Süddeutsche Zeitung

DFB-Team:Absage an eine "Schande von Recife"

Hansi Flick und Mats Hummels weisen den Verdacht einer Absprache mit dem US-Team von Jürgen Klinsmann zurück. Boateng und Khedira haben ihre Verletzungen auskuriert. Ghanas Verbandspräsident sieht in den Betrugsvorwürfen britischer Medien gegen sich eine Kampagne.

Deutschland/USA: Die sportliche Leitung und die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft haben eine mögliche Absprache vor dem letzten WM-Gruppenspiel am Donnerstag gegen die USA kategorisch ausgeschlossen. "Es wäre grob unsportlich, sollte irgendwer solche Gedanken hegen, der auf dem Platz steht", wies Verteidiger Mats Hummels vor der Partie gegen die USA jeden Absprache-Verdacht zurück: "Wir werden definitiv auf Sieg spielen. Alles andere wäre anderen Nationen gegenüber unfair."

Nach dem 2:2 der USA gegen Portugal führt die DFB-Auswahl die Gruppe G mit vier Zählern vor den punktgleichen Amerikanern von Trainer Klinsmann an. Mit einem Unentschieden würden beide Mannschaften ins Achtelfinale einziehen. Auch Hansi Flick, Assistent von Joachim Löw, schloss jede Kontaktaufnahme mit dem früheren Bundestrainer Klinsmann vor der Partie in Recife aus. "Die Playoffs haben für uns begonnen. Wir werden einen Teufel tun und uns auf einem Unentschieden ausruhen. Wir wollen das Spiel gewinnen. Und ich bin überzeugt, dass die Mannschaft die passende Antwort geben wird", erklärte Flick. "Wir sind gute Freunde, aber es wird keinen Anruf geben", hatte Klinsmann zu einem möglichen Kontakt zu Löw erklärt.

Trotz der möglichen rechtzeitigen Genesungen von Khedira, der sich beim 2:2 gegen Ghana eine Innenbandzerrung im linken Knie zugezogen hatte, und Abwehrspieler Boateng (Muskelverhärtung) deutete Flick mögliche Umstellungen in der Startelf an. "Wir sind sehr froh, dass wir so viele Optionen haben", sagte er. Der Münchner Bastian Schweinsteiger hatte sich gegen Ghana über 20 Minuten als Alternative für Khedira anbieten können. "Er hat seine Sache gut gemacht", bemerkte Flick. Die Position von Philipp Lahm im Mittelfeld wird von aber nicht infrage gestellt. Mit einem klaren "Nein" beantwortete Flick eine entsprechende Frage.

Ghana, Betrugsgerüchte: Ghanas Fußball-Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi sieht in den Betrugsvorwürfen zweier britischer Medien gegen sich eine lancierte Kampagne. "Sie sind Spezialisten darin. Sie haben falsch über mich und unseren Verband berichtet. Wenn sie irgendeinen Beweis für ihre Behauptungen haben, sollen sie ihn veröffentlichen", forderte er am Montag in Ghanas WM-Quartier in Maceió. Die Medien hatten behauptet, Nyantakyi innerhalb einer Undercover-Aktion dazu gebracht zu haben, einem Vertrag mit einem vermeintlichen Wett-Syndikat zuzustimmen. Das sei falsch, sagte Nyantakyi, auch sei es in den Gesprächen nie um geplante Spiel-Manipulationen gegangen.

Deutschland, Training: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kann für das letzte WM-Gruppenspiel am Donnerstag in Recife (18 Uhr) mit den zuletzt angeschlagenen Profis Sami Khedira und Jérôme Boateng planen. "Es gab Grünes Licht vor der medizinischen Abteilung. Beide werden heute trainieren", sagte Bundestrainer-Assistent Hansi Flick im Mannschaftquartier in Santo André. Mittelfeldspieler Khedira hatte sich gegen Ghana am Samstag eine Innenbandzerrung im linken Knie zugezogen, Abwehrspezialist Boateng zuletzt über eine Muskelverhärtung geklagt. Ein Wechsel von Lahm auf die rechte Verteidiger-Position sei derweil "keine Option. Wir sehen Philipp im Mittelfeld. Er gibt uns eine gute Ordnung und ein gutes Gleichgewicht. Unser Spiel im Mittelfeld greift so langsam", sagte Flick.

