minute hallte erstmals der metallene Klang von Aluminium durch das geisterspielleere Stadion zu Leipzig: Sintchenko hielt aus 16 Metern drauf, doch Süle fälschte den Schuss zum Pfosten ab. Nach und nach gelang es dem DFB-Team jedoch, den Ball wieder an sich zu reißen - auch weil die Abstände der direkten Nachbarn zu Koch geringer geworden waren.

Sané, Werner und Gnabry ließen eine Kaskade an guten Gelegenheiten liegen (wobei Werner zurecht einen Handelfmeter reklamierte); in der 64. Minute aber traf Werner schließlich doch zum 3:1. Ilkay Gündogan, der immer stärker die Kontrolle über das Mittelfeld im Allgemeinen und die Struktur des deutschen Spiels im Besonderen mit seinem Namen versah, passte auf Rechtsverteidiger Matthias Ginter, der Werner direkt bediente. Dessen Schuss wurde leicht abgefälscht - zum Unbill des ukrainischen Torwarts Andrij Pjatow.

Die Partie plätscherte hernach vor sich hin wie der Brunnen vor dem Teamhotel der Deutschen. Bis Marlos, der Ukrainer brasilianischer Herkunft, den Ball vom rechten Strafraumeck mit links an den zweiten Außenpfosten setzte (75.). Erst danach wechselte Bundestrainer Löw erstmals: Für Werner kam Julian Brandt, der sich bald gut einführte, mit einem Schuss aus spitzem Winkel, den Torwart Pjatow zur Ecke lenkte (78.). In dessen Händen landete kurz danach auch ein Kopfball von Goretzka. Nach einem Ballverlust von Koch im Zentrum folgte dann der dritte und letzte Pfostenschuss der Ukrainer, diesmal von Junior Moraes (83.), ehe ein glanzloser, aber verdienter Sieg in die Annalen der deutschen Mannschaft einging.

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