Belgien, Wilmots: Achtung, gelbe Gefahr! Belgiens Fußball-Nationaltrainer Marc Wilmots will seine vorbelasteten Stammspieler Toby Alderweireld und Axel Witsel im abschließenden WM-Gruppenspiel gegen Südkorea am Donnerstag (22.00 Uhr MESZ/ZDF) schonen. Das bestätigte der Coach am Montag im Quartier der Belgier in Mogi das Cruzes. Beide Spieler wären im Achtelfinale, für das Belgien bereits qualifiziert ist, gesperrt, wenn sie gegen die Asiaten erneut Gelb sehen würden. Außerdem kündigte Wilmots an, er werde dem ein oder anderen nach den Siegen gegen Algerien (2:1) und Russland (1:0) erschöpften Spieler eine Pause verordnen. In Jan Vertonghen ist noch ein dritter Belgier mit Gelb vorbelastet, der Verteidiger muss aber gegen Südkorea wohl den angeschlagenen Thomas Vermaelen (Muskelverletzung) ersetzen.

Fifa, Trinkpause: Die Pause im WM-Spiel zwischen den USA und Portugal war doch keine offizielle Kühlpause. Das teilte die Fifa in Rio de Janeiro mit. Der Weltverband hatte während der Partie am Vorabend in Manaus die erste Kühlpause in der WM-Geschichte per Twitter verkündet. Der argentinische Schiedsrichter Nestor Pitana gönnte den Spielern hingegen nur eine Trinkpause während einer Behandlung des früheren Bundesliga-Akteurs Jermaine Jones. Um die Unterbrechungen während der großen Hitze in Brasilien hatte es einen Rechtsstreit gegeben. Ein Arbeitsgericht in Brasilía ordnete obligatorische Pausen an, wenn der Index Wet Bulb Globe Temperature 32 Grad erreicht. Der Weltverband hatte in seinen WM-Regularien eine Entscheidung ab dieser Marke dem Schiedsrichter überlassen. Bislang wurde der Grenzwert laut Fifa bei keinem der 32 WM-Spiele erreicht. Schiedsrichter Pitana hatte dennoch ein Einsehen und schuf mit der Trinkpause jenseits aller Verordnungen Fakten.

Niederlande, Louis van Gaal: Louis van Gaal hat auf der offiziellen Fifa-Pressekonferenz zu einem Rundumschlag gegen den Fußball-Weltverband ausgeholt. "Die Fifa spricht immer von Fairplay, und dann spielt sie immer mit solchen Tricks. Das ist nicht gut, das ist kein Fairplay. Warum zur Hölle tun sie das?", schimpfte der niederländische Nationaltrainer und Ex-Coach von Bayern München. Grund für seine Kritik: Die Niederlande wissen beim Spiel gegen Chile in São Paulo am Montag (18 Uhr/ARD) nicht, ob sie als Gruppenerster oder -Zweiter im Achtelfinale auf WM-Gastgeber und Topfavorit Brasilien treffen würden. Die Südamerikaner spielen ihr letztes Gruppenspiel danach - obwohl sie in Gruppe A spielen und die Niederlande in Gruppe B. Einmal in Fahrt, regte sich der 62-Jährige auch über die Ansetzung der regelmäßigen Pressekonferenzen mit einem Spieler am Tag vor den Partien auf: "Das ist nicht clever. Die Spieler müssen sich auf ihr Training konzentrieren." Als eine Art von Protest brachte van Gaal am Sonntag Abwehrspieler Bruno Martins Indi mit. "Er ist verletzt und kann ohnehin nicht trainieren", sagte er: "Er hat es für die Kollegen getan."

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